Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
Vom Netzwerk:
zugebracht hat.«
    Stanton unterbricht die Aufnahme und reißt sich die Sprechgarnitur vom Kopf.
    »Der verdammte Schweinehund fängt an, mir gewaltig auf den Sack zu gehen.«
    »Mir auch.«
    Die Zentrifuge meldet mit einem Signalton, dass sie ihren Zyklus beendet hat. Stanton rührt die Flüssigkeit mit einem Glasröhrchen um und trägt dann winzige Tröpfchen davon auf mehrere Objektträger auf, die er eins nach dem anderen unter Photonenmikroskope legt. Ein Höllenlärm setzt ein, als die Geräte Kalebs Blut mit Photonen bombardieren, um dessen Bestandteile zu analysieren. Als wieder Stille eintritt, nehmen Stanton und Mancuzo die Gläser zur Hand, bestreichen sie mit einer chemischen Lösung und warten auf die dadurch hervorgerufene Verfärbung.
    Ratternd spuckt ein Nadeldrucker eine Ergebnisliste aus. Mancuzo betrachtet sie nachdenklich und sagt dann in sein Diktiergerät: »Blutanalyse des Mörders von Hattiesburg.
    Das Blutserum ist stark zersetzt. Kaum oder wenig Zucker, Hinweis auf stark unterdurchschnittliche Anteile an Erythrozyten, erhöhter Anteil an Leukozyten. Es gibt nicht den geringsten Hinweis auf die Anwendung üblicher Medikamente wie Aspirin oder entzündungshemmende Mittel, keinerlei Spuren von Tranquilizern oder auf das Zentralnervensystem einwirkende Sedativa, nichts, das bei psychiatrischen Behandlungen verwendet wird. Wie nach den vorigen Untersuchungen nicht anders zu erwarten, weist das Blut des Mannes keinerlei Spuren von Antikörpern als Ergebnis von Impfungen auf. Er ist mithin gegen keine der landläufigen Krankheiten immunisiert. Wohl aber lassen sich Antigene vom Typus F1 nachweisen.«
    Stanton sieht Mancuzo an, als habe dieser gerade erklärt, der Mann sei ein ferner Verwandter des Außerirdischen, dessen Überreste man 1947 angeblich bei Roswell gefunden hatte. Er legt eine Hand auf sein Mikrofon, damit seine Worte nicht aufgenommen werden, und fragt: »Bist du jetzt total verrückt geworden?«
    Mancuzo, der tief in Gedanken ist, zuckt leicht zusammen.
    »Hm? Was sagst du?«
    »Du behauptest, dass der da das Antigen F1 hat. Hast du was getrunken, oder spinnst du jetzt total?«
    »Keins von beiden. Antigen F1. Hundert Pro.«
    Stanton nimmt das Blatt, das ihm sein Kollege hinhält, liest aufmerksam und sagt ins Mikrofon seines Diktiergeräts: »Der Pathologe Stanton bestätigt: Es finden sich weder Hinweise auf neuzeitliche chemische Verunreinigungen, noch Reste von Medikamenten und auch keinerlei Antikörper als Folge einer Impfung. Wohl aber das Antigen F1, ein Hinweis auf intensiven Kontakt mit Yersinia pestis. «
    »Du meinst also, der Mann ist mit dem Pesterreger in Berührung gekommen?«
    Aufgeregt macht sich Stanton an die nächste Probe. Schweigend wartet er, bis die Chemikalie auf das Blut eingewirkt hat. Dann sagt er: »Vorhandensein von Yersinia pestis bestätigt. Der Erreger ist aktiv. Der Mann selbst ist immun, hätte aber jederzeit andere Menschen anstecken können.«
    Während Mancuzo weitere Proben zentrifugiert, prüft Stanton seine Schutzmaske auf Dichtigkeit und macht einen weiteren Objektträger bereit, auf den er einige Tropfen reines Glyzerin gibt. Dann sieht er angespannt durch das Mikroskop und wartet stumm auf das Ergebnis.
    »Reaktion nach dreißig Sekunden. Es handelt sich um einen in Kontinentaleuropa verbreiteten Stamm von Yersinia pestis, der auf einen Erreger aus Zentralasien zurückgeht.«
    Mancuzo gibt einige Tropfen einer Nitratlösung auf eine weitere Probe und sagt mühsam beherrscht: »Starke Nitratreaktion in Anwesenheit des Erregers. Wir beobachten bei der Atmung des aktiven Bakteriums einen raschen Abbau des Nitrats zu Nitrit unter Ausscheidung von Salpetersäure. Schlussfolgerung: Wir haben es mit dem Erreger der Beulenpest zu tun, der im sechsten Jahrhundert unserer Zeitrechnung um das ganze Mittelmeer herum gewütet hat.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das war die erste große Epidemie in der Geschichte, meine liebe Parks. Die Geißel des Justinian, von der der antike Historiker Prokopios gesagt hat, sie hätte die menschliche Gattung um ein Haar ausgerottet.«
    Über eine letzte Probe gebeugt, unterbricht Stanton seinen Kollegen mit vor Erregung zitternder Stimme: »Da haben wir noch einen Erreger! Verdammt, Mancuzo, es handelt sich um eine yersinia 2 ! Auf dem europäischen Kontinent aufgetretenes Bakterium, das in Anwesenheit von Glyzerin fermentiert. Keinerlei Abbau des Nitrats und keinerlei Reaktion in Anwesenheit einer konzentrierten

Weitere Kostenlose Bücher