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Das Evangelium nach Satan

Das Evangelium nach Satan

Titel: Das Evangelium nach Satan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Graham
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Melibiose. Es handelt sich eindeutig um eine weitere Bakterienart, und zwar um den Typus medievalis. «
    »Mein Gott, der Schwarze Tod …«
    Während Mancuzo zu seinem Mobiltelefon greift, um den Direktor des FBI von dem Ergebnis in Kenntnis zu setzen, betrachtet Maria von Grauen erfasst Kaleb, dessen zerstörtes Gesicht im Licht der Leuchtstoffröhren zu lächeln scheint.

12
    Der Papst nimmt sein Glas und trinkt einen Schluck Wasser. Der erdige Geschmack ist verschwunden. Als er wieder spricht, klingt seine Stimme müde.
    »Einige Stunden, nachdem die Jünger des Janus den Leichnam Christi an sich gebracht hatten, hat ein Mann namens Joseph von Arimathia einen mit Blut bedeckten Nagel gefunden, der offensichtlich bei der Kreuzigung verwendet worden war. Er hat ihn in ein Tuch gewickelt und eingesteckt.«
    Schweigen.
    »Wir wissen, dass er dies Tuch an Petrus weitergegeben hat, den obersten der Apostel, den Christus als ersten Papst der Christenheit eingesetzt hatte. Durch ihn ist der Nagel nach Rom gekommen und über die Jahrhunderte hinweg von einem Papst zum anderen weitergegeben worden.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass er sich auch in Eurem Besitz befindet?«
    »Er wird an einem sicheren Ort aufbewahrt, wie auch andere von Maria und Johannes gesammelte Reliquien. Die beiden befanden sich im Augenblick von Christi Todeskampf schließlich unter dem Kreuz. Wir haben die auf dem Nagel befindliche DNS unter größter Geheimhaltung untersuchen lassen – es handelt sich um einige hart gewordene Muskelfasern und altes Blut. Anschließend haben wir die Ergebnisse mit der DNS des Janus-Skeletts verglichen.«
    »Und?«
    »Es unterliegt keinem Zweifel, dass es sich bei dem Toten, den die abtrünnigen Jünger in den Höhlen im Norden Galiläas beigesetzt haben, um Christus handelt.«
    »Großer Gott … Und was ist mit dem Schweißtuch von Turin? Mit den Resten des wahren Kreuzes? Mit all den Reliquien, die wir in den Kirchen und Kathedralen der ganzen Christenheit zeigen?«
    »Vergesst den Heiligen Gral nicht!«
    »Wie belieben?«
    »Es dürfte das Beste sein, wenn ich Euch eines Tages in die geheimen Räume des Vatikans führe. Ihr würdet erstaunt sein zu sehen, wie viele falsche und echte Reliquien dort schlummern. Und natürlich auch archäologische Funde.«
    »Archäologische Funde?«
    »Von Anbeginn der Christianisierung Asiens an haben wir immer wieder Hinweise auf eine ausgedehnte Missionstätigkeit von Janus-Anhängern in China und Zentralasien gefunden. Sie zieht sich bis nach Sibirien. Dort endet die Fährte, als wäre sie mit einem Messer abgeschnitten worden.«
    »Was für Hinweise sind das?«
    »Tontäfelchen, Altäre, farbige Reliefs und Tempel, die dem Janus geweiht sind. Man weiß, dass es jenen Missionaren damals gelungen ist, zahlreiche nomadisierende Völkerschaften wie die Mongolen zu ihrer Lehre zu bekehren, woraufhin jene die Botschaft vom Abfall Christi wie eine tödliche Krankheit weiterverbreitet haben.«
    Erneut Schweigen.
    »In den darauf folgenden Jahrhunderten haben die Ritter des Ordens der Archivare unaufhörlich die fernsten Weltwinkel durchstreift, um diese Spuren zu vernichten. Sie haben Tempel niedergerissen, Reliefs zerstört, Altäre zerschlagen und alles, was sich an Kultgegenständen transportieren ließ, hergebracht, damit sie in geheimen Räumen des Vatikans eingeschlossen werden konnten. Es war eine langwierige und mühevolle Aufgabe, aber ich denke, wir können sagen, dass es in jener Weltgegend keinerlei Reste des Januskults mehr gibt, jedenfalls nichts, was sich als ihm zugehörig identifizieren ließe.«
    »Aber …?«
    »Aber am Ende des fünfzehnten Jahrhunderts sind die spanischen Eroberer der Neuen Welt in den riesigen Gebieten der Azteken und Inka auf sonderbare Dinge gestoßen.«
    »Nämlich?«
    »Marmorkreuze, unterirdische Tempel und farbige Reliefs, die Janus verherrlichen.«
    »Barmherziger Gott, Ihr wollt mir doch nicht etwa sagen, dass die Missionare des Janus den Atlantik noch vor Kolumbus überquert hatten?«
    »Das nicht. Wohl aber sind wir der Meinung, dass sie wie die Bewohner der Mongolei, bekanntlich die Vorfahren der nordamerikanischen Indianer, einige Dutzend Jahrhunderte vor den Spaniern die zugefrorene Beringstraße überquert haben und entlang der Pazifikküste bis nach Mexiko gezogen sind. So etwas breitet sich wie eine Epidemie aus.
    Als der Papst und die Inquisitoren in Salamanca erfuhren, dass Sendboten der Irrlehre lange vor den Karavellen des

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