Das ewige Lied - Fantasy-Roman
Wind, wirbelte sie in der Bardin auf und schien um sie herumzufegen. Jayel sang vom lauen Sommerwind, der sich zu einem reißenden Gewittersturm entwickelt, vom Orkan, der alles vernichtet. Strudelnd wie der Tornado stieg die Energie durch Jayels Arme nach oben und erfasste den Kristall in ihren geschlossenen Händen. Der Kristall begann, herumzuwirbeln, als stecke er selbst in einer Windhose, und Jayel hatte Mühe, ihn zu halten. Doch plötzlich wusste sie wieder, dass sie ihre Hände nun öffnen musste.
Jayel öffnete die Augen und gleichzeitig ihre geschlossenen Hände. Sie sah, dass die Krätschen sie fast erreicht hatten. Doch in diesem Moment wurden Jayel, ihre Freunde und die Pferde von einem gewaltigen Wirbel erfasst und in die Luft gerissen. Gemma schrie erschrocken auf und auch die Pferde gerieten in Panik. Rasch ergriff Jayel wieder den Kristall, ehe er von ihr fortgewirbelt werden konnte. Keine Sekunde zu früh, denn im nächsten Moment rasten sie über das Modermoor hinweg gen Süden. Jayel hörte nichts mehr außer dem zischenden Pfeifen des Windes in ihren Ohren, und sie sah nur noch die unter ihr dahinrasende Landschaft. Ihre Hände umklammerten den Kristall, während sie umher geworfen wurde wie ein Blatt im Herbstwind. Wo ihre Freunde waren, konnte sie nicht sagen, auch über den Verbleib der Pferde wusste sie nichts. Sie hoffte nur, daß der Orkan sie nicht meilenweit voneinander trennen würde.
Jayel konnte nicht sagen, wie lange der rasante Flug dauerte; ihr kam es vor wie eine Ewigkeit. Irgendwann jedoch wurde sie langsamer, und die Bardin befürchtete schon, auf die Erde hinabzustürzen. Doch der seltsame Wirbelwind setzte sie sanft auf einer spärlich mit Gras bewachsenen Ebene ab und verwandelte sich dann in ein leichtes Lüftchen, das schließlich ganz verschwand.
Jayel sah sich um. Um sie herum standen mit fassungslosem Gesicht ihre Freunde, und auch die Pferde grasten wohlbehalten und friedlich in der Nähe, als wäre nichts geschehen. Die Luft war frisch und klar, über ihnen erstreckte sich wolkenloser, blauer Himmel und nichts war zu hören außer dem Gesang eines Vogels. Hinter ihnen lag das Modermoor – und vor ihnen erstreckte sich eine trockene Steppe –der letzte schmale Streifen, wie Jayel wusste, der zwischen ihnen und der Grenze zum Südreich lag.
13: Feinde, Drache und Tod
„Grmpf“, sagte Daphnus und ließ sich mit zitternden Beinen auf den Boden sinken. Tiark hatte sich vornüber auf die Erde geworfen und war damit beschäftigt, den Boden zu küssen.
„Erst reite ich Riesenschafe“, schimpfte er zwischendurch, „dann fliege ich auch noch. Ein Wunder, dass wir noch am Leben sind!“ Auch Kallabul war merklich blasser als gewohnt.
„Es ist ja nichts passiert“, versuchte Jayel die anderen zu beruhigen.
„Grmpf“, wiederholte Daphnus und sah sie entrüstet an.
Einzig Gemma wirkte vergnügt. „Also, ich fand es toll!“, sagte sie fröhlich.
„Grmpf“, machte Daphnus und sah die Elfin mit bitterbösem Gesicht an, als sei sie allein dafür verantwortlich, dass sie überhaupt geflogen waren.
Nach einer Weile hatten sich jedoch alle beruhigt. Da die Nacht hereingebrochen war beschlossen sie, an Ort und Stelle zu lagern. Sie waren sich einig, wieder Wachen aufzustellen, da das Modermoor ja immer noch gefährlich nahe war. Zunächst saßen sie am Lagerfeuer und beratschlagten, wie es weitergehen sollte.
„Unser nächstes Ziel ist Kazad“, erklärte Jayel. „Dort steht der Tempel des heiligen Steines. Das ist unser einziger Anhaltspunkt, den wir für die Suche nach dem letzten Kristall haben.“
„Wenn das so ist“, meinte Gemma, „warum sind wir dann nicht gleich bis nach Kazad durchgeflogen? Wäre schneller gegangen...“
Von drei Seiten wurden ihr giftige Blicke zugeschossen. Jayel verkniff sich ein Lächeln und sagte: „Ich konnte den Zauber ja nicht steuern. Er hat uns dort abgesetzt, wo wir außer Gefahr waren.“
„Dann ist mir klar, warum er uns nicht bis nach Kazad gebracht hat“, brummte Tiark. „Eine belagerte Stadt ist nicht gerade ein gefahrloser Ort.“
Jayel schwieg. Sie hoffte, dass es bei der Belagerung geblieben war und keine größeren Kampfhandlungen stattgefunden hatten. „Vielleicht können wir in Kazad Kontakt zur Großkaiserin Cwell aufnehmen und ihr von den neuesten Ereignissen berichten“, schlug Kallabul vor.
Die Bardin nickte nachdenklich. „Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber bedenke, dass wir nach Kazad hinein
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