Das Exil Der Königin: Roman
sagte sie lauter: »Master Gryphon, beendet den Unterricht.«
Gryphon wandte sich an die glotzenden Studenten. »Neuling Alister hat uns allen gezeigt, welchen Preis wir zu zahlen haben, wenn sich mangelnde Sorgfalt und Arroganz mit Unwissenheit verbinden. Vergesst das nie.« Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen. »Ich möchte, dass ihr bis morgen zwei Seiten über eure Erfahrung in Aediion schreibt, die ihr der übrigen Klasse zur Verfügung stellt. Ihr könnt jetzt gehen.«
Die Studenten packten ihre Sachen ein. Han spürte die Erschütterung von Schritten und die Berührung von Blicken, als sie nach draußen schlurften. Fiona rührte sich nicht, als hoffte sie, übersehen zu werden.
»Du auch, Fiona«, sagte Gryphon. »Und auch du, Hayden. Geht.«
Fionas Knie lösten sich von Hans Seite, als sie aufstand. Er hörte, wie sie wegging, wie sich eine Tür öffnete und dann wieder zuschlug.
»Ich warte, damit ich Alister in sein Zimmer zurückbringen kann«, sagte Dancer. »Oder in die Halle des Heilers. Wo immer er hingehen sollte.«
Abelard warf einen Blick auf Dancer und musterte seine störrische Miene. Sie seufzte. »Also gut. Aber geh jetzt bitte für einen Moment nach draußen. Wir müssen allein mit Alister reden.«
Dancer schüttelte den Kopf. Seine blauen Augen hefteten sich auf die Dekanin. »Ich bin …«
»Schon in Ordnung«, sagte Han und winkte ihn weg. »Es geht mir gut.« Er fing tatsächlich an, sich ein bisschen besser zu fühlen. Ein Tröpfeln von Hitze in der Mitte seines Rumpfs verriet ihm, dass sich wieder Magie sammelte.
Abelard wartete, bis die Tür sich hinter Dancer geschlossen hatte, dann sprach sie weiter.
»Also, Alister«, sagte sie weich und schloss ihre Finger um sein Handgelenk. »Jetzt erzähl mir alles.« Macht strömte in ihn hinein. Es fiel ihm schwer, ihr zu widerstehen, so leer und schwach wie er war.
»Worüber soll ich Euch alles erzählen?«, fragte Han. Als sie ihn weiter einfach nur anstarrte, sagte er: »Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich benommen war, und dann muss ich ohnmächtig geworden sein. Ich glaube nicht, dass wirklich irgendetwas passiert ist. Etwas Magisches, meine ich.«
»Alister hat mit dem Kupferkopf zusammengearbeitet, der gerade hier war«, warf Gryphon ein. »Sein Freund ist nach ein paar Minuten zurückgekehrt, aber Alister ist dageblieben, bis ich ihn mit Gewalt zurückgeholt habe. Er muss seine Macht wie wahnsinnig benutzt haben. Sein Amulett war fast vollständig geleert.«
Abelard runzelte die Stirn. »Wie lange war er weg?«
Der Master zögerte. »Etwa fünfzehn Minuten.«
»Fünfzehn Minuten?« Abelard richtete sich auf und starrte Gryphon ins Gesicht. »Er ist ein Neuling, Master Gryphon. Ein Kind, in magischer Hinsicht. Wieso habt Ihr das nicht schon früher unterbunden?«
Gryphon sah aus, als hätte er sich Abelards hartem Blick am liebsten entzogen. »Ich habe mit einem anderen Studenten zusammengearbeitet, da einer übrig gewesen ist.«
»Ihr hättet wissen müssen, dass das nicht geht!«, explodierte Abelard. »Wie könnt Ihr Eure Studenten im Blick haben, wenn Ihr selbst in Aediion herumreist?«
Gryphon hielt dem Blick der Dekanin stand. »Es war unverantwortlich. Ein Fehler meinerseits.« Er machte eine Pause. »Es wird nicht wieder vorkommen, das versichere ich Euch.«
Abelard wandte sich wieder an Han. »Hat Master Gryphon dich vor den Konsequenzen gewarnt, mit denen du zu rechnen hast, wenn du zu lange in Aediion bleibst?«
Han konnte an ihren Worten nicht erkennen, wer hier auf dem Prüfstand war – er oder Gryphon.
Er rührte sich auf dem harten Boden etwas. »Er hat uns gesagt, dass wir sofort zurückkommen sollen.«
»Hat er auch gesagt, warum das so wichtig ist?«
Han sah Gryphon an, der seinen Blick an die Decke richtete. »Es ist darüber gesprochen worden. Ich glaube, wenn man das Amulett entleert, bleibt man in Aediion gefangen.«
»Richtig. Aber weißt du auch, was das heißt, wenn man gar nicht mehr zurückkommen kann ?«, fragte Abelard eindringlich. »Man steckt für immer in der Traumwelt fest, während der Körper verlassen bleibt. Man ist tot .«
Nun, das war ihm tatsächlich neu. Han war etwas mulmig zumute. »Dann glaubt Ihr also das, was Kinley über die Traumwelt geschrieben hat? Ich meine, es klingt so, als würden die meisten Menschen nicht einmal glauben, dass sie überhaupt existiert.«
Abelard nickte. »Ich glaube, dass Reisen nach Aediion möglich sind, auch
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