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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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teil.«
    Cat kräuselte die Lippen; sie machte keinen Hehl aus ihrer Verwunderung über eine solch lange Liste von Regeln. Han allerdings achtete darauf, dass seine Miene ausdruckslos wirkte. Er war auf der Straße zu Hause, seit er ein Lýtling gewesen war. Seine Mutter hatte es längst aufgegeben, ihm zu sagen, wann er zu kommen und zu gehen hatte.
    Er würde einen Weg finden, die Regeln zu umgehen.
    »Der Hauswart hat auch eure Unterrichtspläne. Ihr werdet morgen früh in euren Klassen erwartet. Ich gebe Dekanin Abelard Bescheid, dass ihr hier seid. Sie und die anderen Fakultätsmitglieder werden euch sagen, was ihr tun müsst, um den Leistungsstand der anderen Studenten aufzuholen.«
    Hadron zog sein Manuskript wieder zu sich heran. »Gibt es sonst noch etwas?«, fragte er und entließ sie damit höflich.
    »Wir haben alles, danke«, sagte Han und ging den anderen voran nach draußen.
    »Ich bleib nicht in irgend so ’nem Tempel«, knurrte Cat, ehe sie es auch nur geschafft hatten, die breiten Stufen hinunterzugehen.
    »Wenn du hier bleiben willst, hast du gar keine andere Wahl«, stellte Han fest. »Es ist ein weiter Weg zurück nach Fellsmarch.«
    »Wieso willst du es nicht wenigstens versuchen?«, fragte Dancer. »Weggehen kannst du immer noch. Erst mal hast du hier ein Dach über dem Kopf, kriegst was zu essen und bist raus aus Fellsmarch und weit genug vom Krieg entfernt.«
    Cat machte sich nicht die Mühe, darauf zu antworten.
    Han wusste, dass es besser war, sie nicht zu bedrängen. »Das da muss die Tempelschule sein«, sagte er und deutete auf ein Steingebäude gleich auf der anderen Seite des Kolleghofs, das nach oben strebende Türme besaß. »Sie ist wirklich ganz nah. Vielleicht gehen wir erst zu unserem Wohnheim und suchen danach dein neues Zuhause auf. Und dann essen wir irgendwo was.«
    Hampton House schien eines der ältesten Gebäude auf dem ganzen Campus zu sein – ein vierstöckiges Steingebäude, das im Schatten massiver Eichen stand. Der steinerne Fußweg war abgetreten von den Millionen von Füßen, die im Laufe von Tausenden von Jahren darauf hin und her gegangen waren.
    Im Gemeinschaftsraum roch es nach feuchter Wolle und dem Rauch von Holz. Zwei Studenten kauerten an einem Tisch gleich neben dem Feuer; sie spielten Könige und Gemeine . Als Han, Dancer und Cat eintraten, sahen sie auf und musterten die drei Neuankömmlinge. Dann rümpften sie ihre blaublütigen Nasen und widmeten sich wieder ihrem Spiel.
    Der Hauswart, ein gequält wirkender Mann mittleren Alters namens Dilbert Blevins, der blutunterlaufene Augen sowie eine laufende Nase hatte, tat so, als wären sie mit Absicht zu spät gekommen.
    »Ich warne euch, Jungs, es ist nicht mehr viel frei, also will ich keine Klagen von euch hören«, raunzte er, kaum dass sie sich vorgestellt hatten. »Ich habe mir heute schon genug anhören müssen.« Sein misstrauischer Blick wanderte über Cat, die über der einen Schulter ihr Gepäck trug und über der anderen ihre Basilka. »Mädchen sind in euren Zimmern nicht erlaubt.«
    »Das wissen wir«, sagte Han und dachte, dass auch sie besser im Tempel aufgehoben wären. »Sie hat nur versprochen, uns zu helfen … alles herzurichten.«
    »Hmmm«, machte Blevins. »Nun, wenn sie mit euch hochgeht, komme ich auch mit.« Er beäugte ihr spärliches Gepäck. »Ist das alles? Nun, zumindest habt ihr nicht wie manche anderen Leute euer ganzes Hab und Gut mitgebracht.«
    Da irrst du dich, dachte Han. Das ist tatsächlich mein ganzes Hab und Gut.
    Blevins reichte Han und Dancer jeweils einen Stapel Bücher und knallte ihnen einen Beutel mit Decken und anderen Dingen vor die Nase. Er ging die steile Treppe voraus, die sich höher und höher wand. Auf jedem Absatz befand sich ein schmales Fenster in der dicken Steinmauer, das das verwaschene, trostlose Licht hereinließ, das der Regen mit sich brachte. Han stolperte beinahe auf den unebenen Stufen, da ihn die Menge an Gepäck behinderte.
    Den ganzen Weg hinauf gab Blevins eine einzige Litanei von Klagen zum Besten, wobei er sich hauptsächlich über die Studenten mit hohen Ansprüchen ausließ.
    Han machte sich auf das Schlimmste gefasst. Aber egal, wie schlimm es auch wird, dachte er, ich mache das Beste daraus. Ich werde ohnehin nicht viel Zeit in meinem Zimmer verbringen.
    Die Treppe, die zum vierten Stock führte, war sogar noch schmaler als die anderen drei, als wäre die oberste Etage mal ein Dachboden gewesen, aus dem man Schlafzimmer gemacht

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