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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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starrte ihr nach; er war vollkommen sprachlos vor Überraschung. »Rebecca?«, fragte er dann.
    Das Mädchen verschwand zwischen den Gebäuden.
    Erinnerungsfetzen schossen durch sein Gehirn, wie die Szenen eines unvollendeten Theaterstücks: Jemsons Arbeitszimmer im Southbridge-Tempel; Rebecca, die sein arg zugerichtetes Gesicht sorgenvoll betrachtete, mit kühlen Fingern seinen Arm berührte und fragte: Wer war das? , als wäre sie bereit, für ihn zu kämpfen; Rebecca, die in einer Ecke seines Unterschlupfs in Ragmarket kauerte, ihn finster anstarrte und ihn davor warnte, dass er sich auch nur irgendwie rührte. Und schließlich, wie sie aus dem Wachhaus von Southbridge herausmarschiert war, stolz wie eine Königin, nach der Befreiung von ein Dutzend Raggern.
    »Was ist?«, fragte Dancer und sah dem flüchtenden Mädchen nach. »Wer war das?«
    Han zuckte mit den Schultern. »Sah aus wie jemand von zu Hause. Aber ich hab mich wohl geirrt.«
    Cat schnaubte. »Sieht dir ähnlich, gleich ein Mädchen anzumachen, kaum dass wir da sind.« Sie stieg ab und führte ihr Pferd zum Stall.
    Han zögerte; er starrte immer noch auf die Stelle, an der das Mädchen verschwunden war. Selbst wenn es nicht Rebecca gewesen war, liefen Mädchen gewöhnlich nicht vor ihm weg.
    Aber wahrscheinlich war es nicht sehr hilfreich gewesen, dass er sie mit Wasser vollgespritzt hatte.
    Vielleicht war es besser. Sein Leben war auch so schon kompliziert genug. Han saß schwungvoll ab und folgte Cat.
    Nachdem sie die Pferde zurückgelassen hatten, gingen sie eine geschwungene Steinbrücke entlang, die an den Seiten mit Läden und Schenken gesäumt war. Die Wirtshäuser öffneten gerade ihre Türen, und Han konnte den Duft von gebratenem Fleisch, Speck und Würsten riechen.
    Da sie unbedingt noch vor der Dunkelheit in Odenford hatten ankommen wollen, waren sie den ganzen Tag geritten, ohne irgendwo etwas zu Mittag zu essen. Jetzt knurrte Hans Magen, und er überlegte, ob es besser war, gleich hierzubleiben oder darauf zu hoffen, dass sie im Wohnheim noch etwas zu essen bekommen würden. Dancer und Cat gingen jedoch weiter, und Han folgte ihnen, allerdings nicht ohne immer wieder sehnsüchtige Blicke zurückzuwerfen.
    Mystwerk House hatte in etwa die Größe des Kathedralen-Tempels in Fellsmarch. Der ausgedehnte Gebäudekomplex schien im Laufe der Jahre immer wieder um weitere Teile ergänzt worden zu sein, ohne dass man sich dabei an irgendeinem Plan orientiert hätte. Die beiden Gebäudeflügel schienen miteinander zu wetteifern; sie waren vorn durch den ursprünglichen Tempel voneinander getrennt, während sie in einem Bogen auf eine Weise nach hinten führten, die Han an finstere Seitenstraßen und seine Kämpfe darin erinnerte. Ein hoher Glockenturm aus Stein befand sich auf dem Tempel, durchzogen von schmalen, hohen Fenstern, die wie zusammengekniffene Augen wirkten.
    Jedes einzelne dieser Teile wäre wunderschön gewesen, aber alles zusammen erzeugte eine spröde Spannung, die Han beklommen machte.
    Ein älterer Student saß an einem Tisch in der Vorhalle des Gebäudes; er beugte sich über ein krakelig beschriebenes Manuskript, während er sich mit einer Hand durch die dichten, lockigen Haare fuhr. Seine Haut war dunkel – möglicherweise kam er aus Bruinswallow –, und sein rotes Gewand war mit Goldfäden gesäumt.
    Han und seine Freunde blieben zögernd bei der Tür stehen; sie warteten darauf, dass der junge Mann sie bemerken würde, aber er schien ganz ins Lesen vertieft zu sein und sah nicht auf.
    »Dieser Saum bedeutet, dass er ein Versierter ist«, flüsterte Dancer und fingerte an seinem eigenen schlichten Ärmelsaum herum.
    »Was ist ein Versierter?«, fragte Han, der gern besser Bescheid gewusst hätte über das, worauf er sich da einließ.
    »Er hat zwei Arten von Prüfungen bestanden. Zuerst bist du Neuling. Dann Sekundärer und dann Versierter. Wenn er die dritte Prüfung besteht, ist er Master und kann Mitglied der Fakultät werden und unterrichten«, erklärte Dancer. »Und wenn er drei Jahre lang gelesen, geschrieben und unterrichtet hat, kann er Dekan werden.«
    Dancer hatte sich seit Monaten mit Odenford beschäftigt.
    Jetzt räusperte er sich laut. »Entschuldigung«, sagte er in der Allgemeinen Sprache.
    Der Versierte sah geistesabwesend auf. »Oh, tut mir leid. Ich bin Timis Hadron, Versierter im Dienst.« Er sprach mit leichtem Akzent. Timis Hadron musterte sie von oben bis unten und betrachtete ihr von der Reise

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