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Das Exil Der Königin: Roman

Das Exil Der Königin: Roman

Titel: Das Exil Der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cinda Williams Chima
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muss man hungrig wieder gehen.«
    Han wandte sich an Cat und Dancer. »Dann gehen wir heute Abend zur Brücke, wenn wir in der Tempelschule gewesen sind.« Er fühlte das Gewicht des Clan-Gelds in seinen Taschen. »Ich möchte heute feiern.«
    »Viele Mystwerk-Studenten mögen die Krone «, verriet ihnen Blevins. »Man kriegt dort zu einem guten Preis was Warmes zu Essen und ein ordentliches Bier.«
    Sie verließen das Wohnheim, aber statt die überdachten Fußwege zu nehmen, marschierten sie quer über den Platz direkt auf die Tür des Tempels zu.
    Der Unterricht war an diesem Tag bereits zu Ende, und trotz des Regens wimmelte der Campus jetzt von Studenten. Die meisten trugen praktische Filzumhänge über ihren Gewändern. Ein paar verströmten das Glühen von Macht – das waren diejenigen, die Hans Aufmerksamkeit erregten. Die meisten liefen in Richtung Speisesaal, aber ein paar der besser Gekleideten trennten sich von ihnen und gingen zur Brücke.
    Auch der Tempel schien eines der älteren Gebäude auf dem Campus zu sein. Er stand gleich beim Fluss und war von angelegten Gärten und Pavillons umgeben, die sich bis zum Ufer hinzogen. Die Vorderfront des Gebäudes zeigte zum Kolleghof, während man durch den Torbogen hindurch zum Heiligtum und zu den Unterrichtsräumen kam. Wenn es so ist wie in Southbridge, überlegte Han, beherbergen die Seitenflügel mit den breiten Veranden vermutlich die Wohnheime.
    Studenten und Geweihte saßen auf den Veranden unter dem Schutz des Dachs. Einige machten es sich in Korbsesseln gemütlich und lasen; andere betätigten Spinnräder oder beugten sich über irgendeine Stickerei. Ein paar Studenten saßen auf Kissen im Kreis um einen Master herum, der Farbe auf Leinwand schmierte.
    Der Gemeinschaftsraum des Wohnheims befand sich gleich hinter der Seitentür der Veranda. Eine Tempelstudentin saß an einem Tisch bei einer Wand mit lauter Brieffächern; vor ihr lag ein Stück Stoff, und auf diesem Stoff befanden sich eine Reihe winziger Werkzeuge und kleine vorgefertigte Holzstücke. Die Studentin stellte Intarsienarbeiten her – Einlegebilder aus exotischem Holz.
    Sie sah auf und lächelte Han und seine Freunde an, als die Tür hinter den drei Neulingen zuschlug – und ihr Lächeln war ebenso sonnig wie Cats Miene bewölkt war. Sie trug ein weißes Gewand, aber ihre Haarmähne wurde durch einen Schal in wohlbekannten leuchtenden Farben zurückgehalten.
    Han war erleichtert. Sie stammte wie Cat von den Südlichen Inseln. Das war doch ein gutes Zeichen, oder?
    »Willkommen in der Tempelschule«, begrüßte sie die Neuankömmlinge in der Allgemeinen Sprache, doch im Tonfall der Inselbewohner. »Möge der Schöpfer euch segnen.«
    »Und Euch ebenfalls«, antwortete Cat automatisch. So viel Zeit hatte sie in Jemsons Schule immerhin verbracht.
    »Ich bin Annamaya Dubai«, stellte die Geweihte sich vor. »Wie kann ich euch helfen?«
    »Ich bin Cat. Ähm. Tyburn«, sagte Cat und zupfte mit ihrem Fuß am Teppich herum. »Redner Jemson hat ein Wort für mich eingelegt.« Sie wurde abgelenkt und sah zur Seite, als die Töne einer Flöte von der Veranda hereinschwebten.
    Annamaya erhob sich mit rauschendem Gewand von ihrem Stuhl. Sie war beinahe so groß wie Han – und auch ebenso grobknochig und stämmig. Sie ging eilig auf Cat zu und schloss sie in ihre Arme, als wäre sie eine seit Langem vermisste Cousine, obwohl Cat nass vom Regen und schmutzig von der Straße war.
    Cat stand wie versteinert da und war viel zu benommen, um sich rühren zu können.
    »Caterina! Dem Schöpfer sei Dank! Wir haben uns solche Sorgen gemacht!«
    Caterina? Han sah Dancer an und wölbte eine Braue. Wer hätte das gewusst?
    »Dekanin Torchiere wird ja so erleichtert sein«, fuhr Annamaya fort. Die Worte strömten aus ihr heraus wie ein Wasserfall. »Dein Zimmer ist bereits fertig, aber du kannst es auch verändern, wenn du willst. Es befindet sich gleich neben meinem und geht zum Garten raus. Wir sind so froh, dass du hier bist. Wir können es gar nicht erwarten, dich spielen zu hören. Vielleicht können wir einen Liederabend veranstalten, wenn du erst einmal richtig angekommen bist. Oh, wie ich sehe, hast du deine eigene Basilka mitgebracht. Spielst du auch noch irgendetwas anderes?«
    Cat stand reglos da wie ein Tier in den Fells, das überlegte, ob es besser war zu fliehen oder zu hoffen, ungeschoren davonzukommen.
    Doch das schien Annamaya nicht zu stören. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort.

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