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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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eine Kerze angezündet hatte, stiegen sie in den Keller hinab.
    »Ich habe lange mit meinem Vater, Increase Mather, über das Beweisstück diskutiert«, sagte Reverend Mather im Gehen. »Wir sind beide der Meinung, daß es für zukünftige Generationen von ungeheurer Bedeutung ist, weil es einen grundlegenden Beweis für die Existenz der unsichtbaren Welt darstellt. Deshalb glauben wir, daß der rechtmäßige Ort, an dem es aufbewahrtwerden sollte, das Harvard College ist. Wie Sie wissen, ist mein Vater derzeit Rektor des Instituts.«
    Ronald schwieg. Im Moment war er nicht imstande, sich mit akademischen Problemen zu beschäftigen.
    »Außerdem sind mein Vater und ich der Meinung, daß man sich bei der Beweisführung in den Hexenprozessen von Salem viel zu sehr auf die Geister konzentriert hat«, fuhr Reverend Mather fort. Sie erreichten jetzt den unteren Treppenabsatz, wo Samuel und Ronald warteten, bis der Geistliche die Wandleuchter angezündet hatte. Während sie den Keller durchquerten, führte er weiter aus: »Wir befürchten, daß das Vertrauen in diese Art der Beweisführung auch unschuldige Menschen an den Galgen bringen kann.«
    Ronald wollte dazwischenfahren. Er hatte wirklich nicht die Geduld, sich die grundsätzlichen Erwägungen des Geistlichen noch länger anzuhören, doch Samuel hielt ihn zurück, indem er ihm zur Beruhigung die Hand auf die Schulter legte.
    »Ein so anschauliches und offensichtliches Beweisstück, wie Elizabeth es uns geliefert hat, hätten wir gerne in jedem Prozeß«, sagte Reverend Mather und forderte Ronald und Samuel mit einer Geste auf, ihm zu einem großen, verschlossenen Schrank zu folgen. »Es kann die Menschen natürlich auch zu furchtbaren Taten aufstacheln. Auf mein Betreiben hin wurde es nach dem Prozeß sofort hierher gebracht und unter Verschluß genommen. Ein stärkerer Beweis für die dämonische Macht des Teufels und seine Fähigkeit, furchtbares Unheil anzurichten, ist mir noch nie unter die Augen gekommen.«
    »Bitte, Reverend«, unterbrach ihn Ronald schließlich. »Ich muß so schnell wie möglich nach Salem zurück. Wenn Sie mir das Beweisstück jetzt bitte zeigen würden – dann kann ich mich endlich wieder auf den Weg machen.«
    »Nur mit der Ruhe, mein lieber Freund«, versuchte der Reverend ihn zu besänftigen und zog einen Schlüssel aus seiner Westentasche. »Ich muß sie auf das vorbereiten, was Sie gleich sehen werden. Es ist wirklich schockierend. Aus diesem Grund habe ich auch dafür gesorgt, daß die Öffentlichkeit bei dem Prozeß gegen Ihre Frau ausgeschlossen wurde und die Geschworenen schwören mußten, nichts über das Beweisstück zu verraten. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme; wir hatten bestimmtnicht vor, Ihrer Frau ein ordnungsgemäßes Verfahren vorzuenthalten. Wir wollen lediglich eine öffentliche Hysterie vermeiden, denn die hätte dem Teufel nur in die Hände gespielt.«
    »Ich bin soweit«, sagte Ronald erschöpft.
    »Der Herr, unser Erlöser, sei mit Ihnen«, murmelte Reverend Mather, während er den Schlüssel ins Schloß steckte. »Machen Sie sich auf etwas gefaßt.«
    Reverend Mather schloß den Schrank auf. Dann öffnete er schwungvoll mit beiden Händen die Türen und trat einen Schritt zurück, damit Ronald hineinsehen konnte.
    Ronald schnappte nach Luft und riß die Augen weit auf. Vor Abscheu und Bestürzung hielt er sich automatisch die Hand vor den Mund. Er mußte schwer schlucken und versuchte etwas zu sagen, doch seine Stimme ließ ihn im Stich. Dann räusperte er sich.
    »Es reicht!« brachte er hervor und wandte sich ab.
    Reverend Mather klappte die Türen zu und verschloß den Schrank.
    »Ist das mit Sicherheit das Machwerk von Elizabeth?« fragte Ronald mit schwacher Stimme.
    »Ohne jeden Zweifel«, erwiderte Samuel. »Sheriff George Corwin hat es in deinem Haus gefunden. Aber darüber hinaus hat Elizabeth auch aus freien Stücken die Verantwortung dafür übernommen.«
    »Um Himmels willen«, entfuhr es Ronald. »Da hatte wohl tatsächlich der Teufel seine Hände im Spiel. Und trotzdem bin ich im Grunde meines Herzen davon überzeugt, daß Elizabeth keine Hexe ist.«
    »Für jeden Mann ist es schwer zu fassen, daß seine Frau einen Bund mit dem Teufel geschlossen hat«, sagte Samuel. »Aber wir haben es hier mit einem absolut überzeugenden Beweisstück zu tun, und darüber hinaus haben auch noch etliche der befallenen Mädchen ausgesagt, daß sie von Elizabeths Geist gequält worden sind. Es tut mir leid, mein

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