Das Experiment Angel - Maximum Ride ; 1
keine Ahnung, ob einer von euch auch einen Chip hat«, fügte ich hinzu, als ich die Frage auf Iggys Gesicht sah.
Alle schwiegen betreten und flogen mit ihren Fragen und Befürchtungen weiter.
»Max? Glaubst du, wir haben noch eine Chance?«, fragte der Gasman nach einer Weile. Er zwang sich, stark zu sein. Ein weiterer Grund, weshalb ich den Jungen so mochte.
»Ich weiß es nicht, aber ich hoffe es«, antwortete ich ehrlich. Ehrlichkeit ist immer gut, abgesehen von den Momenten, wo es besser ist zu lügen. Zum Beispiel, um die anderen zu schützen. »Ich weiß, dass ich uns zwei Tage gekostet habe. Aber ich habe nur getan, was ich meiner Meinung nach tun musste. Aber jetzt sind wir so weit gekommen – da gibt’s kein Zurück. Wir fliegen zu Angel, ganz gleich, was kommt.«
Es folgten ein paar Minuten des Schweigens, als würden wir alle unseren Mut wieder zusammenraffen. Das war jedenfalls bei mir der Fall. Ich versuchte meinen Mut in einen festen, harten Ball zu formen, der mich durch den Rest des Tages tragen würde, denn wir waren auf dem Weg zu unserem schlimmsten Albtraum.
Der schlimmste Albtraum von jedem , das kannst du mir ruhig glauben.
52 Ich glaube nicht, dass ich bereits erwähnt habe, dass unser Schwarm einen angeborenen Orientierungssinn hat. Ich habe keine Ahnung, wie es funktioniert, aber wir wissen immer, wohin wir gehen oder fliegen. Wir sausten also gute zwei Stunden nach Westnordwest. Viele der Habichte, deren Klippe Fang und Nudge geteilt hatten, blieben in loser Formation bei uns. Unsere neuen besten Freunde.
»Wir haben von den Habichten ein paar Supertricks gelernt«, sagte Fang, der mich beobachtete. »Wie sie kommunizieren und wie sie Steilkurven fliegen und so ’n Zeug.«
»Ja, die sind echt cool«, fügte Nudge hinzu und flog näher zu mir. »Sie benutzen die Federn in den Flügelspitzen als Steuerhilfe. Wir haben es probiert und waren ganz erstaunt. So eine Kleinigkeit und die macht einen Riesenunterschied. Ich habe zum Beispiel gar nicht gewusst, dass ich diese Federn bewegen kann.«
»Kannst du uns beibringen, was du gelernt hast?«, fragte ich.
»Klar, logisch«, antwortete Fang.
Wir aßen unsere letzten Bountys im Flug. Wir flogen über Wüsten, Berge, Flüsse und spärlich bewachsene Ebenen. Ich blickte nur nach unten, wenn ich musste, und zwang mich, nicht an Ella und ihre Mom zu denken, die ich wie eine echte Mutter vermisste.
Ich beobachtete die Habichte und imitierte ihre Flugkünste. Steilkurven, Sturzflug – alles, was sie taten, abgesehen vom Fressen toter Nagetiere. Es war ein Hochgefühl, inmitten dieser wilden, beeindruckenden Vögel dahinzufliegen. Als sie sich am Rand ihres Territoriums von uns trennten, war ich traurig.
Gerade als mir vom Zuckermangel leicht mulmig wurde, sah ich vertraute Punkte im Gelände. Ich gab den anderen ein Zeichen und flog nach unten zu einem kleinen Wäldchen am Hang eines niedrigen Bergs.
Die Gegend war ziemlich verlassen und menschenleer. Die einzige Aktivität, die ich sah, war ein kleines Einkaufszentrum direkt an der Straße ungefähr eine Meile weit entfernt.
Wir landeten und schauten uns um. Ich rieb mir die schmerzende Schulter. »Okay, wir brauchen was zu essen. Und eine Straßenkarte wäre auch nicht die blödeste Idee der Welt.«
»Die Schule ist aber auf keiner Karte eingezeichnet«, erklärte Fang.
»Weiß ich. Aber wir wissen doch ungefähr, wo sie ist – da ist auf der Karte eine leere Stelle, aber es würde uns doch helfen, wenn wir sehen könnten, welche Straßen dorthin führen«, meinte ich.
Nach fünfzehn Minuten Fußmarsch waren wir hinter dem Einkaufszentrum. Der Laden war gar nicht so klein. Es gab eine Tankstelle, ein Ein-Dollar-Geschäft, einen Bankautomaten, eine chemische Reinigung und einen Friseursalon. Aber keine Lebensmittel, nur in der Tankstelle.
»Willst du zum Friseur gehen?«, fragte Fang. Ich stieß ihm den Ellbogen in die Seite. Noch nie im Leben war ich beim Friseur gewesen. Meistens säbelte ich mir die Haare mit der Küchenschere ab, wenn sie lästig wurden.
»So, und nun?«, fragte der Gasman. »Sollen wir weitergehen?«
»Lasst mich mal nachdenken«, murmelte ich und schaute auf die Karte. Per Anhalter zu fahren kam nicht in Frage – wir würden ermordet in irgendeinem Graben landen. Zur Schule waren es mindestens zehn Meilen. Wir mussten also zu Fuß gehen, aber das würde eine Weile dauern, und wir hatten schrecklich Hunger.
»Okay«, sagte ich schließlich. »Sieht
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