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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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brummte er.
    Es
bedurfte einiger Zeit, um das, was er gerade gesagt hatte, zu verdauen. Während
ich mich in der gefährlichen Sammlung umsah, stellte ich mir vor, was geschehen
wäre, wenn ich spaßeshalber eine Handgranate scharf gemacht hätte. Ich öffnete
den Mund, um Kramer wieder anzufahren, überlegte es mir aber dann anders. Was
hatte es für einen Sinn, diesem niemals erwachsen gewordenen Burschen die
Gefahren seiner Sammlung klarzumachen? Er hatte genügend Waffen, um ein Dutzend
neugegründeter Mördersyndikate auszurüsten und hätte auch dann noch
ausreichende Bestände gehabt, um Pine City im
Handstreich zu nehmen.
    »Schauen
Sie sich einmal gründlich um und sehen Sie nach, ob etwas fehlt«, sagte ich mit
erstickter Stimme.
    »Gern«,
sagte er gleichgültig und schlenderte, beide Hände tief in den Hosentaschen
vergraben, gelassen auf das andere Ende des Kellerraumes zu.
    Ich
zündete mir währenddessen eine Zigarette an und vertiefte mich in den Anblick
der Abart eines Bangalore-Torpedos — der für gewöhnlich aus einem Stück Gasrohr
bestand und mit Sprengstoff gefüllt in beiden Weltkriegen dazu benutzt wurde,
um Stacheldraht zu entfernen; dieser hier bestand statt des Rohrs aus einem Bambusschößling , Kurz darauf
schreckte mich ein scharfer Ausruf Kramers aus meiner Träumerei auf,
    »Haben
Sie entdeckt, daß etwas fehlt?« fragte ich.
    »Ja,
Lieutenant«, sagte er mit unterdrückter Stimme. »Eine von den S-zwei! Hier auf
dieser Bank müßten drei davon liegen und nun sind’s nur noch zwei.«
    »S-zwei«,
wiederholte ich, »das ist doch eine Tretmine?«
    »Stimmt.
Die alte >Daisy Cutter<.«
    »Haben
Sie vielleicht die ganze Zeit über die Tür unverschlossen gelassen?« fuhr ich
ihn an.
    »Natürlich.«
Er sah mich mit echter Überraschung an. »Warum nicht? Meistens sind nur Sally
und ich im Haus — die Köchin und das Mädchen würden nie im Leben hier
herunterkommen! Und Sally wird schon bei dem Anblick eines Luftgewehrs
ohnmächtig.«
    »Wie
steht es mit Ihren Fliegerkollegen — und Ihrem Mechaniker? Verabscheuen die den
Anblick von Waffen ebenso?«
    Kramer
errötete. »Na schön, vielleicht war es ein bißchen dumm von mir.«
    »In
gewisser Weise, Freund«, sagte ich erregt, »muß ich Sie bewundern. Sie waren
nicht nur ein bißchen dumm, Sie waren so phantastisch idiotisch, daß es auf
eine gewisse verrückte Art schon so etwas wie eine großartige Leistung ist.«
    »Aber
wer auch die S-zwei gestohlen haben mag, er muß sie noch immer mit einem
Zeitzünder versehen haben, Nicht wahr?« sagte er
protestierend.
    »Stimmt«,
bestätigte ich. »Jeder, der Bescheid wußte, brauchte dazu nur einen alten
Wecker und etwas Draht. An den Sprengstoff zu gelangen war das schwierigste,
aber Sie haben es ihm, weiß der Himmel, erleichtert.«
    Sein
Gesicht wurde noch roter. »Aber woher, zum Teufel, sollte ich wissen, daß
irgendein Irrer plötzlich den Plan faßt, mich umzubringen?«
    »Wenn es
ein Irrer ist«, brummte ich. »Fehlt außer der Tretmine noch etwas?«
    »Nein«,
sagte er, entschieden den Kopf schüttelnd. »Was sollte der Betreffende auch
sonst noch gebraucht haben?«
    »Nachdem
er beim erstenmal den Falschen umgebracht hatte«,
fuhr ich ihn an, »dachte ich, daß er vielleicht wieder zurückgekommen sei, um
sich das Notwendige für einen zweiten Versuch zu besorgen.«
    Die
Farbe wich aus seinem Gesicht, während er diesen Gedanken langsam verdaute.
»Hm«, murmelte er schwach, »daran habe ich gar nicht gedacht. Vielleicht sollte
ich noch mal nachsehen, was?«
    »Ein
großartiger Gedanke,«
    Langsam
verflossen weitere zehn Minuten, während er sorgfältig das gesamte Museum Stück
für Stück betrachtete. Schließlich war er befriedigt, und ein Ausdruck größter
Erleichterung zeigte sich auf seinem Gesicht. »Nein, Sir«, sagte er, »die
S-zwei ist das einzige, was fehlt.«
    »Dann
können wir also wieder zu den anderen zurückgehen«, sagte ich. »Haben Sie einen
Schlüssel für diese Tür?«
    »Klar.«
Er zog einen eindrucksvoll wirkenden Schlüsselbund aus der Tasche, suchte einen
Schlüssel heraus und nahm ihn vom Ring. »Das ist er.«
    »Danke.«
Ich nahm ihm den Schlüssel weg. »Von nun an ist diese Tür verschlossen und
bleibt es auch.«
    »Sie
werden mir also die Sammlung nicht wegnehmen?« sagte er hoffnungsvoll.
    »Das
soll wohl ein Witz sein?« sagte ich ärgerlich. »Das bleibt nur so lange hier,
bis ich die Sprengstoffgruppe hierhergebracht habe, damit das ganze Zeug

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