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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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nicht.«
    Ich
warf die goldene Gans auf den niedrigen runden Tisch, und die anderen starrten
sie verdutzt an, als erwarteten sie demnächst eine formelle Anklage.
    »Erkennt
jemand das Ding?« fragte ich.
    »Na
sicher«, sagte Angel mit kehliger Stimme. »Es gehört
mir. Die Jungens mit ihrem einmaligen, aber fragwürdigen Sinn für Humor haben
es mir vor ein paar Wochen geschenkt — sie sagten, damit würde ich das
erlangen, was Engelflügeln am nächsten käme.«
    »Wie
kommt es, daß Cliff es heute morgen auf dem Boden des
Flugzeugschuppens gefunden hat?« fragte ich.
    »Weil
ich es vermutlich gestern nacht dort verloren habe«,
sagte sie gleichmütig.
    »Sie
waren also die weibliche Hälfte des Paares, das er gegen zwei Uhr heute morgen aus dem Schuppen herauskommen sah?«
    »Stimmt.«
Sie lächelte mich frech an. »Aber regen Sie sich nicht auf, Lieutenant. Ich
habe ein perfektes Alibi.«
    »Zum
Beispiel?«
    »Zum
Beispiel, daß ich den Schuppen mit dem erwählten Opfer gemeinsam besucht habe
und wir die ganze Zeit über — nun — sehr nahe beisammen waren und es deshalb
ganz ausgeschlossen ist, daß ich die kleine Bombe in die Maschine gelegt habe.«
    Kramers
Gesicht bekam einen Stich ins Grünliche, und er wünschte sich offensichtlich,
er wäre, wo der Pfeffer wächst oder selbst im Jenseits — überall, nur nicht
hier neben seiner Frau sitzend. Sally Kramers Gesicht bildete mit seinem
gelblichen Schimmer einen scharfen Kontrast, während sie mit mörderischen Augen
zu der unbekümmerten Angel hinüberstarrte.
    »Wie
steht’s damit?« sagte ich zu Kramer. »Stimmt das?«
    »Sicher,
vermutlich«, murmelte er mit unsicherer Stimme. »Es war gar nichts dabei, wir
wollten bloß ein bißchen frische Luft schnappen, wissen Sie. Nur einen Blick
auf die Maschine werfen, mehr nicht. Wir waren gar nicht so lange im Schuppen,
höchstens —«
    » —
eine halbe Stunde?« warf Angel mit gespielt unschuldiger Stimme dazwischen.
    Das
reichte Sally Kramer. Sie sprang blitzschnell auf, beugte sich über den Tisch
und beschrieb mit ihrem rechten Arm einen weiten Bogen. Es gab einen Laut wie
den sprichwörtlichen Pistolenschuß , als ihre
Handfläche mit Angels Wange in Berührung kam.
    »Du
billiges, falsches kleines Flittchen!« schrie Sally Kramer hysterisch. »Scher
dich, zum Teufel, aus meinem Haus fort und laß deine dreckige Visage ja nie
mehr...«
    »Sachte,
sachte!« schrie Kramer peinlich berührt, packte seine Frau bei den Schultern
und zwang sie, sich wieder in ihren Stuhl zu setzen. »Was fällt dir denn ein?«
fuhr er sie an. »Bist du übergeschnappt oder sonstwas ?«
    » Sonstwas «, sagte Angel mit kalter, gelassener Stimme.
    Cliff
White räusperte sich laut. »Brauchen Sie mich hier noch, Lieutenant?«
    »Nein,
im Augenblick nicht«, sagte ich geistesabwesend. »Und danke für Ihre
Information, Cliff.«
    »Ich
dachte, Sie sollten das wissen«, sagte er hölzern. Eine Sekunde lang blickte er
mit einem Ausdruck reiner Bosheit auf Kramer. Dann wandte er sich ab, hinkte,
den linken Fuß nachschleppend, über die Terrasse und verschwand im Haus.
    Angel
rieb sich sanft die eine Seite ihres Gesichts, wo noch immer Sally Kramers
Fingerabdrücke sichtbar waren. »Irgendwie ist der Frohsinn dieser Party abhanden gekommen «, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich
glaube, ich möchte jetzt von dir heimgebracht werden, Stu .«
    »Sicher«,
sagte MacGregor mit einem verwirrten Ausdruck auf dem
Gesicht. »Das ist vielleicht das beste .«
    »Ganz
gewiß ist es das beste!« zischte ihn Sally Kramer an. »Nimm dieses billige…«
    »Halt
deinen dummen Mund!« sagte ihr Mann mit plötzlicher und brutaler Sachlichkeit.
»Setz dich wieder, Stu , du gehst nirgendwohin. Wir
wollten zum Andenken an einen alten Kumpel einen heben, der, verdammt noch mal,
einer der großartigsten Piloten war, die’s je gab. — Stimmt’s?«
    »Ja,
schon«, sagte MacGregor unsicher. »Aber ich möchte
nicht...«
    »Nichts
da!« fuhr ihn Kramer an. »Du bleibst da.«
    MacGregor ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen. Sein
gedunsenes Gesicht war hellkarmesinrot, und er blickte starr in den Himmel.
    » Stu ?« Angels Brauen hoben sich leicht. »Bringst du mich
nach Hause oder nicht?«
    »Zum
Teufel!« erwiderte er unglücklich. »Tut mir leid, Angel, aber wie Mitch eben
gesagt hat, handelt es sich hier um eine Art Totenfeier und ich kann nicht
einfach weggehen, während wir im Andenken —«
    » —
an einen alten Kameraden einen heben«, beendete

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