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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben.«
    »Er
war hier?« wiederholte ich interessiert.
    »Sicher.«
Kramer nickte. »Er blieb sogar über Nacht hier. Er wollte sich geschäftlich mit
mir unterhalten, aber wir kamen nicht dazu. Aber Irving sollte den Zeitzünder
an der S-zwei angebracht haben?« Er schüttelte langsam den Kopf. »Der Gedanke
ist einfach lächerlich. Er ist genau der Typ des Burschen, der, wenn er sich
beim Rasieren schneidet, aus schierem Entsetzen in Ohnmacht fällt.«
    »Übertreibe
nicht, Mitch«, sagte seine Frau kalt. »Ich gebe zu, daß Philipp nicht aus dem
Holz geschnitzt ist, aus dem Helden gemacht werden.« In der Betonung des Wortes
»Helden« lag deutliche Ironie. »Aber er ist kein nervöser Typ.«
    »Nur
soweit es rothaarige Frauen betrifft«, schnurrte Angel.
    Sally
Kramers Kopf fuhr zu dem blonden Mädchen herum, als ob ein Puppenspieler
plötzlich scharf an den Fäden, die die Marionetten bewegten, gezogen hätte.
»Was willst du mit dieser Bemerkung andeuten?« sagte sie heiser.
    »Liebling
—«, Angel zuckte die graziösen Schultern, »ich dachte nur an gestern abend , als die Jungens gegen Mitternacht einen
Blindflug machten und ich hinausging, um etwas frische Luft zu schöpfen. Du und
Irving, ihr wart draußen im Dunkeln voneinander so in Anspruch genommen, daß es
mir direkt widerstrebte, euch zu stören. Aber Irvings Stimme kam mir recht
nervös vor, während er sich die ganze Zeit über Sorge machte, daß Mitch auf die
Terrasse kommen und euch da finden könnte. Ich hätte ihm diese Sorgen ersparen
können — in diesem Augenblick war Mitch nicht in der Lage, irgendwohin zu
kommen, jedenfalls nicht ohne fremde Hilfe —, aber ich dachte, es wäre euch
nicht recht gewesen, wenn ich diese lauschige Szene unterbrochen hätte.«
    Den
Bruchteil einer Sekunde später redeten alle durcheinander.
    »Du
dreckiges, verlogenes kleines...«, kreischte Sally Kramer.
    »Was,
zum Teufel, hat das eigentlich heißen sollen?« sagte Kramer schwerfällig.
    »Angel«,
bellte MacGregor , »warum kannst du niemals deinen
großen Mund halten — ?«
    »Oh,
Mann«, sagte Forde an die Allgemeinheit gerichtet.
    »Da
kommt der Dreck — tonnenweise — und heute ganz besonders billig.«
    Die
Tür zur Terrasse öffnete sich mit gedehntem, ächzendem Quietschen; und alle
hörten auf zu reden, genauso plötzlich, wie sie angefangen hatten. Die Stille
bildete einen nahezu qualvollen Kontrast zu dem wilden Geschrei zuvor.
    Cliff
White trat auf den Terrazzoboden heraus. Er schleppte, während er an Polnik vorbei auf mich zuging, sein Bein hörbar nach.
    »Lieutenant«,
sagte er mit barscher, monotoner Stimme, »da sind zwei Dinge, von denen ich
glaube, daß Sie sie wissen sollten.«
    »Was
zum Beispiel?« fragte ich vorsichtig.
    »Zum
Beispiel, daß ich gestern nacht gegen zwei Uhr nicht
schlafen konnte, wegen dem Krach, den sie hier machten«, sagte er, den Blick
unentwegt auf mein Gesicht gerichtet und der anderen, die ihn eindringlich
beobachteten, nicht achtend.
    »Ich
beschloß also, ein bißchen frische Luft zu schnappen«, fuhr er mit derselben
monotonen Stimme fort, »und als ich eben hinaustrat, sah ich zwei Leute aus dem
Schuppen treten — einen Mann und eine Frau —, und heute
morgen fand ich dies hier auf dem Boden des Schuppens.«
    White
händigte mir eine kleine goldene Brosche in der Form einer fliegenden Gans aus.
Ich bewegte sie ein paarmal in meiner Handfläche hin und her und spürte, daß
die Bosheit in seinen Augen nicht gegen mich persönlich gerichtet war.
    »Warum
haben Sie mir das nicht vorher erzählt, Cliff?« fragte ich ihn. »Ich meine vor
einer Stunde, als ich ankam und wir uns draußen unterhielten?«
    »Da
dachte ich, ich könnte mir’s sparen«, sagte er
einfach. »Wenn Sie sich als der übliche lausige Polyp herausgestellt hätten,
der auf mir herumhackt, weil man den kleinen Fischen immer alles am leichtesten
in die Schuhe schieben kann — dann hätten Sie später schön dumm aus der Wäsche
geschaut, wenn Sie mir zugesetzt hätten und mir auf die Pelle gerückt wären.
Verstehen Sie?«
    »Was
hat Sie bewogen, Ihre Ansicht zu ändern?«
    Er
zuckte gemessen die Schultern. »Sie sind mir nicht sofort auf die Pelle
gerückt, wie ich erwartet hatte. Deshalb habe ich gedacht, ich schulde Ihnen
vielleicht was, Lieutenant. Nicht viel — aber ein bißchen was.«
    »Haben
Sie den Mann und die Frau erkannt?«
    »Es
war zu dunkel.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Ich habe nur ihre Umrisse
gesehen, mehr

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