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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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seine Netze. Er konnte sich nicht sofort erinnern, wann er diesen verschlafenen Badeort mit seinem altmodischen Charme zuletzt besucht hatte; die Glanzzeit mit Kasino und Kurhotel war irgendwann in den zwanziger Jahren gewesen, wenn er sich nicht irrte – aber bestimmt war er schon zweimal hier gewesen ... immer nur einige Tage lang, aber Behrensee war so klein, dass er sich sofort an den Weg zur Pension Florian erinnern konnte.
    Im Grunde gab es kaum mehr als die Prachtstraße hinter der Strandpromenade, deshalb hätte er sich wohl ohnehin nicht verlaufen können. Aber er hatte das Bild ja noch in Erinnerung.

    Eine alte Jugendstilfassade am Südende der Reihe von Hotels und Läden. Eingeklemmt zwischen einem ziemlich neuen Supermarkt und dem ein wenig verwahrlosten Sea Horse, in dem er selber bei einem seiner kurzen Aufenthalte gewohnt hatte.
    Wenn seine Erinnerung ihn nicht trog, natürlich nur.
     
    Das tat sie nicht. Ein schmales, aber fünf Stock hohes weißes und rosa Gebäude. Kupferdach, das noch ein wenig in den letzten Sonnenstrahlen glühte und Balkons in tiefem Weinrot. Hier und dort ein wenig ramponiert, aber sicher keins der billigeren Etablissements in dieser angekratzten Idylle.
    Er ging durch die milchweißen Glastüren. Stellte vorsichtig seine Aktentasche auf den Boden und drückte auf den Klingelknopf neben der Rezeption. Nach einer halben Minute erschien eine Frau mittleren Alters, die ein Geschirrtuch in der Hand hielt. Offenbar war sie gerade mit dem Abwasch beschäftigt. Sie schaute ihn über ihren goldenen Brillenrand hinweg an und legte ihr Geschirrtuch weg.
    »Ja?«
    »Ich suche Arnold Jahrens. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wohnt er hier.«
    »Mal sehen.«
    Sie blätterte im Gästebuch.
    »Ja, stimmt. Zimmer 53. Ganz oben. Sie können den Fahrstuhl nehmen.«
    Sie stellte sich auf Zehenspitzen und zeigte über seine Schulter.
    »Ist er jetzt da?«
    Sie warf einen Blick auf das Schlüsselbrett.
    »Ich glaube schon. Seinen Schlüssel hat er jedenfalls nicht abgegeben.«
    »Ganz oben, haben Sie gesagt?«
    »Ja.«

    »Danke«, sagte Van Veeteren. »Ich muss nur schnell noch etwas erledigen und komme dann nachher wieder.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte die Frau und griff zu ihrem Geschirrtuch.
     
    Er klopfte zweimal, aber darauf erfolgte keine Reaktion.
    Er drückte auf die Klinke und die Tür öffnete sich.
    Ein ganz normales Zimmer, stellte er fest. Aber mit einem gewissen ererbten Charme, zweifellos. Breites Bett mit Kopf- und Fußende aus Eisenrohren. Dunkle Täfelung weiter oben an den Wänden. Ein kleiner Schreibtisch. Zwei noch kleinere Sessel. Ein Kleiderschrank.
    Links, gleich neben der Tür, lagen Toilette und Badezimmer. Da er sofort sehen konnte, dass das Zimmer leer war, stieß er die Toilettentür auf. Knipste das Licht an.
    Auch hier war alles leer. Es gab übrigens keine Badewanne, sondern nur eine moderne Duschkabine, was nicht gerade ideal war, falls man sich das Leben nehmen wollte.
    Er ging zurück ins Zimmer. Stellte die Aktentasche auf den Schreibtisch und fischte aus dem Lager in seiner Brusttasche einen Zahnstocher. Schaute sich um.
    »Kommissar Van Veeteren, nehme ich an?«
    Die Stimme kam vom Balkon und enthielt genau diesen unterdrückten Ton von Gelassenheit und Selbstsicherheit, vor dem er sich vielleicht am meisten von allem gefürchtet hatte.
    »Herr Jahrens«, sagte er und ging auf den Balkon. »Darf ich mich setzen?«
    Der kräftige Mann nickte und zeigte auf den freien Korbsessel auf der anderen Seite des Tisches.
    »Ich muss schon sagen, für einen Polizisten scheinen Sie verflixt viel Fantasie zu haben. Ich begreife wirklich nicht, wie jemand sich eine solche Geschichte aus den Fingern saugen kann.««
    Van Veeteren öffnete seine Aktentasche.

    »Whisky oder Kognak?«, fragte er.
    »Wenn Sie glauben, dass es Ihnen helfen könnte, mich betrunken zu machen, dann muss ich Sie enttäuschen.«
    »Durchaus nicht«, sagte Van Veeteren. »Ich konnte nur kein Bier auftreiben.«
    »Na gut.«
    Er holte zwei Gläser aus dem Zimmer und Van Veeteren schenkte ein.
    »Sie brauchen sich nicht zu verstellen«, sagte er. »Ich weiß, dass Sie drei Leben auf dem Gewissen haben, und ich werde dafür sorgen, dass Sie nicht ungeschoren davonkommen. Prost.«
    »Prost«, sagte Jahrens. »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen? Ich nehme an, dass Sie irgendwo ein kleines Mikrofon versteckt haben, das irgendwo mit einem Tonbandgerät verbunden ist, und dass Sie hoffen,

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