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Das falsche Urteil - Roman

Das falsche Urteil - Roman

Titel: Das falsche Urteil - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Gewissen hat, und ich werde dafür sorgen,
dass sie mir glaubt. Seine Frau hat gerade aus diesem Grund ihr Leben lang geschwiegen ... bilde ich mir wenigstens ein.«
    Mahler überlegte.
    »Ja, ja, wenn du meinst«, sagte er dann. »Glaubst du, das klappt?««
    Van Veeteren schnitt eine Grimasse.
    »Weiß der Teufel«, sagte er. »Morgen um zwölf sehen wir weiter. Jedenfalls werde ich ihn dann besuchen.«
    »Du bist wie der Teufel«, sagte Mahler. »Du hast deine eigenen Methoden, das steht fest.«
    Er trank einen Schluck Bier und vertiefte sich wieder ins Brett. Nach ungewöhnlich kurzer Zeit versetzte er dann den Königsbauern um zwei Schritte.
    »Kein toller Beruf, den du da hast«, sagte er.
    »Für mich passt er gut«, sagte Van Veeteren.
    »Ja, vermutlich«, meinte Mahler.
     
    Anderthalb Stunden später hatte Mahler nach ungefähr sechzig Zügen den Sieg davongetragen. Er beugte sich zur Seite und zog ein kleines flaches Paket aus seiner Aktentasche, die neben ihm auf dem Boden gestanden hatte.
    »Das soll ein Trost für dich sein«, sagte er. »Hab es heute aus der Druckerei bekommen, also ist es immerhin frisch.«
    Van Veeteren riss das Papier ab.
    »Rezitativ aus einem Winkel«, las er.
    »Man dankt«, sagte er. »Das ist wohl ungefähr das, was ich brauche.«
    »Das weiß man nie so genau«, meinte Mahler und schaute auf die Uhr. »Ist übrigens Zeit zum Aufbruch. Du kannst mit Seite 36 anfangen. Ich glaube, da könntest du einen Tipp finden.«
     
    Van Veeteren öffnete die dünne Gedichtsammlung, nachdem er geduscht hatte und ins Bett gegangen war. Der Radiowecker
auf dem Nachttisch zeigte einige Minuten nach halb eins, und er beschloss, sich für den Moment auf die Empfehlung des Autors zu beschränken. Poesie war ohnehin nichts, das man in großen Mengen genoss, schon gar nicht Mahlers minimalistische Strophen, und er spürte außerdem, dass der Schlaf hinter seinen Augenlidern schon auf der Lauer lag.
    Das Gedicht hieß »Januarnacht« und bestand aus nur sieben Zeilen.
    Licht ungeboren
Linien ungeahnt
Gesetz ungeschrieben
     
    in der Schwärze das Kind
im tanzenden Fleck Rhythmus
aus dem Chaos Regeln für den Umgang mit Herzenskummer
und ein kleiner kategorischer Imperativ
    Er knipste die Lampe aus und die Zeilen blieben hängen, in der Dunkelheit des Zimmers, wie ihm schien, und in seinem eigenen verebbenden Bewusstsein.
    Die innere und die äußere Dunkelheit, dachte er noch, dann überließ er sich der grenzenlosen Obhut des Schlafs.
    Morgen um zwölf.

40
    Als er vor der Tür stand, zeigte seine Armbanduhr erst 11.59 und er beschloss, noch die letzte Minute abzuwarten. Er hatte sich für zwölf Uhr angemeldet und vielleicht war es wichtig, in den Einzelheiten präzise zu sein. Keine scheinbar belanglosen Dinge zu vernachlässigen.

    Er drückte auf den Klingelknopf.
    Wartete einige Sekunden und horchte nach Geräuschen in der Wohnung, drückte noch einmal auf den Klingelknopf. Ein langes, wütendes Signal. Dann beugte er sich vor und legte das Ohr an das kühle Holz der Tür.
    Nichts.
    Keine Schritte. Keine Stimmen. Keine menschlichen Geräusche. Er richtete sich auf. Sammelte sich für einen Moment. Holte tief Atem und griff nach der Türklinke.
    Offen.
    Er stieg über die Türschwelle. Ließ die Tür einen Spaltbreit offen. Nicht zum ersten Mal betrat er eine Wohnung, in der er einen Leichnam finden könnte, aber diesmal spielte noch etwas anderes eine Rolle. Etwas, das ihm beunruhigend und vorhersagbar zugleich vorkam.
    Die Luft in der dunklen, engen Diele war stickig. Vor ihm lag die Küche, in die der Sonnenschein hätte strömen können, wenn die Rollos nicht geschlossen gewesen wären. Rechts führte eine halb offene Tür in einen Raum, bei dem es sich wohl um ein Schlafzimmer handelte. Links lagen eine Toilette und hinter einer Doppeltür das Wohnzimmer.
    Zwei Zimmer und eine Küche, das war alles. Keine große Wohnung, wie Münster berichtet hatte.
    Er nahm sich zuerst das Schlafzimmer vor. Das Bett wäre der natürliche Ort; dafür würde er sich wohl auch selber entscheiden, sollte es jemals so weit kommen.
    Vorsichtig öffnete er die Tür.
    Leer. Das Bett ordentlich gemacht. Auch hier heruntergelassene Rollos. Als sei der Bewohner verreist.
    Dann das Wohnzimmer. Ebenso ordentlich und öde. Eine scheußliche Sitzgruppe aus einem graubraunen strapazierfähigen Kunststoff. Großer Fernseher, Bücherregal mit Nippesfiguren. Bilder mit Meeresmotiven.
    In der Küche dieselbe triste

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