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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Nachtschicht. Hab mir ein Auto gemietet. War die schnellste Möglichkeit herzukommen.»
    «Hast du heute Morgen schon etwas gegessen, Evie?», fragte John.
    «Nein.»
    «Das dachte ich mir. Komm mit, der Frühstückstisch ist noch nicht abgeräumt und du bekommst frischen Tee.» Er wandte sich an mich. «Kümmere dich um sie, Hastings, ja? Wells wartet auf mich. Oh, das ist Monsieur Poirot. Er hilft uns, weißt du, Evie.»
    Miss Howard gab Poirot die Hand, aber sie warf John über die Schulter einen misstrauischen Blick zu.
    «Was meinst du damit – hilft uns?»
    «Er hilft bei der Untersuchung.»
    «Da braucht man nichts zu untersuchen. Haben sie ihn denn noch nicht ins Gefängnis gesteckt?»
    «Wen sollen sie ins Gefängnis stecken?»
    «Wen? Alfred Inglethorp natürlich!»
    «Meine liebe Evie, bitte halte dich etwas zurück. Lawrence denkt, dass unsere Mutter an einem Herzanfall starb.»
    «Dann ist Lawrence ein Trottel!», gab Miss Howard zurück. «Selbstverständlich hat Alfred Inglethorp die arme Emily ermordet – genau wie ich es immer vorausgesagt habe.»
    «Meine liebe Evie, bitte nicht so laut. Was wir auch denken oder welchen Verdacht wir hegen mögen, momentan ist es am besten, wenn wir so wenig wie möglich sagen. Die gerichtliche Untersuchung ist erst am Freitag.»
    «So ein Riesenblödsinn!» Miss Howard schnaubte höchst verächtlich. «Ihr seid ja alle verrückt geworden. Bis dahin hat der Mann das Land bestimmt schon verlassen. Wenn er auch nur einen Funken Verstand hat, bleibt er doch nicht brav hier und wartet darauf, dass man ihn hängt.»
    John Cavendish sah sie hilflos an.
    «Ich weiß schon, was los ist», beschuldigte sie ihn, «du hast auf die Ärzte gehört. Sollte man nie tun. Was wissen die schon? Gar nichts – oder gerade so viel, dass sie gefährlich sind. Ich muss es schließlich wissen – mein Vater war Arzt. Der kleine Dr. Wilkins ist so ziemlich der größte Trottel, den ich je gesehen habe. Herzanfall! Genau so was würde er sagen. Jeder mit ein bisschen Grips müsste doch sehen, dass ihr Mann sie umgebracht hat. Ich habe immer gesagt, er würde sie in ihrem Bett ermorden, die arme Seele. Und jetzt hat er es getan. Und ihr könnt nur dummes Zeug plappern wie ‹Herzanfall› und ‹gerichtliche Untersuchung am Freitag›. Du solltest dich schämen, John Cavendish.»
    «Und was soll ich deiner Meinung nach tun?» John konnte ein kleines Lächeln nicht ganz unterdrücken. «Zum Teufel noch mal, Evie, ich kann ihn doch nicht am Schlafittchen nehmen und zur Polizeiwache im Dorf schleppen.»
    «Aber du solltest irgendetwas tun! Zum Beispiel herausfinden, wie er es getan hat. Er ist ein schlauer Fuchs. Wahrscheinlich mit eingeweichtem Fliegenpapier. Frag doch mal die Köchin, ob sie welches vermisst.»
    Bei diesen Argumenten wurde mir klar, dass es wahrscheinlich herkulische Anstrengungen erfordern würde, Miss Howard und Alfred Inglethorp unter einem Dach zu beherbergen und zwischen ihnen für Frieden zu sorgen, und ich beneidete John nicht um diese Aufgabe. Ich konnte an seinem Gesicht ablesen, dass er sich seiner schwierigen Lage völlig bewusst war. Fürs Erste suchte er sein Heil im Rückzug und verließ eilig den Raum.
    Dorcas brachte frischen Tee. Als sie wieder gegangen war, kam Poirot vom Fenster, wo er gestanden hatte, und setzte sich Miss Howard gegenüber an den Tisch.
    «Mademoiselle», sagte er ernst, «ich möchte Sie etwas fragen.»
    «Nur zu», sagte sie und betrachtete ihn mit ziemlicher Abneigung.
    «Ich möchte auf Ihre Hilfe zählen können.»
    «Ich helfe Ihnen mit Freuden, Alfred an den Galgen zu bringen», erwiderte sie barsch. «Hängen ist noch viel zu gut für ihn. Er sollte gerädert und gevierteilt werden, wie in den guten alten Zeiten.»
    «Dann sind wir uns ja einig», sagte Poirot. «Denn auch ich will den Verbrecher hängen sehen.»
    «Alfred Inglethorp?»
    «Ihn oder einen anderen.»
    «Ein anderer kommt nicht in Frage. Die arme Emily wurde erst ermordet, als er hier auftauchte. Ich will damit nicht sagen, dass sie nicht von Blutsaugern umgeben gewesen wäre – das war sie. Aber die waren nur hinter ihrem Geldbeutel her und wollten ihr nicht ans Leben. Doch dann kommt Alfred Inglethorp – und schon nach zwei Monaten – schwupps! ist es passiert!»
    «Glauben Sie mir, Miss Howard», sagte Poirot sehr ernst, «falls Mr. Inglethorp der Täter ist, soll er mir nicht entwischen. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort: dann soll er hängen!»
    «Das klingt

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