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Das fehlende Glied in der Kette

Das fehlende Glied in der Kette

Titel: Das fehlende Glied in der Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hörte sich an wie das Seufzen eines Riesen.
    Wir kamen zum Haupteingang von Styles und merkten sofort, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Dorcas kam auf uns zugelaufen. Sie weinte und rang die Hände. Ich sah die Dienstboten alle hinten in der Halle herumstehen und wie sie ganz Aug und Ohr waren.
    «Oh, oh, ich weiß gar nicht, wie ich es Ihnen sagen soll…»
    «Was ist denn, Dorcas?», fragte ich ungeduldig. «Nun reden Sie doch schon.»
    «Diese schrecklichen Kriminalbeamten. Sie haben ihn verhaftet, sie haben Mr. Cavendish verhaftet!»
    «Lawrence ist verhaftet?», fragte ich entgeistert.
    Dorcas sah mich mit einem seltsamen Blick an.
    «Nein, Sir, nicht Mr. Lawrence – Mr. John!»
    Mit einem lauten Schrei fiel Mrs. Cavendish von hinten gegen mich, und als ich mich umdrehte, um sie aufzufangen, sah ich stillen Triumph in Poirots Augen glitzern.

Elftes Kapitel

Ein Fall für den Staatsanwalt
     
    D er Prozess gegen John Cavendish fand zwei Monate später statt. Die Anklage lautete auf Mord an seiner Stiefmutter.
    Über die dazwischenliegenden Wochen gibt es wenig zu berichten, aber meine Sympathie und Bewunderung galt uneingeschränkt Mary Cavendish. Sie stellte sich leidenschaftlich hinter ihren Mann, hatte für den bloßen Gedanken, er könne schuldig sein, nichts als Verachtung übrig und kämpfte mit Zähnen und Klauen für ihn.
    Ich äußerte meine Bewunderung Poirot gegenüber und er nickte nachdenklich.
    «Ja, sie ist eine der Frauen, die sich in der Not eindrucksvoll bewähren. Dann zeigen sie ihre besten Eigenschaften. Ihr Stolz und ihre Eifersucht sind…»
    «Eifersucht?», hakte ich nach.
    «Ja. Haben Sie noch nicht bemerkt, dass sie eine ungewöhnlich eifersüchtige Frau ist? Wie ich schon sagte, ihr Stolz und ihre Eifersucht sind jetzt vergessen. Sie denkt nur noch an ihren Mann und an das schreckliche Schicksal, das ihn erwartet.»
    Er sprach sehr mitfühlend, und ich sah ihn aufmerksam an und erinnerte mich an jenen letzten Nachmittag, als er mit sich gekämpft hatte, ob er sprechen sollte oder nicht. Bei all seiner Sorge um das «Glück einer Frau» war ich froh, dass ihm die Entscheidung abgenommen worden war.
    «Selbst jetzt kann ich es immer noch kaum glauben, denn bis zur letzten Minute hatte ich gedacht, es wäre Lawrence gewesen!»
    Poirot lächelte. «Das weiß ich.»
    «Aber John! Mein alter Freund John!»
    «Jeder Mörder hat wahrscheinlich irgendwo einen alten Freund», bemerkte Poirot philosophisch. «Man darf Gefühl und Verstand nicht miteinander vermischen.»
    «Ich muss schon sagen, Sie hätten mir doch wirklich einen Tipp geben können.»
    «Vielleicht tat ich das gerade deshalb nicht, mon ami, weil Sie sein alter Freund sind.»
    Das brachte mich ziemlich aus der Fassung, da mir einfiel, wie eifrig ich damals John die vermeintlichen Ansichten Poirots über Dr. Bauerstein hinterbracht hatte. Der war übrigens freigesprochen worden. Doch obwohl er diesmal alle ausgetrickst hatte und die Anklage wegen Spionagetätigkeit fallen gelassen werden musste, waren ihm doch seine Flügel für die Zukunft sehr gestutzt worden.
    Ich fragte Poirot, ob er glaubte, dass John verurteilt werden würde.
    Zu meiner großen Überraschung erwiderte er, man würde John ganz im Gegenteil höchstwahrscheinlich freisprechen.
    «Aber Poirot!», protestierte ich.
    «Ach, mein Freund, habe ich Ihnen nicht schon die ganze Zeit gesagt, dass ich keine Beweise habe? Das Wissen, dass jemand schuldig ist, und es ihm auch nachweisen zu können, das ist zweierlei. In diesem Fall gibt es schrecklich wenige Beweise, das ist der ganze Ärger. Ich, Hercule Poirot, weiß alles, aber das letzte Glied in meiner Beweiskette fehlt. Und erst wenn ich das fehlende Glied finde…» Er schüttelte bekümmert den Kopf.
    «Wann haben Sie denn John Cavendish zuerst verdächtigt?», fragte ich ihn kurze Zeit später.
    «Haben Sie ihn denn gar nicht verdächtigt?»
    «Nein, überhaupt nicht.»
    «Auch nicht nach den paar Sätzen, die Sie von der Unterhaltung zwischen Mrs. Cavendish und ihrer Schwiegermutter mitbekommen hatten, und angesichts ihrer auffälligen Zurückhaltung bei der Untersuchung?»
    «Nein.»
    «Haben Sie nicht zwei und zwei zusammengezählt und daraus geschlossen, dass es nicht Alfred Inglethorp war, der mit seiner Frau stritt? Sie erinnern sich, wie heftig er eine Auseinandersetzung bei der Untersuchung abgestritten hat! Dann musste es aber entweder Lawrence oder John gewesen sein. Aber falls es Lawrence gewesen war,

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