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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornell Woolrich
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verschreckt.
»Eine gute Nachricht ?« wiederholte sie schüchtern.
    »Genau! Können Sie es sich nicht denken ?«
    »N-nein.«
    Sie steigerten die Spannung bis ins
Unerträgliche. »Sie wissen doch, was heute für ein Tag ist, oder ?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie wünschte
sich jetzt, die drei würden gehen, aber sie verfügte nicht über die
Scharfzüngigkeit, mit der sich manch andere Hausfrau unliebsame Eindringlinge
vom Hals schafft.
    »Heute hat das Derby stattgefunden !« Die drei blickten sie erwartungsvoll an. Ihr
Gesichtsausdruck zeigte keine Spur von Verständnis. »Mrs. Mead, können Sie sich
nicht denken, warum wir hier sind? Ihr Pferd hat gewonnen !«
    Sie schaute immer noch verwirrt drein.
Die Männer waren jetzt sichtlich enttäuscht. »Mein Pferd ?« antwortete sie verdutzt. »Aber ich besitze doch gar kein...«
    »Nein, nein! Mrs. Mead, verstehen Sie
denn nicht? Wir sind von der Zeitung, unser Büro hat eben aus London erfahren,
daß Sie eine der drei Personen in Amerika sind, die auf Ravenal gewettet haben.
Die anderen beiden leben in Frisco und in Boston .«
    Sie umringten sie, hatten sie schon
halbwegs in die Diele zurückgedrängt, in Richtung Küche. »Verstehen Sie denn
nicht, was das bedeutet? Sie haben hundertfünfzigtausend Dollar gewonnen !«
    Glücklicherweise stand da, hinter ihr
an der Wand, ein Stuhl. Ermattet ließ sie sich darauf niedersinken. »Oh, nein!«
    Die drei starrten sie völlig verdutzt
an. Mit dieser Reaktion hatten sie wirklich nicht gerechnet. Sie schüttelte
fortwährend den Kopf, nicht sehr heftig, aber hartnäckig. »Nein, Gentlemen. Da
muß ein Irrtum vorliegen. Das muß jemand anderes mit dem gleichen Namen sein. Ich
habe nicht auf Rav — wie heißt das Pferd gleich? Ich habe überhaupt nicht
gewettet !«
    Die drei schauten sie vorwurfsvoll an,
glaubten wohl, sie wolle sie zum Besten halten.
    »Natürlich haben Sie gewettet, Sie
müssen einen Wettschein haben! Wie hätten wir sonst Ihren Namen und Ihre
Adresse erfahren? Sie haben es uns aus London rübergekabelt, zusammen mit den
Namen der anderen Gewinner. Die haben sich das doch nicht einfach aus den
Fingern gesaugt. Es muß auf dem Zettel stehen, den sie in Dublin aus der Trommel
gefischt haben. Wollen Sie uns auf den Arm nehmen, Mrs. Mead ?«
    Bei diesen Worten hob sie aufmerksam
den Kopf, als sei ihr plötzlich etwas in den Sinn gekommen.
    »Moment mal. Das ist mir noch gar nicht
aufgefallen! Sie nennen mich ständig Mead. Ich heiße nicht mehr Mead, ich habe
wieder geheiratet. Jetzt heiße ich Archer. Aber ich war jahrelang an den Namen
Mead gewöhnt, und als Sie gleich zu dritt hier aufgetaucht sind und mich ganz
konfus gemacht haben, ist mir erst gar nicht aufgefallen, daß Sie mich noch bei
meinem alten Namen nennen.
    Wenn der Wettschein also auf den Namen
Mead ausgestellt ist, dann muß ihn Harry, mein früherer Mann, kurz vor seinem
Tod gekauft haben, und er hat mir nichts davon gesagt. Ja, so muß es gewesen
sein, wenn man Ihnen diese Adresse hier rübergekabelt hat. Wissen Sie, das Haus
war auf meinen Namen eingetragen, und ich bin nach Harrys Tod hiergeblieben,
auch nachdem ich wieder geheiratet habe .« Sie schaute
die drei hilflos an. »Aber wo ist der Kontrollabschnitt oder wie das Ding
heißt? Ich hab nicht die leiseste Ahnung .«
    Sie starrten sie bestürzt an. »Wollen
Sie damit etwa sagen, daß Sie nicht wissen, wo er ist, Mrs. Mea- äh, Mrs.
Archer ?«
    »Ich wußte doch nicht einmal, daß er
einen gekauft hatte. Er hat mir kein Wort davon erzählt. Vielleicht wollte er
mich damit überraschen, falls er was gewinnen würde .« In einem Anflug von Trauer schaute sie auf den Boden. »Der Arme mußte so
plötzlich sterben«, sagte sie leise.
    Ihre drei Besucher waren weitaus
bestürzter als sie selbst. Es war schon fast komisch; man hätte meinen können,
es ginge um ihr Geld und nicht um das von Mrs. Archer. Sie redeten alle
gleichzeitig drauflos und überschütteten sie mit Fragen und Vorschlägen.
    »Meine Güte, sehen Sie ganz genau nach,
überall! Ohne den Kontrollabschnitt kommen Sie nämlich nicht an das Geld ran,
Mrs. Archer .«
    »Haben Sie noch all seine Sachen? Er
kann ja noch irgendwo dazwischenstecken .«
    »Hatte er keinen Schreibtisch, wo er
alle Unterlagen aufbewahrt hat? Sollen wir Ihnen beim Suchen helfen, Mrs.
Archer ?«
    Das Telefon klingelte. Die arme Frau
faßte sich verwirrt mit den Händen an den Kopf und war sichtlich aus dem
Gleichgewicht gebracht, was ja auch kein

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