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Das Fenster zum Hof

Das Fenster zum Hof

Titel: Das Fenster zum Hof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornell Woolrich
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Archer und
anhand einer beiläufigen Bemerkung von McRae gegenüber seinem Arbeitgeber, die
dieser bis jetzt nicht für sehr wichtig hielt, werde ich beweisen, daß er
Alkoholreste aus einer zerbrochenen Steingutflasche ausgeschlürft hat, aus der
Flasche, die Sie hierher gebracht und Harry Mead angeboten haben, und von der
Sie selbst keinen Tropfen wollten. Ich werde McRae exhumieren lassen, und ich
glaube, daß ich in seinen Organen die Beweise finden werde, die ich brauche.
Und wenn ich Sie mir so ansehe, dann würde ich sagen, Sie glauben das auch!
    Da ist das Taxi, das uns zum
Polizeipräsidium bringt. Tassen Sie mich das Ganze vorher nochmal kurz
zusammenfassen.
    Mead starb tatsächlich eines
natürlichen Todes, an einer Oberbauchkolik, verstärkt durch den Schock wegen
des unerwarteten Krachens, wahrscheinlich von ein paar spielenden Kindern. Der
Leichenbeschauer hat sich somit keiner Pflichtverletzung schuldig gemacht. Aber
Sie dachten die ganze Zeit, Sie hätten ihn umgebracht, denn Sie wußten ganz genau,
daß die Flasche, die Sie ihm mitgebracht hatten, vergifteten Whiskey enthielt,
und Sie dachten, er hätte davon getrunken.
    Sie, die keine Schuld trifft, bekam
seine Versicherung ausbezahlt, und Sie heirateten sie. Damit stand sie als
nächste auf Ihrer Liste. Aber mit Gift wollten Sie es nicht mehr versuchen,
obwohl Sie dachten, es hätte beim ersten Mal ja gut hingehauen. Sie fürchteten,
damit nicht noch einmal ungeschoren davonzukommen.
    Die Sache mit dem Stromschlag in der
Badewanne hätte Sie aller Sorgen entledigt — wenn es geklappt hätte. Also
ließen Sie sich Zeit, wollten absolut sicher sein, daß es wirklich wie ein
Unfall aussah und niemand das Gegenteil beweisen konnte. Wer würde Ihnen schon
nachweisen können, daß Sie in dem Moment, als es passierte, im Zimmer waren?
Wer würde Ihnen nachweisen können, daß Sie die Lampe ein wenig mit dem Ellbogen
angestoßen haben, so daß sie umkippte? Ihre Frau hätten Sie einfach morgens um
Viertel nach acht tot im Wasser liegen lassen, um sie dann um fünf, nach der Arbeit,
zu Entdeckern.
    Dann kam auf einmal die Sache mit dem
Wettschein. Aber Sie ließen sich nicht von Ihrem Plan abbringen, Sie waren
bereits auf Mord eingestellt. Sie wollten die Sache auf jeden Fall durchziehen.
Wenn sich ein ›Unfall‹ schon gelohnt hätte, bevor sie die hundertfünfzigtausend
Dollar gewonnen hatte, dann doch erst recht hinterher.
    Mittlerweile war Meads altjüngferliche
Schwester, die schon die ganze Zeit vermutet hatte, daß etwas hinter seinem Tod
steckte — wahrscheinlich nur deshalb, weil seine Witwe wieder heiratete,
anstatt für den Rest ihres Lebens Trauer zu tragen — zu uns aufs
Polizeipräsidium gekommen und hatte eine Nachuntersuchung verlangt, und ich
bekam den Auftrag, sie durchzuführen.
    Sie hatten panische Angst vor einer
Exhumierung der Leiche, fürchteten, daß Ihr »Verbrechern dadurch irgendwie doch
noch ans Licht kommen könnte. Vielleicht fürchteten Sie, wir würden an seiner
Leiche sofort sehen können, daß er vergiftet worden war. Aber etwas völlig
anderes kam ans Licht. Ich entdeckte eine Verletzung an seiner Schläfe — die
Haut war aufgeplatzt und ein Schädelknochen gebrochen. Zuerst dachte ich, das
sei es gewesen. Doch dann stellte sich heraus, daß es ganz anders war.
    Erst als ich in die Stadt ging und mir
den Sarg genauer ansah, fiel mir eine Delle auf; sie müssen ihn wohl
fallengelassen haben, als der Tote drin lag. Der Lehrling in dem
Bestattungsunternehmen, fast noch ein Kind, hat unter Tränen zugegeben, daß ihm
der Sarg beim Einladen in den Leichenwagen heruntergefallen und mit dem
Kopfende aufgeschlagen war. Dabei knallte der Kopf des Toten so heftig gegen
die Sargwand, daß die Kopfhaut aufplatzte und ein
Schädelknochen brach.
    Ich befragte Mrs. Archer, und sie hatte
nichts Eiligeres zu tun, als Sie in Schutz zu nehmen, doch mit ihrer
hanebüchenen Geschichte vom Bügeleisen erreichte sie nur eins: Sie bewies ihre
Unschuld besser, als es jeder Anwalt hätte tun können. Aber, und das war reiner
Zufall, während ich einem Mord nachspürte, der letztlich keiner war, habe ich
einen anderen entdeckt, an dem gerade gearbeitet wurde. Mit anderen Worten, was
wie ein Mord ausgesehen hatte, aber keiner gewesen war, verhinderte einen Mord,
der erst einer werden sollte.
    Wegen keinem von beiden kann ich Sie
belangen. Aber wenn ich das Gewicht dieser beiden ›Taten‹ noch zu dem des
Mordes addiere, den Sie, ohne es zu

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