Das Ferienhaus der Liebe
Familienfeier erscheinen, bei jeder Hochzeit, jeder Taufe. Und das würde ihnen Spannungen, Kummer und peinliche Momente bescheren.
Außerdem will Polly nichts weiter, als hier zwei angenehme Wochen erleben, sagte Simon sich. Sie küsste ihn zwar, als wäre sie wirklich für ihn entbrannt, aber sie hatte sich schon immer hingebungsvoll und alles andere als halbherzig ihren Interessen gewidmet, sei es nun Rollschuhlaufen, Kochen oder Flirten.
Jetzt probt sie einfach mit Feuereifer ihre Rolle als meine Verlobte, überlegte er weiter und blickte missmutig in sein Weinglas. Für sie war es ein Mittelding zwischen einer lästigen Pflicht und einer Herausforderung, ein Zeitvertreib, bis sie sich endlich ihrem Philippe an den Hals werfen konnte, der sich mit ihr amüsieren und ihr dann das Herz brechen würde.
Polly sah zu Simon und bemerkte seine finstere Miene. Dachte er jetzt an Helena? Hatte er ein schlechtes Gewissen, weil sie, Polly, ihm das Küssen förmlich aufgezwungen hatte? Ihr War klar, wie nahe sie daran gewesen waren, die Kontrolle zu verlieren. Wenn Simon nicht rechtzeitig aufgehört hätte, hätte sie ihm das Hemd vom Leib gerissen und ihn angefleht, mit ihr zu schlafen.
Polly drehte den Ring am Finger und überlegte, ob sie vorschlagen sollte, sich nicht mehr zu küssen. Dann würde Simon aber vermuten, dass sie das Küssen ernst genommen hatte. Was, wenn er befürchtete, sie könnte so dumm sein, sich in ihn zu verlieben? Dann würde die Situation noch viel peinlicher werden.
Nein, sie musste ihm unbedingt klarmachen, dass keine Gefahr gefühlsmäßiger Verwicklungen bestand. Er hatte ja schon eine Freundin, die er küssen konnte, wann immer er wollte.
Verzweifelt überlegte Polly, was sie sagen könne, um zu beweisen, wie unbeeindruckt der Kuss sie gelassen habe.
“Hast du Helena schon mitgeteilt, dass ich Ersatzfrau für sie spiele?” fragte sie schließlich. Es klang leider nicht so kühl wie beabsichtigt.
“Nein, noch nicht.”
Er konnte ihr ja nicht erklären, dass Helena und er nicht mehr zusammen waren, denn dann wäre alles verdorben. Jedes Mal, wenn er Polly küsste oder berührte, würde sie sich fragen, ob er die Sache vielleicht ernst nahm.
“Ich möchte sie nicht ablenken”, sagte er nach kurzem Überlegen.
“Sie arbeitet an einem sehr komplizierten Fall, der in den nächsten zwei Wochen ihre ganze Aufmerksamkeit beanspruchen wird. Ich erzähle ihr die Geschichte, wenn alles vorbei ist.”
“Vielleicht hat sie dann ja Zeit, hierher zu kommen und Urlaub mit dir zu machen.”
“Vielleicht”, stimmte Simon ausdruckslos zu und rang sich ein Lächeln ab. “Du bist dann ja bei Philippe und genießt das Leben in vollen Zügen.”
“Ja”, sagte Polly, wenig begeistert. Seltsam, dass die Aussicht darauf sie nicht sonderlich reizte.
8. KAPITEL
Polly lag im Dunkeln neben Simon und lauschte seinem regelmäßigen Atem. Irgendetwas hatte sich seit dem Nachmittag zwischen ihnen geändert, aber das klärende Gespräch hatte die Situation nicht vereinfacht. Im Gegenteil!
Zwar gingen sie nicht mehr so gereizt miteinander um, doch eine andere, beunruhigende Spannung herrschte zwischen ihnen. Die Art Spannung, die einen veranlasste, mitten im Satz zu verstummen, worauf sich nervenaufreibendes Schweigen ausbreitete, bis man es nicht mehr aushielt und etwas sagte, egal was.
Was ist nur mit mir los? fragte sie sich frustriert. Die ersten Wochen des Aufenthalts in Frankreich waren zwar nicht so toll gewesen, aber jetzt schien sich einer der schönsten Sommer ihrer Lebens anzubahnen. Sie konnte ohne große Anstrengung viel Geld verdienen. Philippe war mehr als nur freundlich gewesen. Alles, was er gesagt hatte, war zwar durchaus harmlos gewesen, aber in seinen Augen hatte ein Versprechen gelegen. Dass sie die Aufmerksamkeit eines so attraktiven und weltgewandten Manns erregte, hätte sie eigentlich begeistern müssen. Warum dachte sie dann nicht an ihn, sondern an Simon und daran, wie sich dessen Lippen anfühlten?
Ruhelos drehte sie sich auf die Seite und sah im schwachen Mondlicht, das durchs Fenster hereinfiel, den Umriss seiner Schulter.
Polly malte sich aus, wie sie die Hand seinen nackten Arm entlanggleiten ließ. Wie hielt Helena das nur aus, arbeiten zu müssen, statt hier zu sein, wo die Zikaden im Garten zirpten, wo es einen Pool gab, würzige, warme Luft - und Nächte mit Simon?
Helena musste sich seiner sehr sicher sein. Polly drehte sich auf die andere Seite und blickte,
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