Das Ferienhaus der Liebe
lächelte. “Außerdem gefällt mir der Job. Ich werde zum Essen ausgeführt, mein Boss schenkt mir Blumen, und ich darf den Nachmittag am Pool verbringen. Wo sonst könnte ich das?” “Bei Philippe”, antwortete Simon trocken. “Vielleicht hat er gar keinen Pool”, erwiderte Polly schnell.
“Ich weiß wirklich nicht viel über Philippe.” Sie war überrascht, wie verzweifelt sie Simon zu überreden versuchte, sie nicht wegzuschicken. “Ich habe zwar den ganzen Tag lang gemurrt, aber ich hab es nicht eilig, von hier wegzukommen. Für mich ist es ideal: Ich bin in einem schönen Haus, verbringe zwei angenehme Wochen und verdiene mir damit genug Geld, um eine Zeit lang unabhängig zu sein.”
Versuche ich eigentlich, Simon oder mich zu überzeugen, dass sein Plan für mich nur Vorteile hat? fragte sie sich.
“Wenn du mir das Geld leihst, fühle ich mich verpflichtet, etwas Vernünftiges damit anzufangen, und das mag ich nicht”, fügte sie hinzu.
Simon lächelte. “Ich möchte dir nur Verlegenheiten ersparen”, erklärte er, die Worte sorgfältig wählend.
“Ach, es wird schon nicht so schlimm”, meinte Polly optimistisch.
“Zugegeben, manche Situationen sind ein bisschen peinlich und nicht so einfach zu meistern, wie ich dachte.” Sie zögerte und sah unauffällig zu Simon. “Gestern hat es mich zum Beispiel nervös gemacht, mit dir in einem Bett zu schlafen.”
“Ich war auch nervös”, gestand er ihr.
Plötzlich fühlte sie sich wesentlich besser. “Ist das nicht albern?”
Sie umfasste seine Hand. “Wir sind alte Freunde. So zu tun, als wären wir verlobt, ist doch keine große Affäre. Es könnte sogar viel Spaß machen.”
Zwei Wochen mit ihr in einem Bett zu schlafen, ohne sie berühren zu dürfen, ist nicht meine Vorstellung von Spaß, dachte Simon.
Polly bemerkte seinen zweifelnden Ausdruck und fragte sich, ob er an Helena dachte, die er lieber hier sehen würde und der gegenüber er sich womöglich treulos vorkam.
“Da wir keine echte Beziehung haben, tun wir niemand weh”, sagte Polly überredend.
“Richtig”, stimmte Simon ihr zu und sah ihr in die Augen.
“Außerdem, wenn du deinen Plan aufgibst, wäre der Ring verschwendet, den wir mit so viel Mühe ausgesucht haben”, meinte sie und ließ ihn in der Sonne funkeln. “Ich gewöhne mich allmählich an ihn.”
Simon lächelte, fragte dann aber ernst: “Bist du dir ganz sicher, dass du weitermachen willst? Ich möchte dich auf keinen Fall ausnutzen.”
“Ich bin mir völlig sicher.” Polly war erstaunlich erleichtert darüber, bleiben zu dürfen, statt mit genug Geld in der Tasche ihrer eignen Wege zu gehen.
Plötzlich fiel Simon auf, dass er noch immer ihre Hand hielt, und er ließ sie los. “Wenn du wirklich bleiben willst, bin ich dir sehr dankbar.
Es bedeutet mir viel.”
“Gut. Dann ist ja alles geklärt. Tut mir Leid, dass ich vorhin so aufsässig war”, fügte Polly beinah schüchtern hinzu. “Ich werde jetzt wirklich versuchen, etwas ordentlicher zu sein.”
“Und ich, etwas entspannter zu sein”, versprach Simon.
“Vermutlich liegt mir deswegen so viel an Ordnung und Planung, weil ich der Älteste von uns bin. Du kennst ja Emily und Charlie, und meine Mutter ist auch nicht besser.”
Das stimmt, dachte Polly reuig. Simons Mutter, eine sehr sympathische Frau, war genauso sorglos wie sie und völlig auf Simon angewiesen, wenn es darum ging, ihre Angelegenheiten zu regeln.
Zum ersten Mal wurde Polly klar, wie viel Verantwortung er mit erst vierzehn Jahren nach dem Tod seines Vaters übernommen hatte, als er sich um seine Mutter und Geschwister kümmern musste, die alle drei liebenswert, aber äußerst zerstreut waren. Wahrscheinlich war ihm gar nichts anderes übrig geblieben, als vernünftig und methodisch zu werden.
Wie oft hatten sie, Emily und Charlie über Simons herrische Art gestöhnt und sich darüber mokiert, dass er Ordnung in das Chaos des Tavernerschen Haushalts zu bringen versuchte. Nur bei meinen Eltern hat er Unterstützung und Anerkennung gefunden, dachte Polly schuldbewusst.
“Wenn wir das nächste Mal einkaufen gehen, mache ich sogar vorher eine Liste”, versprach sie Simon.
Er lachte. “Abgemacht!”
Nun hätte sie eigentlich aufstehen und zu dem anderen Liegestuhl zurückgehen sollen, aber sie war zu bequem dazu. Es war so angenehm, einfach dazusitzen, auf den Gesang der Zikaden zu lauschen und sich von der Sonne die Haut wärmen zu lassen.
Simon schob Polly eine
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