Das Ferienhaus der Liebe
Mal war, dass sie den anderen das Liebespaar vorspielten, das letzte Mal, dass sie sich an Simon schmiegen durfte. Sie legte ihm den Arm um die Taille und hoffte, dass man ihr nicht ansah, wie gern sie in Tränen ausgebrochen wäre.
Julien küsste sie auf die Wangen, dann legte er Simon kurz die Hand auf die Schulter. “Wir bleiben in Verbindung”, versprach Julien.
“Und wartet nicht zu lange mit der Hochzeit. Ihr beide gehört zueinander.”
Simon und Polly standen, die Arme noch immer umeinander gelegt, da und winkten dem Auto nach, solange sie es sehen konnten, beinah so, als wollten sie den Moment hinauszögern, in dem sie die Komödie beenden konnten. Schließlich hörte man nicht einmal mehr den Motor des Autos, sondern nur noch die Zikaden.
Und Polly hörte immer noch Juliens Worte: “Ihr gehört zueinander.”
Nur stimmte das nicht.
Simon ließ als erster den Arm sinken, und Polly trat rasch einen Schritt beiseite, damit es nicht so aussah, als würde sie sich an Simon klammern. Lastendes Schweigen herrschte.
“Sie werden enttäuscht sein, wenn sie hören, dass wir doch nicht heiraten”, sagte Polly endlich rau.
“Ja.”
“Welchen Grund wirst du ihnen nennen?”
Er zuckte die Schultern. “Dass du einen anderen gefunden hast.
Wenn mit dir und Philippe alles klappt, wird das ja auch stimmen.”
Wieder schwiegen sie eine Zeit lang.
“Es ist eine Erleichterung, mit dieser Liebespaarkomödie aufhören zu können, stimmts?” fragte Polly schließlich und drehte den Ring am Finger hin und her.
“Ja.”
“Du brauchst mich jetzt ja nicht mehr, Simon.”
Er zögerte, und sie hielt erwartungsvoll den Atem an, aber dann sagte Simon nur: “Richtig.”
Sie versuchte, sich ihre bittere Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, und zog den Ring ab. “Dann nimm den lieber gleich zurück.”
Simon nahm ihn nicht sofort. “Bist du sicher, dass du ihn nicht behalten möchtest?”
“Ja. Ein Verlobungsring ist etwas ganz Besonderes, aber der hier ist nur ein Bühnenrequisit. Das nächste Mal will ich einen echten.” Sie schluckte trocken. “Ich möchte nicht mehr heucheln.” Das ist ausgesprochen ironisch, weil ich jetzt so tun muss, als wäre ich nicht in Simon verliebt, dachte sie traurig.
“Na gut.” Simon nahm den Ring und steckte ihn in die Tasche.
“Möchtest du jetzt Philippe anrufen?”
“Nein, das erledige ich lieber von Marsillac aus.” Am liebsten wäre sie in Tränen ausgebrochen, aber sie atmete tief durch und rang sich ein Lächeln ab. “Würdest du mich in die Stadt fahren?”
“Natürlich.” Er erwiderte das Lächeln. Wie höflich sie doch waren!
“Du willst wahrscheinlich so schnell wie möglich von hier weg.”
Nein! hätte Polly am liebsten gerufen. Sie wollte überhaupt nicht weg, sondern bei Simon bleiben.
“Ja”, bestätigte sie. “Ich packe jetzt meine Sachen.”
10. KAPITEL
Bei einem Einkaufsbummel in Marsillac hatte Simon darauf bestanden, Polly einen Koffer zu kaufen, und in den legte sie nun ihre Sachen. Sie war den Tränen nahe, denn jedes Stück erinnerte sie an die Zeit mit Simon, als sie noch nicht gewusst hatte, dass sie ihn liebte, und glücklich gewesen war.
Er wartete schon auf sie, als sie den Koffer nach unten trug. “Hast du alles?” fragte Simon. Seine Miene wirkte maskenhaft starr.
“Ich glaube schon.” Polly lächelte. “Außerdem habe ich versucht, kein Chaos zu hinterlassen.”
“Schön. Fertig zur Abfahrt?”
Sie nickte, da sie ihrer Stimme nicht traute.
Während sie die Auffahrt entlangfuhren, blickte Polly sich nicht mehr nach dem Haus um. Es fiel ihr auch so schwer genug, sich davon loszureißen.
Die Fahrt in die Stadt war eine Qual. Polly hoffte, sie möge schnell zu Ende gehen, fürchtete den Moment aber zugleich. Beim Gedanken daran, sich von Simon verabschieden zu müssen, brannten ihr Tränen in den Augen.
Im Ort bestand er darauf, zur Bank zu gehen, und hob eine große Geldsumme ab, die er Polly überreichte.
“Das ist zu viel!” protestierte sie.
“Nein, darauf hatten wir uns geeinigt.”
Zögernd nahm sie das Geld an. “Ich habe es nicht verdient. Die letzten beiden Wochen waren Urlaub für mich.”
“Du hast gekocht und dich darum gekümmert, dass Chantal und Julien sich wohl fühlen, und du hast sie überzeugt, wir beide wären verlobt. Du hast deinen Vertrag erfüllt und dir damit die vereinbarte Summe ehrlich verdient, Polly.”
Sie biss sich auf die Lippe. Sie konnten doch nicht den ganzen
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