Das Ferienhaus der Liebe
Tag hier stehen und sich gegenseitig das Geld in die Hand drücken! Nein, sie würde nehmen, was sie brauchte, und das übrige Geld Simon irgendwann zurückgeben.
“Na gut. Danke schön”, sagte Polly schließlich und steckte das Geld in die Handtasche, während sie die Bank verließen. Draußen stellte sie den Koffer ab und straffte die Schultern.
“Das wars dann wohl”, sagte sie tapfer.
Simons Miene wirkte angespannt. “Du musst mir etwas versprechen.”
“Was denn?”
“Wenn es nicht so läuft, wie du erwartest, und wenn du irgendetwas brauchst, dann musst du es mich wissen lassen. Ich bleibe noch eine Zeit lang in La Treille. Du weißt also, wo du mich findest.”
Überrascht sah sie ihn an und fühlte sich nicht mehr so elend. “Ich dachte, du wolltest sofort nach London zurück?”
“Ja, ursprünglich schon, aber…” Simon wollte ihr nicht sagen, dass er dablieb, um sie zu trösten, falls Philippe, wie er befürchtete, ihr wehtun würde. “Ich habe es mir anders überlegt”, beendete Simon den Satz.
Nach einer winzigen Pause sagte Polly: “Du wirst dich allein einsam fühlen.” Sie hoffte wider besseres Wissen, dass Simon sie jetzt bitten würde, ihm weiterhin Gesellschaft zu leisten.
“Nein, ich rufe Helena an und bitte sie, hierher zu kommen.” Er musste Polly unbedingt überzeugen, dass sein Hilfsangebot völlig uneigennützig war. Wenn sie auch nur ahnte, dass er sich in sie verliebt hatte, würde sie sofort fliehen, um peinliche Situationen zu vermeiden.
“Sie hat den Auftrag inzwischen erledigt”, fügte er hinzu. “Jetzt können wir uns einen richtigen Urlaub zusammen gönnen.”
“Das ist eine gute Idee.” Polly wunderte sich, dass er nicht hörte, wie ihr Herz in tausend Stücke zersprang.
Simon versuchte, möglichst beiläufig zu klingen. “Du wirst mich anrufen, wenn du etwas brauchst?”
“Was soll ich schon brauchen mit so viel Geld, wie du mir gegeben hast, und …”
“Versprich es mir trotzdem”, unterbrach er sie.
“Na schön.” Sie schluckte trocken. “Ich verspreche es.”
Sie sahen sich an, und ihm wurde flau. Jetzt war es so weit.
“Auf Wiedersehen, Polly”, sagte Simon leise. “Danke für alles.”
Polly brachte kein Wort heraus, sondern blickte ihn nur weiterhin an. Er umarmte sie und presste sie an sich. Als alter Freund durfte er das, oder? Allerdings traute er sich nicht, sie zu küssen, nicht einmal auf die Wange. Er hielt Polly nur fest und schmiegte ein letztes Mal sein Gesicht in ihr Haar.
“Viel Glück”, sagte er rau.
“Auf Wiedersehen”, flüsterte sie, als er sie losließ, dann hob sie den Koffer auf, damit man nicht die Tränen in ihren Augen schimmern sah, wandte sich um und ging ohne einen Blick zurück davon.
“Warum tust du dir das an, Polly?” Philippe setzte sich neben sie und legte ihr den Arm um die Schultern.
In den drei Tagen, seit sie wie ein Häufchen Elend vor seiner Tür gestanden hatte, war er noch netter gewesen, als sie sich jemals ausgemalt hatte. Er hatte die Fassade des Lebemanns abgelegt und alles getan, um sie, Polly, zu trösten. Sie versuchte, fröhlich zu sein, aber Philippe durchschaute sie.
“Du willst doch gar nicht bei mir sein”, bemerkte er sanft.
“Tut mir Leid!” Sie verzog das Gesicht und schüttelte heftig den Kopf, als könnte sie damit die Tränen zurückdrängen. “Ich hätte nicht herkommen sollen, aber ich dachte, ich würde mich in dich verlieben…”
“Aber du bist noch immer in Simon verliebt?” beendete er den Satz.
Sie nickte hilflos.
Philippe reichte ihr ein blütenweißes Taschentuch. “Erzähl mir alles.”
Sein Mitgefühl ließ sie die bisher mühsam bewahrte Fassung verlieren, und Polly weinte herzzerreißend, während er ihr nach und nach die ganze Geschichte entlockte.
“Braves Mädchen”, sagte er, als ihr Schluchzen allmählich leiser wurde. “Jetzt musst du nur noch zu Simon gehen und ihm dasselbe erzählen.”
“Das … kann ich nicht”, erwiderte sie stockend.
“Natürlich kannst du”, ermunterte Philippe sie. “Du bist dir zwar sicher, dass er dich nicht liebt, aber ich bin davon nicht überzeugt.
Kein Mann ist ein so guter Schauspieler! Für mich klingt er wie jemand, der verliebt ist und es sich nicht eingestehen will, genau wie du.”
“Wirklich?” Ein Hoffnungsschimmer stahl sich in Pollys tränenfeuchte Augen.
“Es gibt nur eine Methode, um das herauszufinden.” Er stand auf und zog sie vom Sofa hoch. “Du musstest ihm
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