Das Ferienhaus der Liebe
Treille flüchtete Polly sich sofort ins Bad und blickte lange in den Spiegel, während sie versuchte, genug Mut aufzubringen, sich neben Simon ins Bett zu legen - zum letzten Mal.
Im Schlafzimmer zog Simon sich leise fluchend aus. Alles war schief gegangen! Er hatte gehofft, dass Polly erkennen würde, nicht in Philippe verliebt zu sein, wenn sie einen ganzen Abend mit ihm verbrachte, aber anscheinend hatten die vergangenen Stunden den gegenteiligen Effekt gehabt, und sie war noch immer verrückt nach ihm.
Und ich kann nichts dagegen unternehmen, dachte Simon und knöpfte sich das Hemd auf. Polly konnte es kaum erwarten, Philippes Angebot anzunehmen, zu ihm zu ziehen. Wenn sie erst einmal dort war, würde sie seinem geübten Charme nicht lange widerstehen können. Nicht einmal, wenn sie wollte, und das tat sie ja nicht.
Er, Simon, würde sie gehen lassen müssen, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte. Philippe würde sie unglücklich machen, denn ihm lag nichts an ihr, was sie anscheinend nicht merkte. Philippe wusste nicht, wie warmherzig, fröhlich und entnervend sie war, er hatte nicht beobachtet, wie sie sich von einem kecken kleinen Mädchen in einen lästigen Teenager und dann in eine bezaubernde Frau verwandelt hatte. Philippes Herz setzte nicht jedes Mal einen Schlag lang aus, wenn sie den Kopf neigte, lächelte oder das Gesicht der Sonne zuwandte.
Nein, Philippe wusste nur, dass Polly lange Beine hatte und mit einem anderen Mann verlobt war, was für ihn eine Herausforderung bedeutete, sie zu erobern. Und dann würde er ihr das Herz brechen, dessen war Simon sich sicher.
Wenn das passiert, werde ich da sein und es wieder kitten, schwor er sich. Er konnte leicht einen Vorwand finden, länger in Frankreich zu bleiben, und falls sie ihn brauchte, würde er ihr beistehen. Falls nicht, musste er nach London zurückfahren und sein früheres Leben wieder aufnehmen. Ein Leben ohne Polly.
Sie kam aus dem Bad, wie an all den Abenden in den vergangenen zwei Wochen: das Haar offen, das Gesicht frisch gewaschen, in einem übergroßen T-Shirt, das sie an Stelle eines Nachthemds trug und das ihre langen Beine bestens zur Geltung brachte. Und wie jeden Abend bisher war Simon bei ihrem Anblick die Kehle wie zugeschnürt.
Zum ersten Mal, seit er sie von der Party abgeholt hatte, betrachtete er sie genau und war überrascht, dass sie nicht, wie er erwartet hatte, strahlend glücklich aussah, sondern angespannt.
“Stimmt etwas nicht, Polly?”
Nichts stimmt mehr, dachte sie niedergeschlagen. Am liebsten hätte sie sich an Simons breite Brust geschmiegt, seinem ruhigen Herzschlag gelauscht und seinen aufregenden Duft eingeatmet. Sie sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie beinah zu weinen begonnen hätte.
“Alles in Ordnung”, sagte sie bemüht fröhlich, ging zum Bett und setzte sich, den Rücken Simon zugewandt. “Ich bin nur müde. Es war ein anstrengender Abend.”
Sie wünschte sich, er hätte sie nicht so mitfühlend angesehen, als wusste er, dass ihr das Herz brach. Er sollte ihretwegen kein schlechtes Gewissen haben oder sich Sorgen machen, weil sie allein und unglücklich in Frankreich blieb. Nein, sie brauchte ihn nur zu überzeugen, dass mit ihr alles in Ordnung war.
Sie wandte den Kopf und lächelte Simon strahlend an. “Ansonsten ist alles bestens. Ich habe den ganzen Abend lang mit dem attraktivsten Mann getanzt, den ich kenne, und morgen sehe ich ihn wieder.”
“Es sieht so aus, als würdest du endlich die leidenschaftliche Romanze erleben, die du dir immer ersehnt hast”, erwiderte er ausdruckslos.
“Ja”, bestätigte Polly und war froh, als er sich hinlegte und das Licht ausknipste, weil sie nun nicht mehr zu lächeln brauchte.
“Auf Wiedersehen!” Chantal umarmte Polly herzlich. “Und vielen Dank für die nette Betreuung und das ausgezeichnete Essen.”
“Ich wünschte, Sie müssten noch nicht abreisen”, sagte Polly aufrichtig, denn sie mochte Chantal und Julien wirklich gem.
“Wir müssen aber leider nach Paris zurück, und Ihnen ist es bestimmt recht, dass Sie und Simon jetzt allein und ungestört sind.”
Chantal lächelte freundlich. “Sie schreiben uns doch, wann die Hochzeit ist?”
“Welche Hochzeit?” hakte Polly begriffsstutzig nach.
“Ihre und Simons natürlich!”
Simon legte den Arm um Polly und presste sie an sich. “Wir schicken euch eine Einladung, sobald wir das Datum festgelegt haben.”
Sie empfand eine bittersüße Wehmut, weil es das letzte
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