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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Sirenenton des Rettungsrufs durch die Marskolonie, durch Wohnräume und Labors, durch die Maschinenräume wie durch die tief liegenden Stollen. Männer und Frauen ließen alles stehen und liegen, rannten durch Gänge, eilten Treppen hoch, stürzten aus dem Aufzug, schlüpften in Raumanzüge und hörten sich dabei an, was AI-20 über den Notfall und die zu treffenden Maßnahmen zu sagen hatte.
    Keine drei Minuten nach Beginn des Alarms erschütterte das Dröhnen von Triebwerken den oberirdischen Teil der Siedlung, ließ Wände und Bodenplatten vibrieren.
    »Da!«, sagte Carl, der durch eine der schmalen Sehschlitze der Schleuse Ausschau gehalten hatte. Die anderen drängten sich neben ihn. Beide Flugmaschinen schossen mit lodernden Düsen Richtung Jeffersongraben.
    »Wie kann man bloß so blöd sein und mit leerem Sauerstofftank rausgehen?«, stieß Ronny hervor. »Ich schwör’s, wenn Pigrato uns die Anzüge wegnimmt, red ich im Leben kein Wort mehr mit ihr!«

2
    Das Artefakt
    Es ist nicht leicht, Freunde zu finden, wenn man dreizehn Jahre alt und auf dem Mars geboren ist. Als Elinn aus ihrem Bett in der Krankenstation hochsah, in all die vertrauten Gesichter, kam es ihr so vor, als hätte sie überhaupt keine Freunde mehr.
    Ronny zum Beispiel sah drein, als wolle er sie bei nächster Gelegenheit fressen. Zusammen mit seiner Stupsnase und seinen wilden blonden Locken hätte das beinahe lustig aussehen können. So schaute er normalerweise nur drein, wenn man ihn bei seinem richtigen Namen rief – Ronald –, den er nicht leiden konnte. Oder wenn man ihn daran erinnerte, dass er das jüngste der Marskinder war. Und eigentlich nicht einmal ein richtiges, denn er war noch auf der Erde geboren und als Säugling mit seinen Eltern zum Mars gekommen. Was aus Ronnys Sicht hieß, dass er sich als jüngsten Astronauten aller Zeiten betrachten durfte.
    Oder Ariana. Diese steile Stirnfalte rechts neben der Nasenwurzel hatte sie nur, wenn sie ziemlich ärgerlich war, fast schon wütend. Wenn diese Falte auftauchte, machte man sich besser still und heimlich davon, denn Ariana war nicht nur die Stärkste, Schnellste und Sportlichste weit und breit, sie konnte auch Jiu-Jitsu und Karate, kurzum, man legte sich besser nicht mit ihr an. Und gerade waren ihre langen schwarzen Haare so zerzaust, als hätte sie bereits einen Kampf hinter sich und könne den nächsten kaum erwarten. Normalerweise war Ariana für Elinn ein bisschen wie eine große Schwester. Im Augenblick aber schien das nicht zu gelten.
    Doktor DeJones, Arianas Vater, blickte zumindest nur ernst drein, nicht ärgerlich. Er hielt Elinns Handgelenk und fühlte ihren Puls und nickte ihr zu, als sie ihn ansah.
    Carl schien nicht zu wissen, ob er ärgerlich sein sollte wegen dem, was passiert war, oder erleichtert, dass man sie rechtzeitig gefunden hatte. In seinem Gesicht mischten sich beide Gefühle. Vielleicht weil er ihr großer Bruder war und immer das Gefühl hatte, auf sie aufpassen zu müssen, umso mehr, seit Papa tot war. Carl war fünfzehn irdische Jahre alt und damit das älteste unter den Marskindern; tatsächlich stand er auf der Erde schon in den Geschichtsbüchern als der erste auf dem Mars geborene Mensch. Aber darauf war Carl überhaupt nicht stolz, es ärgerte ihn eher. Sein großer Traum, das hatte er ihr erzählt, war es, auf der Erde zu studieren und später als Erforscher der anderen Planeten des Sonnensystems berühmt zu werden.
    Die Einzige, die sie wirklich freundlich ansah, wenn auch mit sorgenvollen Falten in den Augenwinkeln, war natürlich Mutter.
    »Kind, Kind!«, murmelte sie kopfschüttelnd.
    Elinn versuchte, zu lächeln. »Das war ziemlich dumm, was?«
    »Ja.« Mutter nickte. »Ziemlich dumm.«
    »Du hast Glück gehabt, dass AI-20 dein Verschwinden bemerkt und sofort Alarm ausgelöst hat«, sagte Doktor DeJones streng. »Zehn oder fünfzehn Minuten später hätte dir niemand mehr helfen können.« Er sah, wie Mutter bei diesen Worten zusammenzuckte, und setzte rasch hinzu: »Aber Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, Mrs Faggan, Ihrer Tochter ist wirklich nichts passiert. Ich mache nur noch ein paar Untersuchungen, sicherheitshalber, und spätestens heute Abend kann sie nach Hause.«
    »Ja«, sagte Mutter. »Danke.«
    Jetzt lächelte Carl doch ein bisschen.
    Auch die Zornesfalte auf Arianas Stirn schien ein klein wenig nachzulassen.
    Sogar Ronny gab fast so etwas wie einen erleichterten Seufzer von sich.
    Vielleicht hatte sie doch nicht

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