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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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schob die Scheibe in die Brusttasche seines Hemdes, sah in die Runde, als sei er unschlüssig, was nun zu tun war, und sagte schließlich: »Also – ich lasse es Sie wissen, wenn ich Nachricht von der Erde erhalte.«
    Dr. DeJones nickte nur. Pigrato wandte sich zur Tür und ging hinaus, und ehe sie sich wieder schloss, hörte man ihn draußen im Gang wütend zischen: »So ein verdammter…«
    Dann schloss sich der Spalt und verschluckte den Rest des Fluches. Der Arzt, die Kinder und Mrs Faggan sahen sich mit großen Augen an und mussten unwillkürlich zuerst grinsen, dann lachen.
    »Tom Pigrato, wie wir ihn kennen und lieben«, meinte Dr. DeJones schließlich spöttisch.
    »Er kann mich nicht zur Erde schicken, wenn ich dort sterben müsste, nicht wahr?«, fragte Elinn an diesem Abend beim Zubettgehen ihre Mutter.
    Mutter streichelte ihr über das Haar. »Nein. Das kann er nicht tun.«
    »Also kann ich hier bleiben«, fuhr Elinn zufrieden fort. »Und weil du mich ja nicht allein lassen kannst, musst du auch hier bleiben. Und weil wir beide ja nicht allein die ganze Arbeit machen können, müssen die anderen auch hier bleiben. Also bleibt die Marssiedlung, wie sie ist.«
    Mutter lächelte. Es war ein beunruhigtes Lächeln, aber das merkte Elinn nicht. »Ich bin sicher, Mister Pigrato sieht das ganz genauso.«
    Mister Pigrato sah das ganz genauso. Senator Bjornstadt auch, und das war das Problem.
    Da der Senator niemals vor hohen Kosten zurückschreckte, wenn es um seine eigenen Belange ging, hatte er eine Videokonferenzschaltung aus seinem Büro in das Arbeitszimmer Pigratos herstellen lassen. Und da wütete er nun in dem großen Bildschirm der Kommunikationseinheit.
    »Ist Ihnen klar, was das bedeutet, Pigrato?«, rief er, als müsse er die Entfernung zum Mars mit schierer Lautstärke überbrücken. »Das kann das gesamte Vorhaben zum Scheitern bringen. Herrgott, noch mal, hätten Sie das Mädchen denn nicht früher untersuchen lassen können? Als ob ich nicht schon genug am Hals hätte, weil irgendjemand seinen Mund nicht halten konnte. Jetzt sind die Schiffe unterwegs. Was glauben Sie, was erst los ist, wenn die leer zurückfliegen müssen? Dann rollen hier Köpfe, das kann ich Ihnen flüstern, Ihrer und meiner allen voran. Ich habe mich auf Sie verlassen, Pigrato. Wenn Sie mir nicht zugesichert hätten, dass es keine Probleme geben würde, hätte ich die Schiffe doch niemals so kurzfristig losgeschickt. Und jetzt das… Ich darf überhaupt nicht daran denken. Ich hoffe nur, Sie haben mir jetzt einen vernünftigen Vorschlag zu machen, wie Sie das Problem aus der Welt schaffen wollen!«
    »Bis jetzt«, erwiderte Pigrato und fühlte sich dabei so unbehaglich, wie man sich fühlt, wenn man merkt, dass einem alle schwarzen Peter untergeschoben werden, die überhaupt im Spiel sind, »ist es nur die Meinung eines einzelnen Arztes. Dr. DeJones ist außerdem einer der Sprecher der Siedler und erklärter Befürworter der Marskolonisierung. Ich halte es für möglich, dass er gesehen hat, was er sehen wollte. Wenn das Ganze nicht sowieso ein Täuschungsmanöver ist.« Diese Geschichte in den Medien? Er konnte sich die Schlagzeilen bildhaft vorstellen. Ein Kind soll sterben, weil das Marsprojekt beendet wird. »Ich habe bereits Gutachten anderer Ärzte angefordert. Die entsprechenden Daten sind über das WorldMed -Netz weitergeleitet worden. Der medizinische Dienst der Weltraumbehörde hat mir vollste Unterstützung zugesichert.«
    Das war das Nervtötende an Videokonferenzen mit der Erde: Man sagte sein Sprüchlein, und dann saß man da, starrte den anderen an und wartete, dass die Zeit verging. Und wie zähflüssig sie in solchen Situationen dahintröpfelte, du meine Güte! Pigrato äugte unauffällig auf die Uhr. Sieben Minuten. Noch nicht einmal die Hälfte.
    Wenn die Pausen wenigstens zwischen Frage und Antwort gewesen wären. Dann hätte man sich in Ruhe überlegen können, was man sagen wollte. Aber so war es eher, als wechsle man zwei Sätze mit jemandem, unternehme dann einen Spaziergang, um danach weitere zwei Sätze zu reden. Bei Telefongesprächen mit der Erde konnte man das auch so machen – reden und in den Pausen etwas anderes tun, lesen zum Beispiel. Aber bei diesen blöden Videogesprächen, die der Senator so liebte, verbot sich das natürlich.
    Als die Uhr vierzehn Minuten und zwanzig Sekunden zeigte, hörte Pigrato seine eigene Stimme, wie sie aus den Lautsprechern in Bjornstadts Büro drang. Die Erde kam

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