Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
näher, daran merkte man es.
    »Das ist mir noch alles zu unbestimmt«, knurrte der Senator. »Was machen Sie denn, falls die anderen Gutachter zu demselben Schluss kommen? Nein, nein, das überzeugt mich alles nicht.« Er beugte sich vor. »Lösen Sie dieses Problem. Es ist mir egal, wie. Wenn Sie jemals im Leben wieder einen anderen Posten wollen, Pigrato, dann schaffen Sie mir die Siedler auf die Erde.« Ein letzter finsterer Blick aus dem Senatorenauge. »Ich hoffe, wir haben uns verstanden.« Damit trennte er die Verbindung, und sein Abbild wich beruhigendem Schwarz.
    Tom Pigrato lehnte sich zurück und merkte, dass er am ganzen Körper schweißnass war.
    Zwei Tage später erhielten Dr. DeJones und Christine Faggan eine Einladung des Statthalters zu einer Besprechung im Kartenraum. Dr. DeJones bestand darauf, dass Elinn mit dabei sein würde. Elinn wiederum wollte nicht ohne die anderen Kinder gehen. Schließlich gestattete Pigrato zähneknirschend, dass sich vier Kinder und vier Erwachsene – außer Pigrato war von den Erdlingen noch Graham Dipple dabei, der die ganze Zeit nervös mit seinem Schreibstift herumspielte – um den Kartentisch versammelten.
    »Ich habe hier sieben Gutachten von verschiedenen Ärzten«, begann Pigrato sofort und holte einen Stapel Papier aus seiner Mappe, »die alle zu dem Schluss kommen, dass die Veränderungen in der Lunge des Mädchens zwar feststellbar, aber bei weitem nicht so schwer wiegend sind, wie Sie zuerst angenommen haben, Dr. DeJones. Insbesondere verbieten sie nicht Elinns dauerhaften Aufenthalt auf der Erde. Allenfalls sei empfehlenswert, meinen drei der Gutachten, dass sie große Höhen oder den Einflussbereich von Industrieabgasen meidet. Bitte sehr.« Er schob die Papiere über den Tisch.
    »Irgendwie habe ich nichts anderes erwartet«, nickte Dr. DeJones und nahm das erste Gutachten in die Hand, blätterte darin, überflog den Text. Besonders gründlich schien er nicht zu lesen.
    »Und?«, fragte Pigrato.
    Dr. DeJones zuckte die Schultern. »Nichts und. Frage zehn Ärzte, und du wirst zwölf Meinungen hören. Es war mir klar, dass Sie Ärzte auftreiben würden, die Ihnen das sagen, was Sie hören wollen.«
    »Sie trauen mir allerhand zu, muss ich feststellen.«
    »Ja, das tue ich«, sagte Dr. DeJones einfach und hielt die Papiere ein wenig hoch. »Kann ich die Expertisen haben?«
    Pigrato breitete die Hände in einer Geste aus, die wohl nach Großzügigkeit aussehen sollte. »Selbstverständlich.«
    »Nein.« Dr. DeJones schüttelte den Kopf und reichte ihm die Gutachten zurück. »Die Dateien. Ich will auch ein paar Leute auf der Erde um ihre Meinung fragen. Leute meiner Wahl, versteht sich.«
    Pigrato warf ihm einen Blick zu, der, wenn Blicke töten könnten, den Arzt vermutlich glatt hingestreckt hätte. »Zwei der größten Raumschiffe, die es gibt, sind unterwegs zum Mars. Vier Monate hin, siebenundzwanzig Tage Aufenthalt, dreieinhalb Monate zurück. Was soll ich denen sagen? Dass sie die Reise ganz umsonst machen?«
    »Es ist nicht mein Fehler, dass die Erdregierung ihren Beschluss derart überstürzt umgesetzt hat. Vernünftiger wäre gewesen, alle Zweifelsfragen im Vorfeld zu klären. Und dazu hätte eine medizinische Bestandsaufnahme gehört.«
    »Mit medizinischen Problemen dieser Art war nicht zu rechnen.«
    »Mit medizinischen Problemen ist immer zu rechnen. Man weiß zum Beispiel seit Jahrzehnten, dass ein langer Aufenthalt unter verminderter Schwerkraft zu Veränderungen im Herz-Kreislauf-System führt. Und bei einigen der älteren Siedler hier sind diese Veränderungen sehr wohl deutlich auszumachen.«
    »Aber sie können zur Erde zurückkehren.«
    »Ja. Aber das war alles andere als selbstverständlich.«
    Pigrato faltete die Hände vor dem Kinn. »Sie wissen doch, wie das damals nach dem Ende der Regierung Sanchez gelaufen ist. Hätte man die Schließung der Marssiedlung lang und breit in der Öffentlichkeit diskutiert, wäre sie nicht mehr durchsetzbar gewesen.«
    »Das ist ein politisches Problem, kein medizinisches«, sagte der Arzt. »Bekomme ich die Gutachten nun, oder haben Sie etwas zu verbergen?«
    Pigrato gab ein Geräusch von sich, als ersticke er an etwas. »KI?«, krächzte er dann.
    »Ich höre, Mister Pigrato«, erklang die Stimme von AI-20.
    »Kopiere die medizinischen Gutachten zum Fall Elinn Faggan in das Postfach von Dr. DeJones.«
    »Ist erledigt«, sagte die Künstliche Intelligenz.
    »Danke«, sagte Dr. DeJones und stand auf.

Weitere Kostenlose Bücher