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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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im Lauf der Zeit nach, einfach weil das Kind sonst nicht überleben könnte. Unter der wesentlich geringeren Schwerkraft des Mars hat Elinns Körper aber offenbar einen anderen Weg gefunden, die Alveolen zu stabilisieren, nämlich indem er, einfach gesagt, das Gewebe geringfügig verdickte, aus dem sie bestehen – gerade so weit, dass der Gasaustausch nicht beeinträchtigt wird. Wenn man darauf achtet, sieht man das auf den tomografischen Aufnahmen sehr gut. Aber der Erdschwerkraft würde diese Art der Stabilisierung nicht standhalten. Nach und nach, vielleicht im Laufe von Monaten, würden ihre Lungenbläschen zusammenfallen. Elinn würde immer größere Atemnot bekommen, Bakterien und Flüssigkeit würden sich in ihren Lungen ansammeln, sie würde Lungenentzündungen und Emphyseme bekommen und am Ende ersticken.«
    Pigrato hatte immer größere Augen bekommen. »Wie kann man das korrigieren?«, fragte er sofort.
    »Überhaupt nicht.«
    »Könnte es nicht sein, dass sich unter der Erdschwerkraft das Gewebe der Lungenbläschen noch einmal verdickt, bis sie ihr standhalten?«
    »Wenn sie das täten, würde das Gewebe so dick, dass der Gasaustausch nicht mehr funktioniert, und sie würde erst recht ersticken.«
    Pigrato hob eine Hand, abwehrend, als wolle er nichts mehr hören, rieb sich dann die Stirn und fragte schließlich: »Sie wollen mir mit all diesen Ausführungen etwas sagen, das mit meiner Arbeit zu tun hat, nicht wahr? Sie wollen mir sagen, dass Elinn Faggan nicht auf die Erde kann, richtig?«
    »Richtig.«
    »Aber sie muss auf die Erde. Die Regierung hat es angeordnet.«
    »Deswegen habe ich Sie hergebeten«, erklärte Dr. DeJones. »Sie müssen der Regierung sagen, dass Elinn Faggan sozusagen Marslungen hat. Wenn Sie sie auf die Erde schicken, verurteilen Sie sie zum Tode.«

17
    Ein Senator tobt
    »Das ist kein Problem«, erklärte Elinn, nachdem Dr. DeJones ihr erklärt hatte, was mit ihren Lungen los war. »Dann bleibe ich eben hier.«
    Pigrato, der mit finsterem Gesicht und verschränkten Armen im Eck stand und das Gespräch verfolgte, stieß ein freudloses Lachen aus.
    »Ich fürchte, so einfach wird das nicht zu machen sein«, sagte Dr. DeJones und drückte Elinns Hand, als müsse er sie beruhigen.
    Dabei war Elinn kein bisschen beunruhigt, im Gegensatz zu allen anderen, die dumm herumstanden und dreinschauten wie vom Blitz getroffen. Sie saß auf dem Patientenstuhl neben dem Schreibtisch, baumelte mit den Beinen und fand das alles völlig in Ordnung.
    »Marslungen«, wiederholte sie den Ausdruck, den Dr. DeJones gebraucht hatte. »Das gefällt mir.«
    Ihre Mutter seufzte nur abgrundtief.
    »Mir nicht«, sagte Dr. DeJones. »Mir nicht.«
    »Doktor«, meldete sich Pigrato, und es lag etwas Drohendes in seiner Stimme, »ohne Ihre medizinische Kompetenz anzweifeln zu wollen – das ist mir bis jetzt alles etwas dünn, wenn ich es recht überlege. Ich meine, ich habe jetzt eine fachliche Meinung gehört. Und ich will vorläufig einmal davon ausgehen, dass das hier kein Trick…«
    »Ich darf doch sehr bitten!«, fuhr ihm Dr. DeJones mit einer für ihn untypischen Heftigkeit ins Wort.
    »Schon gut, ich sagte ja – ich gehe nicht davon aus. Aber ich weiß nicht, zu welchem Schluss andere Ärzte kämen. Auf eine einzelne Diagnose kann ich unmöglich irgendwelche Entscheidungen begründen.«
    »Was wollen Sie machen? Ein diagnostisches Labor von der Erde einfliegen lassen?«
    »Unsinn«, versetzte Pigrato ärgerlich.
    »Ich habe sie mit allen Mitteln untersucht, die mir zur Verfügung stehen«, erklärte Dr. DeJones. »Und so wenige sind das nicht. Selbst wenn Sie Elinn, sagen wir, in die Kobayashi-Klinik bringen würden, würden sich an der Diagnose allenfalls Details ändern.«
    Pigrato kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. »Das eben«, sagte er, »bezweifle ich.«
    »Weil es Ihnen nicht in den Kram passt, das ist mir schon klar. Aber von mir aus – ich kann Ihnen die Dateien des Tomografen geben, die ganze Akte. Schicken Sie sie an den medizinischen Dienst des Marsprojekts oder wohin Sie wollen.«
    »Sie brauchen mich deswegen nicht so anzugiften. Ich tue nur meinen Job.«
    »Ja, ja. Das ist mir schon klar.« Dr. DeJones zog eine Schublade auf, holte eine Speicherscheibe heraus und steckte sie in einen dünnen Schlitz an der Unterseite des Monitors. Mit ein paar Handgriffen überspielte er Elinns Daten darauf, zog sie wieder heraus und reichte sie Pigrato. »Bitte sehr.«
    »Danke.« Pigrato

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