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Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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schwarzem Kleid und mit schwarzem Kopftuch in der Tür und erwartete sie. Am frühen Morgen hatte sie gebacken und stellte nun wortlos für den Maler und seine Gäste zum Frühstück Kaffee, Weißbrot, Tomaten, Oliven und Käse bereit. Als Swoboda sich dankend vor ihr verneigte, wurde sie rot und verzog ihren Mund unter dem deutlichen Schnurrbartschatten zu einem mädchenhaften Lächeln. Kurz nach elf, die beiden Maler hatten fünf Leinwände mit Rotocker grundiert, kamen die Gendarmen aus Limenas, eine knappe Stunde später folgten Spezialisten für Gewaltverbrechen der D.A.E.E.B, die am Morgen aus Thessaloniki in die Präfektur Kavalla geflogen waren. Sie kamen mit Nissan Patrols und einem Pick-up, nahmen das Dorf in Beschlag und sperrten es mit blau-weißen Plastikbändern ab. Eine Gruppe von Wanderern, die vor Sonnenaufgang in Limenaria aufgebrochen waren und hofften, sich hier vor der weiteren Exkursion stärken zu können, wurde abgewiesen. Ihre holländische Führerin protestierte wortreich und vergeblich. Das Tatortteam war perfekt ausgerüstet, arbeitete mit einer Forensikerin zusammen und konnte schon nach zwei Stunden den Toten zum Abtransport freigeben. In einem dunkelblauen Leichensack wurde er auf die Ladefläche des Pick-ups gehoben. Da die Beamten uniformiert waren, ließ sich an Umfang und Farbe des Schulterklappendekors leicht einschätzen, wer welchen Rang einnahm. Der einzige nicht Uniformierte, ein dürrer, großer Mann mit hagerem, braunem Gesicht, vermutlich Mitte fünfzig, in blütenweißem, offenem Hemd und dunkelblauem Anzug, das schwarze, lockige Haar sorgfältig in der Mitte gescheitelt, bat Lavrakis, Törring und Swoboda in die Taverne, wo Agnoulis erst von Anna geweckt werden musste. Die Reste des Frühstücks standen noch auf dem Tisch. Der Hauptkommissar aus Kavalla griff nach den Oliven, kaute eine nach der anderen ruhig ab, spuckte die Steine zur offenen Tür hinaus und sah den Männern, die er befragen wollte, prüfend, mit besorgtem Blick in die Gesichter. Er winkte einem Beamten, der neben der Tür stand. Der setzte sich mit an den Tisch und stellte ein kleines Aufzeichnungsgerät in die Mitte. Er hatte zwei silberne Sterne auf seinen Schulterklappen. Sein Chef stellte vor: »I am Police Major Kostas Seitanides, and this is my colleague Police Lieutenant Georgios Jannakopoulou. So, what’s going on here?« Schnell stellte sich heraus, dass ihn nicht nur der Mord interessierte, sondern vor allem, was die beiden deutschen Polizisten hierher geführt hatte. Er war umfänglich informiert. Seine Leute hatten vier Kilometer vom Dorf den Suzuki-Jeep gefunden, der von der Piste abgekommen war und bis zum Chassis im Schlamm steckte. Der Fahrer hatte wohl die Kleider gewechselt. Sein von Farbe und Blut verschmierter Anzug lag im Wagen, und im Leihvertrag fand sich sein Name. Von da waren es nur zwei Telefonate und sie wussten, dass Vincent Menendez mit dem Flugzeug von Düsseldorf nach Kavalla gekommen war. Dort hatten die Überwachungskameras brauchbare Porträts von ihm aufgezeichnet. Seitanides ordnete die Fahndung an. »This is an island, he cannot escape!«
    Ein Beamter kam mit einer Meldung, die Swoboda und Törring nicht verstanden. Lavrakis sagte ihnen, man habe vor dem Dorf im Wald ein Motorrad gefunden, das ebenfalls bei Potos in Chrissi Ammoudia ausgeliehen worden sei. Bevor sie darüber sprechen konnten, brachte einer der Spurensicherer in einer Plastiktüte die Tatwaffe. Es war der Langdolch, den Swoboda kannte, beschmiert mit Blut und Farbe. Seitanides legte ihn auf den Tisch. »Have you seen it before?« Törring schüttelte den Kopf. Lavrakis bestätigte, dass er mit diesem Messer bedroht worden sei. Der Police Major blickte Swoboda ruhig und eindringlich an. Er wartete. Er roch, dass der deutsche Kriminaler etwas wusste und sich noch nicht im Klaren war, ob er es sagen sollte, weil er die Konsequenzen nicht abschätzen konnte. Swoboda kannte diese Verhörtechnik, mit Schweigen den Druck auf den Delinquenten zu erhöhen. Er dachte tatsächlich daran, sein Wissen von der Waffe nicht preiszugeben. Man würde das Blut des Opfers, die Rotockerfarbe von Lavrakis und vielleicht Fingerabdrücke des Täters daran finden. Das war alles. Doch wenn er anfinge zu erzählen … Auf jeden Fall würde es Zeit kosten. Die griechische Kripo müsste nachforschen, sich mit Europol in Verbindung setzen. Sie konnten ihn Tage hier festhalten, wenn sie wollten. Dennoch. Da war es wieder, dieses

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