Das Fest Der Fliegen
und respektierten einander. Sein griechischer Kollege grinste zurück und fragte: »So, you did not take fingerprints of that dead man?« Swoboda besann sich kurz. Dann bat er Lavrakis, den weißen Karton mit den aufgeklebten Fingerabdruckfilmen aus der Malermappe zu nehmen. Der griechische Hauptkommissar sah sich die Arbeit an und nickte anerkennend. »Okay, take it with you. I’ll write a name above the prints. A belgian name.« Er zückte einen Kugelschreiber und schrieb auf den Karton über die von Swoboda notierte Zeile Rechte Hand in Druckbuchstaben den Namen LIEVEN VAN ALCKE , 49 . »Does it ring a bell?« »Nein«, antwortete Swoboda enttäuscht. »Sagt mir leider gar nichts.« Törring musste nicht übersetzen. Seitanides verstand und steckte den Kugelschreiber ein. Auch er hatte sich mehr erwartet und gehofft, dass Swoboda ihm über diesen Belgier ein paar Fakten liefern würde. Sie konnten an diesem Abend beide nicht wissen, dass die Fingerabdrücke des Toten schon in dem Fall des ermordeten Dresdener Marienhassers Klaus Günther registriert worden waren. Kostas Seitanides schlug mit der Faust auf den Bartresen. »Okay. I’m hungry. I would like to invite you. There’s a very nice seafood restaurant some ten minutes from here.« Rüdiger Törring stimmte sofort zu. Der Schnaps hatte ihn ebenso hungrig gemacht wie den Police Major. Der stand schon, hob aber die Hand, weil er etwas vergessen hatte. »Just one question before we go: This Belgian – my forensic colleague said he has a tattoo above his heart. Flowers. Lily of the valley. Do you know something about that?« Als Törring ihm übersetzt hatte, dass der tote Belgier eine Maiglöckchen-Tätowierung über dem Herzen trug, trank Swoboda seinen stark verdünnten Ouzo aus und sagte laut, ohne zu bedenken, dass er nicht verstanden wurde: »Das ist ein Zeichen für die Jungfrau Maria. Der Belgier gehört zur Engelslegion! Sie bringen sich also gegenseitig um.«
Vom Buffet waren noch einige Kanapees übrig, auf denen sich Käsescheiben unter schwarzen Oliven wölbten und Fetttröpfchen ausschwitzten.
Die Ludwigsbühler Abiturienten, die auf dem kleinen Podium Streichquartette von Haydn, Boccherini und Schubert gespielt hatten, waren nach den Darbietungen gut mit Wein versorgt worden und lärmten nun in der fast leeren Halle. Ihre Eltern hatten die Instrumente in Sicherheit gebracht. De Cupis drängte die jungen Leute zum Ausgang. Martina schob die Buffetreste zu einer einigermaßen ansehnlichen Insel zusammen. Die zu Kellnerdiensten verpflichteten Engelslegionäre Salviati und de la Chambre hatten fast alle Gläser und Teller abgetragen. Die letzten Gäste verabschiedeten sich von Leicester Burton, nicht ohne von ihm genötigt worden zu sein, sich auf einer Liste als Spender für die Stiftung Bonanima einzutragen. Martina stand neben der Treppe zur Galerie und beobachtete die Fische im Aquarium. »Sie gehen doch bitte noch nicht?« Sie amüsierte sich über den flehentlichen Klang seiner Stimme. Dieser Burton war ein perfekter Schmeichler. Er gefiel ihr nicht, und doch hatte seine Höflichkeit etwas Angenehmes. Obwohl er ruhig neben ihr stand, schienen seine Blicke sie zu umkreisen. »Ich würde allzu gerne heute noch wissen, ob Sie einem Pachtvertrag für die Mühle zustimmen würden. Lassen Sie uns das bei einem erfrischenden weißen Sauvignon besprechen, ja?« »Danke, ich habe wirklich genug.« Ihr Ton war für eine entschiedene Ablehnung zu freundlich. »Aber dieser Sauvignon ist ein Cloudy Bay aus Neuseeland, er wird Sie für alle anderen Sauvignons verderben, das verspreche ich!«
Martina sah sich um. Die Halle war leer. Ein Kellner stand neben der Treppe. Sie blickte wieder auf das Aquarium, aus dem die ganze Farbenpalette der tropischen Meereswelt leuchtete. Warum wollte sie eigentlich gehen? Im Hotel Korn wartete ihre Mutter, sonntags ebenso betrunken wie werktags und im Selbstmitleid schwimmend. In der Wohnung über der Galerie wartete niemand. Alexander suchte in Griechenland einen Maler. Burton spürte ihr Zögern und gab Salviati das verabredete Zeichen. Um dem Sauvignon-Vorschlag nicht zustimmen zu müssen, entschloss sie sich zur Ablenkung. »Womit füttern Sie eigentlich die Tiere in diesem riesigen Aquarium?« »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen, ich habe davon keine Ahnung, ich genieße nur die Schönheit der Schöpfung. Einer meiner Helfer kümmert sich darum, er ist Biologe.« Salviati rollte einen weiß gedeckten Teetisch
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