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Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
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Haus zusammenzog. Wenn Domingo gefasst wurde, würde er reden. Er war ein Schwächling. Swoboda hatte Domingo gemalt, weil er ihm in Edinburgh begegnet war. Daran gab es keinen Zweifel mehr. Und jetzt war Swoboda in Griechenland und verfolgte Domingo. Er beschützte den griechischen Zeugen. Also hatte er die Adressenliste der Camera Obscura -Besucher. Er war als Polizist und als Maler gefährlich. Je mehr er darüber nachdachte, wie er in diese Lage geraten war, umso deutlicher trat der alte Kriminalkommissar als Gehilfe Satans in Burtons Bewusstsein. Der Herr der Fliegen selbst, Beelzebub, hatte die Begegnungen zwischen Domingo und Swoboda herbeigeführt! So nah war das Böse schon an die Heerschar Mariae herangekommen. Swoboda, Werkzeug der uralten Schlange … Er war der gefährlichste Feind der Legio Angelorum und der Inquisitio Haereticae Pravitatis … Burton kniete nieder.
    »Sage mir, Himmelskönigin! Hast du deine liebende, heilige, schützende Hand von uns gezogen? Haben wir deine Gnade nicht mehr verdient? Haben wir nicht jeden deiner Befehle treulich befolgt? Oder prüfst du uns? Sei gnädig, du allergeliebteste, ewig jungfräuliche Braut! Prüfe uns nicht so sehr, dass wir zerbrechen trotz unseres Mutes. Auf die Fürbitte des heiligen Erzengels Michael möge der Herr uns in diesem sterblichen Leben von allem Übel befreien und uns zur ewigen Herrlichkeit des Himmels führen. Bitte für uns, o heiliger Michael! Amen.« Er stand auf und trat ans Fenster. Die Morgendämmerung behielt ihre Düsternis. Der Regen traf auf die Blätter der Bäume und ließ sie zucken. Die Parkmauer mit der Pforte lag hinter einem milchgrauen Schleier. Burtons Gedanken konzentrierten sich auf Swoboda. Dieser Satansdiener war der Einzige, der Vincent Menendez vor Gericht einwandfrei identifizieren konnte. Er hatte Blut gerochen. Man musste ihn ablenken. Ihm ein anderes Ziel vorlegen wie den Windhunden den Hasenköder. Ihn nervös machen, auf eine falsche Spur lenken. Auf eine, die ihm einleuchtete. Eine, die jedermann in dieser Stadt für richtig halten würde… Martina fiel ihm ein. Sie kannte das Geständnis von Ranuccio. Swoboda liebte Martina. Nicht die heilige Martina. Doch eine Heilige musste sie werden, wenn er Angst um sie bekommen sollte. Martina kannte Ranuccios Geständnis. Als Himmelsbraut in der Engelslegion würde sie es für sich behalten … Jetzt entstand ein Bild und Burtons Strategie entwickelte sich wie von selbst. Er lächelte. Noch immer half ihm die Gottesmutter, wenn er sie brauchte.
    Er ging zur Tür und rief nach Salviati, de Cupis und de la Chambre, die in der Halle mit den Vorbereitungen der Matinee begonnen hatten.
    Martina Matt warf einen prüfenden Blick auf das üppige, vom Hotel Korn angelieferte Buffet. Der Hausherr trat zu ihr und nahm sie am Arm. »Kommen Sie, heute sind Sie Gast, Frau Matt, ich habe Leute, die sich um alles kümmern.« So direkt nebeneinander fielen sie auf. Martina trug ein tomatenrotes ärmelloses Wollkleid. Das Orange von Burtons Fliege unter dem feurigen Rostrot seiner Haare neben dem Rot ihres Kleides hätte Swoboda zu einer seiner üblichen Bemerkungen über die Farbe Rot veranlasst. Aber Swoboda war weit. Martina ließ sich vom Buffet wegführen und der Ire nutzte die Bewegung, um sich bei ihr einzuhaken. »Wissen Sie eigentlich, dass es eine Heilige Ihres Namens gibt?« Sie blieb stehen, entzog ihm ihren Arm und lachte. »Na, mir hat sie’s bestimmt nicht vererbt.« »Was?« »Das Heiligsein.« Er ließ seinen Blick auf ihrem Gesicht ruhen. Sie konnte sich von seinen merkwürdig starrenden Augen nicht lösen. Burton lächelte väterlich. »Ob wir Engel oder Teufel sind, Frau Matt, wird erst nach unserem Ende entschieden.« Xaver Sinzinger sprach ihn an, der sich im Namen der Brauerei bereit erklärt hatte, der Stiftung eine größere Spende zu überweisen, und wissen wollte, wer die Gemeinnützigkeit von Bonanima genehmigt hatte. Mark Strabo drängte sich hinzu und wies die einen Kopf größere anorektische Praktikantin, die ihm lustlos folgte und einen klobigen Fotoapparat trug, an, ein Bild von Burton und Sinzinger für die ZN zu machen. Der Chefredakteur trug einen Leinenanzug, ockerfarben, wie immer zu eng und zu kurz, hatte sein blondes Haar mittels Gel in der Schädelmitte aufgeschopft und sah weniger erwachsen aus als die Praktikantin, die offensichtlich zum ersten Mal die Aufgabe hatte, Prominenz abzulichten.
    Als Burton das kleine Podest bestieg, auf dem am

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