Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Fest Der Fliegen

Das Fest Der Fliegen

Titel: Das Fest Der Fliegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Heidenreich
Vom Netzwerk:
drehte sich zu Luzifer um und stach ins Dunkel, zog den Dolch zurück und stach wieder zu. Ein erstickter Schrei, ein Körper fiel gegen seine Schulter. Sank an ihm zu Boden. Domingo starrte in die Nacht. Vom Boden kam jetzt die Stimme Carafas. »Domingo.« Ein langer Reihenblitz flackerte auf. In seinen Schlaglichtern hob der Verletzte sich auf, taumelte an ihm vorbei, Domingo erkannte Carafa, rief seinen Namen, doch sein Mitbruder war schon in der Nacht verschwunden. Domingo hörte das laute Quietschen der Türangeln am Eingang des Beinhauses. Er ließ den Langdolch fallen.
    Seine Zähne schlugen aufeinander. Das Zittern war unbeherrschbar. Seine Glieder flatterten, sein ganzer Körper schien gerüttelt zu werden, er ließ sich mit dem Rücken zur Mauer auf die Knie sinken. Er versuchte zu denken. Hatte der Satan Carafas Gestalt angenommen? Aber es war Carafa, es musste Carafa gewesen sein! Wie kam er hierher? Warum? Und wie lange war dieser Mann aus Edinburgh schon auf seiner Spur? Hatte Petrus Venerandus ihn in eine Falle geschickt? Er stützte sich auf seine Hände und begann zu kriechen, an der Mauer des Beinhauses entlang kam er auf den Weg. Das einzige Licht fiel aus der Tür von Lavrakis’ Küche. Dorthin musste er zurück. Sein Auftrag … Das Messer! Er hatte die Waffe nicht mehr. Seine Hände tasteten sich durch Pfützen. Er fand einen faustgroßen Stein. Jetzt kam jemand aus dem Haus des Malers. Der Strahl einer Taschenlampe schweifte über die Treppe, über die Straße. Domingo richtete sich zitternd auf und lief darauf zu. Der Lichtschein bewegte sich zur Taverne. Dort öffnete sich die Tür. Der Vorplatz wurde erhellt. Dann wieder Dunkel und das Rauschen des Regens. Domingo spürte die Schwäche in seinem Körper und ließ den Stein fallen. Er kannte jetzt die Richtung, fand den Jeep, stieg ein und wartete. Endlich atmete er ruhiger. Er ließ den Motor an, schaltete die Scheinwerfer ein, setzte zurück auf die Dorfstraße und fuhr in den Bergwald, wo sich der Staub der Wege in Schlamm verwandelt hatte.
    »He was it! He is it!«
Der Anblick, den Lavrakis beim Betreten der Taverne bot,
war schreckenerregend, und nur Swoboda sah sofort, dass
    kein Blut an den Händen und auf der Hose des Malers klebte, sondern Farbe. Törring und Agnoulis sprangen vom Tisch auf und starrten Lavrakis an, der nur ein ums andere Mal wiederholte: »He was it!« Als man ihn an den Tisch gesetzt und beruhigt hatte, erzählte er von dem Überfall und beschrieb ein scheinbar nebensächliches Detail. Die Geste, mit der Domingo ihn gesegnet hatte, bevor er ihn töten wollte, hatte er auch gegenüber dem Pfarrer Lucius Mawhiney gezeigt. Lavrakis hatte diese Geste in der Camera Obscura beobachtet und sie war ihm als ungewöhnlich aufgefallen. Nicht weil der Täter die linke Hand benutzt hatte. Sondern weil er Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger ausgestreckt hielt, während er Ringfinger und kleinen Finger zur Handfläche einbog. Diese Segensgeste kannte Lavrakis nicht. Er kannte den katholischen Segen mit der ganzen, flach ausgestreckten Hand und den Segen seiner orthodoxen Kirche, bei dem die Kuppen von Ringfinger und Daumen zusammengeführt wurden. Die Geste des Mörders, die er in Edinburgh beobachtet hatte, war ihm fremd und hatte sich ihm eingeprägt. Törring wollte sofort hinaus in den Regen und mit der Taschenlampe nach dem Täter suchen. Agnoulis winkte ab. Gestern sei Neumond gewesen. Das Gewitter sei vorüber. Es bestehe keine Chance, in der Schwärze draußen irgend-wen zu finden. Außerdem schluckte der Regen jedes Geräusch. Doch sie hörten den Motor des Jeeps aufheulen, als Domingo an der Taverne vorüberfuhr. »Turbo!«, rief Swoboda und Törring lief zur Tür, riss sie auf und starrte in die Nacht. Er sah durch den Regen verschwommen das Scheinwerferlicht durch Baumkronen gleiten, dann schloss sich das Dunkel wieder und das Motorgeräusch verging. Agnoulis und Lavrakis redeten gemeinsam ihren deutschen Gästen das Vorhaben aus, mit dem Landrover hinterherzufahren. Vor morgen Mittag war in den aufgeweichten Pisten kein Durchkommen für den schweren Allrader. Vielleicht kam der Täter mit seinem kleinen Jeep durch, aber dafür musste er großes Glück haben, und das wollte man ihm nicht gönnen. Der Landwein und das Lammragout von Agnoulis besserten die Laune, Lavrakis erholte sich von dem Schrecken, die vier Männer tranken auf seine Rettung, die er sich selbst und seiner beherzten Gegenwehr verdankte. Nicht

Weitere Kostenlose Bücher