Das Fest der Köpfe
Sieger.«
»Oder auch nicht.« Wieder beobachtete ich und sah die unruhigen Bewegungen des Mannes. »Vielleicht ist etwas schiefgelaufen, jedenfalls macht er mir den Eindruck.«
Die Kinder drängten sich vor dem Stand und wollten Masken kaufen. Manche nahmen gleich mehrere mit, weil die Gummis an den Rückseiten sehr leicht rissen.
»Dann hängt es nur mit Stepanic zusammen, John. Der macht nicht den Eindruck eines Siegers. Außerdem vermisse ich Hutch, sein Kumpan. Die beiden waren unzertrennlich, fast wie Zwillinge. Ich könnte mir vorstellen, daß Hutch etwas passiert ist.«
»Vielleicht führt er uns ja zu Stepanic«, sagte ich mit ruhig klingender Stimme. »Wir dürfen ihn jedenfalls keinen Augenblick aus den Augen lassen.«
»Das meine ich auch.«
Jerome wartete noch. Einige Male wurde er angesprochen, einmal sogar von einer Gruppe umtanzt, gegen die er sich wütend wehrte. Dann lief er plötzlich weg.
Er hatte unbewußt die Deckung der Gruppe ausgenutzt, war schnell auf der Fahrbahn und hetzte auf die andere Seite hinüber. Sekunden danach hatte ihn eine Gasse verschluckt, die sich da zwischen zwei Häusern auftat. Sie war nicht breiter als eine normale Einfahrt. Auch wir beeilten uns. Ich hielt Angelas Hand fest. Sie hatte Mühe, Schritt zu halten.
Am Beginn der Gasse blieb ich stehen. Dort leuchtete nur ein großer, ausgehöhlter Kürbis. Er stand auf dem Vordach eines Eingangs und glotzte böse in die Dunkelheit.
Angela schauderte. Ihr flößte der Schädel Furcht ein. Ich sah es lockerer und behielt Jerome im Auge. Den Lichtfleck hatte er bereits passiert. Er ging sehr schnell, manchmal schwankte er sogar, schaute sich auch zweimal um, und ich war froh, noch nicht die Verfolgung aufgenommen zu haben.
Wenig später gingen wir weiter. Ich überließ die Entscheidung Angela, ob sie bleiben wollte oder nicht.
»Wollen Sie mich nicht mehr?«
»Davon kann keine Rede sein. Bisher allerdings war es harmlos. Das kann sich schnell ändern.«
Sie winkte ab. »Mitgefangen, mitgehangen. Außerdem fühle ich mich bei Ihnen sicherer, als so allein herumzulaufen. Können Sie das verstehen, John?«
»Es schmeichelt mir.«
Da mußte sie lachen. Ich war froh, daß sie es noch konnte, und zog sie weiter in die enge Gasse hinein.
Die Mauern waren düster. Nur der große Kürbis leuchtete. Sein Licht aber reichte nicht bis an das Ende der Gasse. Als wir es erreichten, standen wir wieder im Dunkeln.
»Und wohin ist er gelaufen?«
Angela nagte auf ihrer Unterlippe. Sie hatte die Stirn gekräuselt. »Viele Möglichkeiten gibt es nicht, John.«
»Wie meinen Sie das?«
»Kommen Sie.« Jetzt war sie es, die mich zog. Nach einigen Schritten standen wir auf einem kleinen Platz. Einen Weg sah ich nicht, dafür Unkraut und links von uns den Umriß eines Gebäudes. Es war sogar ziemlich groß. Sein Dach bildete ein spitzes Dreieck.
»Das ist das Haus der Freiwilligen Feuerwehr. Es steht leer, John. Im Prinzip ein gutes Versteck.«
»Da haben Sie recht.«
Wir sahen Jerome nicht. Die Streckte konnte er längst geschafft haben. Ich dachte daran, daß ein derartiges Haus sich ausgezeichnet als Versammlungsort für lebende Leichen eignete. Niemand würde sich um diesen Bau kümmern, die Menschen waren mit anderen Dingen beschäftigt.
»Sollen wir hin?«
»Da gehe ich lieber allein.«
»Ich bleibe nicht zurück.« Sie funkelte mich an. »Hier draußen habe ich Angst.«
»Wie wäre es denn, wenn Sie sich unter die Bewohner mischen, Mädchen?«
»Nein, das will ich auch nicht!«
Ich gab dem irischen Sturkopf nach, warnte Angela aber davor, allzu forsch zu sein.
»Sie werden sich über mich nicht beschweren können.«
Den deckungslosen Zwischenraum überwanden wir schnell. Wenn jetzt jemand aus einem der Fenster schaute, hätte er uns sehr deutlich erkennen und die richtigen Schlüsse ziehen können.
Hinter den Scheiben war es dunkel. Daß wir nicht ins Leere getippt hatten, erkannte ich daran, daß die Tür nicht geschlossen war. Jerome hatte sie nur angelehnt.
»Jetzt kommt es darauf an«, sagte Angela. »Hoffentlich tun wir das Richtige.«
»Das meine ich auch.«
»Und Quint?«
»Muß eben warten.« Ich lugte in das Haus, hörte nichts und entdeckte nur einen großen dunklen Schatten. Es war der Feuerwehrwagen von Kimberly.
Dann quetschte ich mich durch die Tür, die ich zum Glück nicht zu bewegen brauchte, so daß mich auch kein Quietschen oder Knarren verraten konnte.
Ich hätte gern Licht gemacht. Das
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