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Das Fest der Köpfe

Das Fest der Köpfe

Titel: Das Fest der Köpfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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noch einen von der Sorte?«
    »Nein.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Weiß ich nicht, weiß ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Hier trägt doch fast jeder eine Maske. Bestimmt auch er.«
    Ich nickte. Da hatte er recht. An diesem Abend war nichts so wie sonst. Sie schlichen davon. Flynn hielt seine Hände gegen die blutende Nase gepreßt.
    Ich ging zu Angela. Sie lächelte knapp und erlöst. »Danke, John, der war von Sinnen.«
    »Alkohol.«
    »Aber weitergekommen sind wir nicht.«
    »Wir werden zu den Quints gehen. Möglicherweise läuft uns Stepanic über den Weg. Sie kennen ihn doch besser. Können Sie sich vorstellen, daß er sich eine Maske überstülpt und hier den Buhmann spielt?«
    »Nein, das hat er nicht nötig, glaube ich.«
    »Eben.«
    Sie blickte sich skeptisch um. »Wollen Sie noch immerzu den Quints gehen?«
    »Welche andere Möglichkeit bleibt uns denn?«
    »Ja, da haben Sie recht.« Fackelschein tanzte über unsere Gesichter, und Angela sagte: »Wissen Sie, John, daß ich Kimberly plötzlich hasse? Ja, ich hasse diese Stadt, und ich habe mir vorgenommen, sie so rasch wie möglich zu verlassen, wenn das alles hier vorbei ist. Ich will nicht mehr hier leben.«
    »Sie sollten nicht von wenigen Personen auf die gesamte Einwohnerschaft schließen.«
    »Schon - aber es ist wirklich schrecklich. Ich möchte einfach weg.«
    Eine Gruppe Sänger passierte uns. Sie waren nicht maskiert, hatten sich aber geschminkt und besonders mit grüner Farbe angemalt. Sie spielten auf alten, selbstgebauten Instrumenten, auf Zymbeln und langen Rohrflöten.
    Jedes Haus war geschmückt. Die Menschen hatten die Masken in die Fenster gestellt, und die ausgehöhlten Köpfe glotzten uns an, durch ein inneres Feuer erhellt.
    Der Trubel hatte nicht nachgelassen. Es war kaum zu glauben, daß ein kleiner Ort wie Kimberly so viele Menschen auf die Beine brachte. Als ich mit Angela über das Problem sprach, konnte sie ein Lachen nicht unterdrücken.
    »Sie haben recht, John, die gehören auch nicht alle zu uns. Es sind viele Fremde da.«
    »Komisch. Mich wies man ab.«
    »Sie sind auch zu fremd.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Als Fremde sehen wir hier die Menschen aus den Nachbarorten an. Sie sind eingeladen worden.«
    Über den letzten Satz dachte ich etwas nach. Ein gutes Ergebnis kam dabei nicht heraus. »Moment mal, Angela. Wenn sich Fremde hier in Kimberly herumtreiben, befinden sie sich ebenso in Gefahr, zum Zombie zu werden, wie die…«
    »Ja, ja!« Plötzlich war sie aufgeregt. »Sie haben recht. Daran habe ich gar nicht gedacht. Meine Güte, das ist furchtbar, wenn man näher darüber nachdenkt. Wissen Sie, was das bedeutet? Der Tod kann auch in die Nachbarorte getragen werden. Plötzlich sieht man überall nur Zombies — oder?«
    »Genau so dachte ich.«
    Sie strich über ihren Hals, schluckte und schloß für einen Moment die Augen.
    »Deshalb müssen wir die lebenden Leichen finden und vor allen Dingen Stepanic«, sagte ich.
    »Ja, das ist…« Angela sprach nicht mehr weiter und veränderte auch ihre Haltung. Wie vom Blitz getroffen war sie stehengeblieben, den Körper etwas nach vorn gedrückt und dabei in eine bestimmte Richtung schauend. »Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte sie, »aber das ist er. Ja, das ist er!«
    »Wer? Stepanic?« Mir schoß nur dieser eine Name durch den Kopf, aber Angela winkte ab.
    »Nicht der Doktor, sondern Jerome.« Ich dachte kurz nach. Da fiel mir ein, wer mit Jerome gemeint war. Einer der beiden Pfleger. »Wo?«
    »Kommen Sie mit.«
    Sie trieb mich quer über die Straße. Auf der anderen Seite hatte jemand einen kleinen Stand aufgebaut. Ein Mann verkaufte dort Pappmasken für Kinder. Sie kosteten nur ein paar Pennies.
    Wir fanden Deckung, und Angela, die sich mit einer Hand an mir festhielt, deutete mit der anderen nach vorn. Neben einer Laterne stand jemand, der keine Maske trug und deshalb allein schon auffiel. Seine Kleidung hatte er nicht gewechselt. Noch immer trug er die weite Hose und die Kitteljacke.
    »Jerome!« flüsterte die Krankenschwester. »Wo will dieser Hundesohn wohl hin?«
    »Zu seinem Chef, denke ich.«
    »Das meine ich auch.«
    Er hatte uns bisher noch nicht entdeckt, obgleich er sich immer wieder umschaute. Er machte einen lauernden und gleichzeitig gehetzten Eindruck. Mit dem Handrücken wischte er sich des öfteren über die Stirn, ohne den Schweiß ganz wegzubekommen.
    »Eigentlich hätte er happy sein müssen«, sagte Angela. »Er ist doch der

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