Das Fest der Pferde
beruhigte Simon ihn. „ Billes Stiefvater hat sich bereits geopfert, die Wache bei unseren Rössern zu übernehmen. Onkel Paul meinte, wir sollten uns in aller Ruhe stärken, bevor wir uns auf den Heimweg machen. Er hätte dann wenigstens Zeit, seine Sonntagszeitung zu Ende zu lesen.“
„Onkel Paul ist ein Schatz“, stellte Bille fest. „Ich werde ihn schrecklich vermissen, wenn ich nächstes Jahr endlich meinen Führerschein machen darf und dann selbst den Transporter fahren kann.“
„Na, bis dahin sind es noch gut anderthalb Jahre, mein Liebling, immerhin wirst du erst im November siebzehn. Und dann glaubst du doch nicht im Ernst, daß Onkel Paul dich gleich mit dem Transporter loszuckeln läßt. Du wirst mindestens ein Jahr Fahrpraxis nachweisen müssen!“
„Das macht mir nichts aus. Ich bin froh, wenn er bei den Turnieren dabei ist. Er gehört einfach dazu. Traurig genug, daß Mutsch nicht jedes Mal mitkommt. Aber ich kann’s ja verstehen, daß sie nach der anstrengenden Arbeitswoche im Sparmarkt am Wochenende hin und wieder ihre Ruhe braucht.“
„Wer will Würstchen mit Kartoffelsalat?“ schrie Tom dazwischen. „Ansonsten gibt’s nur noch Apfelkuchen und Eis.“
„Eine Runde Kartoffelsalat und Würstchen für alle und danach für alle den Kuchen und das Eis!“ ordnete Florian an. „Wer seine Portion nicht schafft, gibt sie mir.“
„Einverstanden, wenn du mir tragen hilfst!“
„Logo. Bille hat die Kasse, die darf bezahlen.“
„Mach ich. He, rückt mal zusammen, da kommen unsere Pferdehändler. Nach den Gesichtern zu urteilen, hat’s geklappt.“
Tatsächlich strahlten Joy und Daniel um die Wette, aber auch der Verkäufer der Stute sah sehr zufrieden aus.
„Eine Flasche Sekt!“ rief Daniel. Er schätzte die Zahl der Anwesenden und verbesserte sich: „Oder nein, gleich zwei!“
„Wir haben unser viertes Kind gekriegt“, berichtete Joy übermütig. „Das muß gefeiert werden!“
„Gratuliere, Joy!“ Bille umarmte die Freundin.
„Viel Glück der Mutter und dem Baby!“ rief Florian.
„Ja, viel Glück, Joy!“
Simon und Daniel holten den Sekt und die Becher aus dem Zelt und schenkten ein. Der Verkäufer der Stute wurde in die Mitte genommen, man stieß auf den Kauf an.
„Da komme ich ja gerade recht! Was wird denn hier gefeiert?“ dröhnte ein Baß im Hintergrund. Ignaz Albert, der geliebte und gefürchtete Lehrer aus dem Reiterinternat Groß- Willmsdorf und Billes und Bettinas Klassenlehrer, tauchte hinter ihnen auf und sah neugierig in die Runde. Ignaz der Schreckliche nannte er sich, aber hinter seinem furchterregenden Äußeren verbarg sich ein sensibler Reiter und ausgezeichneter Pferdekenner.
„Setzen Sie sich zu uns, Herr Albert!“ rief Bille. „Wir begießen einen Neuzugang im Stall. Joy hat die Schimmelstute gekauft... wie heißt sie noch?“
„White Christmas.“
„Weiße Weihnachten bei der Hitze, mitten im Sommer!“ meinte Bettina lachend. „Wollt ihr den Namen nicht abkürzen? Wie wollt ihr sie rufen?“
„Chrissy, haben wir gedacht!“
„Ja, das ist schön!“
Ignaz der Schreckliche bekam ein Glas Sekt und stieß mit Joy und Daniel an.
„Auf daß sie euch Glück und viele Erfolge bringe! Ich muß mir das Wundertier nachher gleich mal ansehen.“
„Herr Albert ist Lehrer im Internat“, erklärte Bille dem Ex-Besitzer von Chrissy; sie bemühte sich, ihn in ein Gespräch zu ziehen, bevor Ignaz der Schreckliche sich allzu euphorisch über den günstigen Kauf und die Qualitäten der Stute ausließ; am Ende tat es dem Mann noch leid, daß er die Stute hergegeben hatte.
„Sie haben sicher davon gehört, daß Daddy, ich meine Hans Tiedjen , er ist für mich wie ein Adoptivvater ... Also, daß er das Herrenhaus zum Reiterinternat umfunktioniert hat“, plauderte sie drauflos. „Zu diesem Zweck hat er eine tolle neue Reithalle und einen großen Schulpferdestall hinter dem Park bauen lassen, damit der Gestütsbetrieb nicht gestört wird. Wir haben allmählich ein wahres Pferdeparadies in Groß- Willmsdorf . Einerseits das Internat mit den Schulpferden und einer ganzen Reihe guter Privatpferde, die den Lehrern und Schülern gehören, andrerseits das Gestüt und die kleine Schar auserlesener Turnierpferde Hans Tiedjens , die von Simon Henrich, Tiedjens Sohn Tom und von mir geritten werden. Hat Joy Ihnen erzählt, daß sie die neue Assistentin des Gutsverwalters von Groß- Willmsdorf ist?“
„Das hat sie. Und daß Daniel Henrich, ihr
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