Das Fest der Schlangen
dauerte einen Augenblick, zu repetieren, die Hülse auszuwerfen und eine neue Patrone aus dem Magazin in die Kammer zu laden, und dazu musste man den Finger vom Abzug nehmen. Barton legte neu an und schoss noch einmal. Der erste Schuss hatte nicht getroffen, doch jetzt jaulte ein Kojote auf und flog zu Boden. Die anderen Kojoten ließen von dem Mann ab, der auf allen vieren kauerte, und bewegten sich auf die Mauer zu. Barton schoss noch einmal und traf wieder nicht. Dann verschwanden die Kojoten. Waren einfach weg. Der Mann blieb auf allen vieren.
»Er muss verletzt sein«, sagte Barton.
Hercel konnte sich nicht vorstellen, dass Carl verletzt war. Er war zu niederträchtig, um verletzt zu werden.
Barton humpelte voran. »Hey, Carl, alles in Ordnung?« Er wollte Carl auffordern, die Hände zu heben, aber zuerst wollte er sehen, wie Carl reagierte.
Unvermittelt rannte der Mann, immer noch auf allen vieren, zur Mauer. Dieses Rennen auf allen vieren beunruhigte Barton mehr als alles andere, und es verblüffte ihn so sehr, dass er nicht daran dachte, zu schießen. Der Mann verschwand über die Mauer.
Es dauerte eine halbe Stunde, bis der Streifenwagen mit Woody und Bobby erschien, aber fünf Minuten vorher hatte Woody angerufen. Bernie war eben dabei gewesen, ins Bett zu gehen. Barton hatte beschlossen, mit seiner Winchester sitzen zu bleiben, und Bernie hatte keine Lust mehr, mit ihm zu diskutieren. Barton hatte das Gehgestell vor sich hergeschoben und war zur Mauer gegangen, und dort hatte er einen toten Kojoten gefunden. Aus dem Wald kam kein Laut. Durchaus möglich, dass Carl nur ein paar Schritte weit entfernt war.
Barton beruhigte die beiden Detectives. Alle seien wohlauf, nur einer seiner Hunde sei an diesem Tag verletzt worden. Bonaldo starrte den toten Kojoten an und stieß mit dem Fuß gegen den Kadaver. Halb erwartete er, das Tier würde wieder aufspringen. Bösartige Kojoten gehörten nicht zu den Dingen, für die er dieses Amt angetreten hatte. Zwischen bösartigen Kojoten und dem Tragen einer Polizeiuniform bei der Parade am Memorial Day war ein himmelweiter Unterschied.
Rocco Durante und Rainer, der Deutsche Schäferhund, erschienen wenig später, ebenso wie die Trooper und die Brewster Police. Der tote Kojote war eine große Ablenkung für den Hund, aber Durante zog ihn weg, und nach ein paar Augenblicken hatte er Carls Spur dort wiedergefunden, wo er über die Mauer gesprungen war.
Der Schäferhund folgte der Fährte mit den Männern im Schlepptau in den Sumpf. Die Jagd wurde mühsamer, je schlammiger der Weg wurde. Die Männer trugen keine Stiefel, und ihre Kleidung schützte sie nicht vor den Dornen. Als der Weg ins Wasser führte, verlor Rainer die Witterung vollends.
15
Am Mittwochabend gegen halb zehn hatten Woody Potter, Detective Lajoie und zwei Streifenpolizisten aus Brewster vor dem Haus des von Peggy Summers identifizierten Pathologen Benjamin Clouston gestanden. Clouston bewohnte ein gemietetes kleines Haus aus dem neunzehnten Jahrhundert in der Ballou Street, fünf Straßen weit vom Krankenhaus entfernt. Die Jalousien waren geschlossen, und im Haus war es dunkel. In der Einfahrt stand kein Auto. Woody klopfte, klingelte und klopfte auch an die Hintertür. Die Streifenpolizisten versuchten, durch die Fenster zu spähen. Woody klopfte und klingelte noch ein paarmal, und dann ging er mit Detective Lajoie zu den Nachbarn links und rechts. Einen mussten sie wecken. Sie erfuhren, dass Clouston freundlich war, aber für sich blieb. Er wohnte seit ungefähr einem Jahr dort. Manchmal war die Musik ein bisschen laut, doch das war alles.
Eine Nachbarin erinnerte sich, dass Clouston am Dienstagmorgen weggefahren war. Nein, er habe kein Gepäck bei sich gehabt. Clouston fuhr einen silbermetallic-farbenen Toyota Solara, Baujahr 2008 . Die Polizisten klopften noch einmal an Cloustons Tür und zogen dann ab. Am nächsten Morgen würde Woody sich einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus beschaffen. Ein Detective in Zivil saß die ganze Nacht in seinem Auto vor dem Haus. Cloustons Solara war in Rhode Island registriert, und sein Kennzeichen wurde an die Polizei gegeben.
Woody war nach Hause gefahren, und um Mitternacht war er eingeschlafen. Um ein Uhr fünfzehn weckte ihn der Anruf von Bobby, der ihm von dem Mord an Harriet berichtete. Er zog sich wieder an, und bald war er mit den anderen auf der Farm, suchte nach Carl und folgte dem Spürhund in den Sumpf. Auch als der Hund die Spur verloren
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