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Das Fest der Schlangen

Das Fest der Schlangen

Titel: Das Fest der Schlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Dobyns
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Sie nicht die Kotze aufwischen, damit wir die DNA feststellen können?«
    »Ich weiß, wo er hinwill.« Woody ignorierte das alles. »Er ist unterwegs zu Barton Wilcox’ Farm.«
    »Na, da hat es keinen Sinn, zu Fuß zu gehen.« Bobby wandte sich dem Streifenwagen zu.
    Bernie aß gern noch etwas, bevor sie zu Bett ging, und deshalb machte Barton ihr Rührei. Hercel stand auf und sagte, er könne nicht schlafen, also machte Barton ihm auch ein paar Eier mit Toast und Speck und für Hercel und sich selbst noch ein Glas warme Milch dazu. Bernie bevorzugte einen kleinen Jack Daniel’s. Der war beruhigend nach einem hektischen Abend, und der Himmel wusste, dass sie einen gebrauchen konnte.
    Zum Essen setzten sie sich an den Tisch. Bernie und ihr Mann suchten sich ein langweiliges Gesprächsthema, um nicht über das zu reden, was ihnen am meisten auf der Seele lag, denn sie wollten Hercel nicht beunruhigen. Bernie erzählte von einem Schal mit einem Navajo-Muster, an dem sie webte. Barton liebte die Webarbeiten seiner Frau, aber er fand das Thema so langweilig, dass er kurz davor war, einzuschlafen, vornüberzukippen und mit der Stirn in sein Rührei zu klatschen. Dann hörte er die Kojoten, lauter jetzt. Gray stand auf und fing an zu bellen.
    »Sie sind wieder da.« Barton kam mühsam auf die Beine und rückte sein Gehgestell zurecht. Die Winchester lehnte an der Wand.
    Bernie versuchte erfolglos, den Hund zur Ruhe zu bringen. »Du weckst die Mädchen.«
    Hercel lief zum Fenster und beschattete die Augen, um durch die Scheibe sehen zu können. Barton humpelte zur Tür. »Du bleibst hier«, befahl er Hercel, aber während er versuchte, den Hund festzuhalten, damit er nicht hinauslief, schlüpfte Hercel zur Tür hinaus. Draußen blieb er stehen. Barton kam zu ihm und wollte etwas sagen, starrte dann jedoch nur über die Weide. Er hob das Gewehr an die Schulter.
    Die Kojoten waren über die Mauer gekommen und attackierten etwas beim Tor, umkreisten es, sprangen vor und wurden zurückgeschleudert. Es waren ungefähr sechs, und sie machten eine Menge Lärm, kläfften und knurrten. Dann ertönte ein schrilles Japsen. Sie kämpften mit einem vierbeinigen Tier, das viel größer war als sie und immer wieder nach ihnen schlug. Aber es war gar kein Tier und auch nicht vierbeinig.
    »Das ist Mr. Krause«, sagte Hercel und trat einen Schritt hinter Barton.
    Carl kauerte ein paar Schritte weit vom Tor entfernt. Er wusste, wo er war, aber er wusste nicht mehr, wer er war – besser gesagt, er war ein Wolf, er war immer ein Wolf gewesen, und er hatte eine scharfe Kralle. Angst gehörte nicht zum Geschäft eines Wolfs. Er knurrte tief in der Kehle. Er stach und schlitzte, und die Kojoten hatten Angst vor ihm, doch das hielt sie nicht ab. Carl wusste nicht, wer er gewesen war, bevor er ein Wolf war. Er hatte eine Erinnerung an die Stadt, wusste, dass schlimme Dinge passiert waren, aber er wusste kaum noch, was vor dem Minimarkt und der dicken Frau mit dem Popcorn gewesen war. Er erinnerte sich an den Listy Cooler. Er erinnerte sich, dass er durch die Dunkelheit geschnürt war und dann die Kojoten aufgetaucht waren. Zuerst waren sie neben ihm hergeschnürt, dann hatten sie angegriffen und versucht, ihn bei den Hinterbeinen zu packen. Einer bekam seine Kralle zu spüren, die anderen wichen zurück und überlegten sich die Sache, doch dann kamen sie wieder. Carl wusste nicht, was hinter ihm lag, er wusste nur, wohin er wollte. Er sah die Gesichter der beiden Kinder vor sich. Der Gedanke an sie ließ seine Zunge dick und nass werden.
    Dann hatte er die Farm erreicht, umringt von den Kojoten. Er war über die Mauer gesprungen und gestürzt.
    Barton hatte das Gewehr an der Schulter, war sich aber unsicher, ob er schießen sollte. Die Kojoten und der Mann waren ineinander verkeilt und bildeten eine schnell kreiselnde Spirale. Die Kojoten sprangen, und der Mann fuhr herum und stach nach ihnen. Barton dachte immer wieder: Kojoten benehmen sich nicht so . Das Kläffen und schrille Jaulen und das Knurren des Mannes bildeten einen furchtbaren Chor, eine dunkle Musik. Immer wenn der Mann sich umdrehte, sprangen die Kojoten vor, und mindestens einer hing für eine Sekunde an seiner Jacke. Dann schüttelte der Mann sie wieder ab, und ein anderer schnappte nach seinem Bein. Der Mann trat, verlor das Gleichgewicht und fiel.
    In diesem Moment schoss Barton, und der Schuss war das lauteste Geräusch im ganzen Wald. Die Winchester war relativ langsam. Es

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