Das Fest
zerbrechen. Unter dem weiten Pullover steckte eine magere, kranke Frau. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Ich melde mich vorher noch bei Nora«, flüsterte sie. »Danke.«
Auch der ansonsten so harte Walt hatte feuchte Augen. Auf der Vordertreppe schüttelte er Luther ein letztes Mal die Hand und sagte: »Das bedeutet sehr viel für uns, Luther. Ich danke dir.«
Nachdem die Scheels sich wieder in ihrem Haus eingeschlossen hatten, machte Luther sich auf den Heimweg. Nun, da er von der Bürde des Umschlags befreit war, befreit von den teuren Tickets und den dicken Prospekten, befreit von all dem Eigennutz und der Genusssucht, wurden seine Schritte leichter und schneller. Er humpelte kaum noch, sondern ging gerade und stolz, erfüllt von der befriedigenden Gewissheit, gerade das perfekte Geschenk gemacht.
An der Straße blieb er stehen und warf einen Blick über seine Schulter. Vor wenigen Minuten war das Haus der Scheels im Inneren noch dunkel wie eine Höhle gewesen, doch jetzt wurde sowohl im Erdgeschoss als auch im ersten Stock überall Licht angeknipst. Sie werden wahrscheinlich die ganze Nacht lang packen, dachte Luther.
Von der anderen Straßenseite drangen Musik und Gelächter herüber und hallten durch die ganze Hemlock Street. Es sah nicht so aus, als wäre die Party bald zu Ende.
Während Luther dort auf dem Bürgersteig stand und sein frisch geschmücktes Haus betrachtete, in dem sich fast die gesamte Nachbarschaft drängte, fiel ihm auf, wie viel Glück er im Grunde hatte. Blair war nach Hause gekommen und hatte einen sehr netten, gut aussehenden, höflichen jungen Mann mitgebracht, der ganz offensichtlich verrückt nach ihr war. Und der momentan ganz wesentlich zum Gelingen der Party beitrug, gemeinsam mit Marty Soundso.
Luther selbst konnte froh sein, dass er aufrecht hier stand und nicht starr und steif auf einem Tisch in Franklins Beerdigungsinstitut lag oder mit Schläuchen in sämtlichen Körperöffnungen an ein Bett auf der Intensivstation des Mercy Hospital gefesselt war. Bei der Erinnerung an seinen lawinenartigen Sturz vom Dach wurde ihm immer noch heiß und kalt vor Entsetzen. Er hatte wirklich sehr viel Glück gehabt.
Er war gesegnet mit Freunden und Nachbarn, die bereit waren, ihre eigenen Pläne für Heiligabend zu opfern, um ihm zu helfen.
Luther sah zu seinem Schornstein hinauf, wo der Frosty der Brixleys wachte. Ein rundes, lächelndes Gesicht, schwarzer Zylinder, Pfeife im Mund. Luther kam es so vor, als würde der Schneemann ihm durch das leichte Schneetreiben hindurch zuzwinkern.
Wie in letzter Zeit so oft war Luther halb verhungert, und plötzlich gelüstete es ihn nach geräucherter Forelle. Er ging langsam durch den Schnee. »Und außerdem werde ich einen ganzen Christstollen essen«, schwor er sich.
Weihnachten ausfallen lassen. Was für eine lächerliche Vorstellung!
Vielleicht im nächsten Jahr…
Ende
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