Das Fest
nur noch sechs Monate gegeben.
»Das war wirklich ein ziemlich böser Sturz«, warf Walt lächelnd ein.
»Es hätte schlimmer kommen können«, entgegnete Luther grinsend und versuchte, sich damit abzufinden, dass er zum Gespött der Leute geworden war. Wir werden jetzt trotzdem nicht näher auf dieses Thema eingehen, schwor er sich selbst.
Er räusperte sich und sagte: »Hört zu, Blair wird zehn Tage bleiben, also können wir die Kreuzfahrt nicht machen. Nora und ich hätten gern, dass ihr beide an unserer Stelle fahrt.« Er hob den Umschlag ein wenig an, als wolle er ihnen damit zuwinken.
Die Reaktion ließ auf sich warten. Blicke gingen hin und her, Gedanken wurden geordnet. Bev und Walt waren fassungslos und brachten keinen Ton heraus. Also sprach Luther weiter. »Die Maschine geht morgen Mittag. Ihr müsstet ziemlich früh zum Flughafen fahren, um die Tickets auf eure Namen umschreiben zu lassen, aber glaubt mir, die Mühe lohnt sich. Das Reisebüro habe ich schon informiert. Zehn Tage in der Karibik — Strände, Inseln, das ganze Drum und Dran. Ein absoluter Traumurlaub.«
Walt schüttelte den Kopf, allerdings kaum merklich. Bevs Augen waren feucht. Beide schwiegen, bis Walt schließlich nicht sehr überzeugend hervorstieß: »Das können wir nicht annehmen, Luther. Es wäre nicht richtig.«
»Red doch keinen Unsinn. Wenn ihr nicht fahrt, verfallen die Plätze, ich habe nämlich keine Reiserücktrittsversichemng abgeschlossen.«
Bev warf Walt einen Blick zu. Er starrte zurück. Luther konnte an ihren Augen ablesen, was sie dachten. Es war verrückt, aber warum nicht?
»Ich weiß nicht, ob mein Arzt das erlauben wird«, sagte Bev lahm.
»Ich habe einen Wartungstermin für den vorderen Heizkessel vereinbart«, murmelte Walt und kratzte sich am Kopf.
»Und wir haben den Shorts versprochen, mit ihnen Silvester zu feiern«, fügte Bev nachdenklich hinzu.
»Benny hat gesagt, dass er vielleicht vorbeikommt.« Benny war ihr ältester Sohn und hatte sich seit Jahren nicht mehr zu Hause blicken lassen.
»Und was ist mit dem Kater?«, fragte Bev.
Luther ließ sie hin und her überlegen, bis ihnen die dürftigen Argumente ausgingen. Dann sagte er: »Wir möchten euch einfach ein Geschenk machen, aufrichtig und aus ganzem Herzen, ohne Bedingungen, ohne Hintergedanken. Betrachtet es als Weihnachtsgeschenk von uns beiden an zwei Menschen — die nebenbei bemerkt gerade ziemliche Schwierigkeiten haben, eine gute Ausrede zu finden. Greift zu und sagt einfach ja, okay?«
Wie vorauszusehen wandte Bev ein: »Ich habe bestimmt nicht die passende Garderobe«, worauf Walt erwiderte: »Sei doch nicht albern.«
Angesichts ihres schwindenden Widerstands holte Luther zum entscheidenden Schlag aus. Er drückte Walt den Umschlag in die Hand.
»Es ist alles hier drin — Flugtickets, Kreuzfahrtscheine, Prospekte, sämtliche Unterlagen. Und die Telefonnummer des Reisebüros.«
»Was hast du dafür bezahlt, Luther? Falls wir fahren, werden wir dir die Kosten selbstverständlich erstatten.«
»Es ist ein Geschenk, Walt. Keine Kosten, keine Rückzahlung. Mach die Dinge nicht komplizierter, als sie sind.«
Walt begriff, aber sein Stolz stand ihm im Weg. »Darüber werden wir uns noch einmal unterhalten, sobald wir wieder hier sind.«
Na bitte, im Grunde war die Entscheidung also schon gefallen.
»In Ordnung, dann können wir alles bereden.«
»Was ist mit dem Kater?«, fragte Bev erneut.
Walt kniff sich nachdenklich ins Kinn und räumte ein: »Ja, das ist wirklich ein Problem. So kurzfristig bekommen wir keinen Platz in der Tierpension.«
Merkwürdigerweise schlich genau in diesem Moment eine große schwarze Katze mit buschigem Fell in den Flur, rieb sich an Walts rechtem Bein und warf dann einen langen Blick zu Luther hinauf.
»Wir können ihn nicht einfach hier lassen«, sagte Bev.
»Nein, das geht nicht«, bestätigte Walt.
Luther hasste Katzen.
»Wir könnten Jude Becker fragen«, sagte Bev.
»Kein Problem. Ich kümmere mich schon um ihn«, verkündete Luther und musste kräftig schlucken. Er wusste ganz genau, dass diese Aufgabe an Nora hängen bleiben würde.
»Bist du sicher?«, fragte Walt ein wenig zu schnell.
»Absolut, macht euch keine Sorgen.«
Der Kater warf einen weiteren Blick auf Luther und schlich davon. Offensichtlich beruhte die Abneigung auf Gegenseitigkeit.
Die Verabschiedung dauerte sehr viel länger als die Begrüßung. Luther umarmte Bev und fürchtete dabei, sie könnte jeden Moment
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