Das Fest
stattfinden, eine Weihnachtsfeier für Blair. Wenn es euch also möglich ist, dann lasst alles stehen und liegen und macht mit. Nora, hast du einen Truthahn?«
»Nein«, sagte sie verlegen. »Bloß geräucherte Forelle.«
»Geräucherte Forelle?«
»Etwas anderes gab es nicht mehr.«
Einige der Frauen flüsterten: »Geräucherte Forelle?«
»Wer hat einen Truthahn?«, fragte Frohmeyer in die Runde.
»Wir haben zwei«, verkündete Jude Becker. »Sie sind beide gerade im Ofen.«
»Ausgezeichnet«, sagte Frohmeyer. »Cliff, du nimmst ein Team mit zum Haus der Brixleys und holst ihren Frosty. Bring auch ein paar Lichterketten mit, die hängen wir dann in Luthers Buchsbäume. Alle anderen gehen bitte nach Hause, ziehen sich um, packen so viel Essen ein, wie sie entbehren können, und treffen sich in einer halben Stunde wieder hier.«
Er musterte Salino und Treen und sagte: »Sie beide fahren zum Flughafen.«
»Weswegen?«, wollte Salino wissen.
»Jemand muss Blair abholen.«
»Ich weiß nicht, ob das geht.«
»Soll ich den Polizeichef anrufen und nachfragen?«
Treen und Salino machten sich auf den Weg zu ihrem Wagen. Da die Nachbarn nun wichtige Aufgaben zu erledigen hatten, begann sich die Menge schnell zu zerstreuen. Luther und Nora blickten den Bewohnern der Hemlock Street nach, die alle rasch und entschlossen in ihren Häusern verschwanden.
Nora sah Luther mit Tränen in den Augen an, und auch Luther hatte das Gefühl, weinen zu müssen. Seine Knöchel waren wund.
»Wie viele Leute kommen zu der Party?«, erkundigte sich Frohmeyer.
»Oh, ich habe keine Ahnung«, entgegnete Nora und starrte auf die leer gefegte Straße.
»Nicht so viele, wie du denkst«, informierte sie Luther. »Die Underwoods haben angerufen und abgesagt. Dox ebenfalls.«
»Und Reverend Zabriskie«, warf Nora ein.
»Doch nicht etwa Mitch Underwood?«, fragte Frohmeyer.
»Genau der, aber er kommt ja nicht.«
Was für eine traurige kleine Party, dachte Frohmeyer. »Also — wie viele Gäste braucht ihr?«
»Alle sind eingeladen«, sagte Luther. »Die ganze Straße.«
»Ja, die gesamte Straße«, bestätigte Nora.
Frohmeyer fixierte Kistler und fragte: »Wie viel Mann sind heute in der Wache?«
»Acht.«
»Können die Feuerwehrmänner und Sanitäter auch kommen?«, wandte sich Vic an Nora.
»Ja, sie sind alle eingeladen«, antwortete sie. »Und die Polizisten ebenso«, fügte Luther hinzu. »Das wird eine ziemlich große Gesellschaft.«
»Eine große Gesellschaft wäre schön, nicht wahr, Luther?«, fragte Nora.
Er zog die Decken enger um sich und sagte: »Ja, eine große Gesellschaft würde Blair gefallen.«
»Wie wäre es mit ein paar Weihnachtssängern?«, schlug Frohmeyer vor.
»Das ist eine gute Idee.«
Sie halfen Luther ins Haus. In der Küche konnte er schon wieder ohne Hilfe gehen, humpelte aber stark. Kendall ließ ihm eine Krücke da, doch Luther schwor sich, dass er sie nicht benutzen würde.
Als sie endlich allein waren, setzten Luther und Nora sich ins Wohnzimmer vor den Kamm und genossen ein paar ruhige Augenblicke. Sie unterhielten sich über Blair und versuchten vergeblich, mit der Aussicht auf einen Verlobten, Bräutigam und zukünftigen Schwiegersohn fertig zu werden.
Die Geschlossenheit, mit der sich ihre Nachbarn hinter sie gestellt hatten, rührte sie unbeschreiblich. Die Kreuzfahrt wurde mit keiner Silbe erwähnt.
Dann sah Nora auf die Uhr und stellte fest, dass es Zeit wurde, sich umzuziehen. »Schade, dass ich keinen Fotoapparat zur Hand hatte«, sagte sie und stand auf. »Es war ein Bild für die Götter, wie du kopfüber da oben hingst und die halbe Stadt dich anstarrte.« Sie lachte den ganzen Weg bis zum Schlafzimmer.
19
B lair war ein wenig enttäuscht, dass ihre Eltern nicht in der Ankunftshalle auf sie warteten. Sicher, sie hatte sie erst kurzfristig informiert, der Flughafen war hoffnungslos überfüllt, und die beiden steckten bestimmt mitten in den Vorbereitungen für die Party — aber schließlich brachte sie den Einen, den Einzigen mit nach Hause! Doch während sie und Enrique mit schnellen Schritten die Halle durchquerten, verlor sie kein Wort darüber. Sie gingen Arm in Arm und Hüfte an Hüfte und schafften es irgendwie, sich geschickt durch die Menschenmassen zu schlängeln, obwohl sie doch nur Blicke füreinander hatten.
Auch an der Gepäckausgabe war niemand, um sie in Empfang zu nehmen. Doch als sie ihre Koffer in Richtung Ausgang schleppten, entdeckte Blair zwei
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