Das Feuer das am Nächsten liegt
mir, und der Wentroy-Wächter sagte: „Kopf hoch, Dohtroys-Kitz, sie werden nicht nach Itsik kommen!“
„Hoffentlich nicht“, sagte ich. „Mein lieber Wächter … ich sehe einen Obstfrachter, der Melonen an Bord hat …“
„Du gierige junge Bettlerin“, sagte der Wächter. „Worauf bist du erpicht?“
„Wenn eine gewisse Person ungefähr zur dritten Morgenstunde ihre mittlere Wachstunde macht …“
„Ich mache meine Runde nicht für nichts und wieder nichts.“ Er grinste.
Dann feilschten wir, ich gab ihm eine Prise Schmack und schloß den Handel mit zwei Entgeltsgewichten ab. Ich ging, um mit der Tagesschicht zu Abend zu essen und kämpfte gegen die Angst vor dem an, was ich heute nacht zu tun beabsichtigte und ich immer mehr befürchtete. Ein Nest von Teufeln auf den Inseln.
Aber der Haß auf Itsik war stärker als irgendeine Angst. Ich betrachtete vorsichtig die Gefangenen, die ihr Abendessen aßen, und der Gedanke, anderntags nicht mehr bei ihnen zu sein, genügte, um mich alles wagen zu lassen. Tatsächlich neigte ich aus
Freundlichkeit dazu, mein Essen zu verteilen oder zumindest nicht mehr als meinen Anteil zu nehmen, was für Tyranninnen nicht üblich war. Das war zu ungewöhnlich: ich grapschte eine Handvoll Bohnenbrot und brachte die ganze Matte zum letzten Mal zum Ducken.
Gwell Nu wartete mit Ratschlägen und einem Beutel mit Arzneien. Sie sah noch sonderbarer aus als sonst und lachte, als ich aus dem Krankenhaus kam.
„Du siehst genauso verrückt aus wie ich selbst“, sagte sie. „Du hast Angst, meine Liebe.“
„Nicht allzu viel.“
„Es ist ein wahnwitziges Abenteuer“, sagte sie, „und wenn ihr, du und dieser alte Kerl, bei der ersten großen Woge ertrinkt, dann durch mein Zutun.“
„Wir werden nicht ertrinken.“
Wir gingen unserer üblichen Arbeit nach und versorgten den Abgesandten, der ruhig in seinem Versteck schlief. In der ersten Morgenstunde sagte ich zu Gwell Nu:
„Habt Ihr von diesem merkwürdigen Wesen gehört, das an dem Wettflug des Vogel-Clans teilgenommen hat?“
„Ja“, sagte Gwell Nu, „ich habe von dem Merkwürdigen Wesen gehört, und zwar von Schwarz-Boß selbst, aber ich kann kein Wort davon glauben.“
„Dieses Wesen ist doch ein Moruianer … angeblich?“
„Was sonst? Bedenke, Kind, wessen es bedürfte, aus dem Weltall hierher zu kommen. Wir haben starke Maschinen und könnten noch stärkere haben, wenn das der Wunsch der Clans wäre, aber es fiele uns sogar dann noch schwer, um die Kugel von Torin zu fliegen.“
„Diese Wesen könnten wesentlich stärkere Maschinen haben!“
„Ich kann nicht glauben, daß es Wesen gibt, die so viel klüger sind als die Rasse der Moruianer. Und wenn es sie gäbe und wenn sie um Torin hoch in der Luft, höher als irgendein Gleiter oder Ballon, fliegen könnten, warum sollten sie dann auf den Inseln landen? Warum sollten sie dann nicht Rintoul anfliegen?“
„Habt Ihr das demnach auch gehört … daß sie auf den Inseln sind?“
„Das ist alles Quatsch und Unsinn“, sagte Gwell Nu freundlich.
„Vielleicht fürchten sie sich, zu einer großen Stadt zu kommen …“
„Du wirst keine Teufel antreffen, aber vielleicht ein paar Moruianer, die Insulaner. Freunde dich mit ihnen an. Wenn Tsorl, wie du behauptest, der starke Geist ist, kann er auf den Inseln leben oder mit einem Gewürzschiff eine Nachricht nach Tsagul senden; er hat vermutlich mächtige Freunde.“
Als der Aufbruch nahte, trennten wir uns, ohne eine Träne zu vergießen. Gwell Nu war meine Geistesmutter und meine Freundin und eine große Weise; ich glaube, sie war ein bißchen verrückt, aber nur so, wie Wahrsagerinnen und Heilige verrückt sind.
Entschlossen machte ich mich an den schwierigsten Teil meiner Flucht. Ich zog den Proviant karren aus dem Gebüsch und legte den Abgesandten in einem Schlafsack darauf. Er regte sich ein wenig, gab aber keinen Ton von sich. Anfangs war der Karren leicht, dann wurde er immer schwerer; ich rollte ihn im Schatten über das Gras auf dem langen Weg zum Kai in die erste Querstraße.
In diesem Teil der Einfriedung gibt es keine regelmäßige Patrouille; die Streifen werden in Itsik hauptsächlich zur Verhinderung von Diebstählen eingesetzt. Nur wenige Gefangene flohen: aber wohin? Wenn ein Gefangener sein Glück über Land versuchte, lungerte er zwischen den beiden Städten in einer rauhen wasserlosen Gegend herum. Die nächsten Quellen, hieß es, waren in Sarunin, dem Ort der Asche, vierzig
Weitere Kostenlose Bücher