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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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silberne Luftschiff eine Planetenbahn beschreiben mußte, um zu dem Kontinent Torin zu fliegen; zudem gab es noch das Problem des Landungsortes und des Treibstoffs.
    Die Ningan entgegnete: „Ihr werdet Treibstoff benötigen und einen großen Kreis ziehen, um wieder zu landen. Außerdem weise ich Euch, mit Verlaub, auf die Panik hin, die das Luftschiff unter unserer armen Bevölkerung hervorrufen würde – Ihr habt mit eigenen Augen gesehen, wie diese Starken sich benommen haben.“
    Die Quelle ihres Wissens büßte ihre Wirkung auf die Menschen nicht ein; es konnte eigentlich nur von Scott Gale stammen.
    „Kommt mit uns mit“, fuhr sie fort, „und der Große Älteste persönlich wird Euch behilflich sein, einen geeigneten Landungsort zu finden, und Euch zu dem Luftschiff zurückbringen, damit Ihr damit zum Festland fliegen könnt.“
    Ich übersetzte alles, so gut ich konnte. Ich spürte das Netz, das die Ningan um uns spann, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich war ein Sprachrohr, eine Zeugin, die sich in Trance befindet und nur die Worte eines anderen Sprechers wiederholt.
    „Wir müßten dieses Lager abbrechen“, sagte Sam, „und unsere Berichte in dem Luftschiff aufbewahren. Frag die Ningan, welche Sicherheit wir haben, daß wir mit unserem armen Gefährten Scott Gale zu dem Luftschiff zurückkehren werden.“
    „Gewiß“, sagte Ammur mit gekonnt gerunzeltem Gesicht, „ich kann Euch nur mein Wort geben und bei der Ehre des Pentroy-Clans und des Großen Ältesten, dem ich diene, schwören. Ich schwöre, daß die Menschenfamilie nach Tsabeggan zurückgebracht und wieder mit Scott Gale vereint wird.“
    Das war ein feierlicher Eid, und die Ningan nahm eine Pose ein, als sie ihn ablegte. Die Menschen waren beeindruckt. Aber die Ningan war noch keineswegs fertig. „Gewisse Dinge können gezeigt werden“, sagte sie. „Obal besitzt noch eine andere Fähigkeit – er ist Musikant …“
    Obal trat vor und zog einen Dudelsack aus der Seite des „Wunschkorbes“; er setzte die Pfeife an die Lippen und begann zu spielen. Es war eine Melodie, die ich noch nie gehört hatte, aber nach wenigen Tönen erkannten die Menschen sie, was sie lautstark kundtaten.
    „Seht Ihr“, sagte die Ningan, „das ist ein Lied von Scott Gale. In unserer Sprache heißt es ‚Een Turugan’ – der Junge Harfner.“
    Die Dudelsackmusik änderte sich, und die Ningan nannte den Namen eines anderen Liedes „Der fröhliche Wanderer“ und den noch eines Liedes „Heimfahrt“. Karin-Ru tupfte sich die Augen ab.
    „Es läßt sich noch mehr zeigen“, murmelte die Ningan.
    Sie klatschte in die Hände, und Obal holte aus der anderen Seitentasche des „Wunschkorbes“ bestimmte Gegenstände heraus: ein Paar weiße Socken, einen Rasierapparat, eine Kamera, eine Waffe, die Maschinenpistole genannt wurde. Das war etwas, von dem ich noch nie etwas gehört, geschweige denn gesehen hatte. Sam prüfte all diese Gegenstände und die Waffe.
    „Die Sicherung ist geschmolzen“, sagte er. „Ich überlege mir …“
    „Frag den Kapitän, ob er noch mehr dieser Waffen besitzt“, erkundigte sich die Ningan.
    „Ich habe noch ein paar Waffen dieser Art“, erwiderte Sam, „aber sie liegen unter Verschluß an Bord des Luftschiffs, und wir benutzen sie nicht.“
    Die Ningan ging nicht weiter darauf ein, sondern zog ein gefaltetes Weidenpapier aus ihrer Ärmeltasche; sie reichte mir eine mit Seide gestickte Kopie, die auf geflochtene Holzfasern gespannt war. Sie war natürlich in strahlendem Sonnenschein hergestellt worden und zeigte die traditionelle Pose im Profil, die Hände vor dem Körper ausgestreckt, als gingen die Dargestellten. Drei Personen waren auf dem Bild: links ein großer gutaussehender Moruianer, rechts ein jüngerer, wahrscheinlich eine Omor; die mittlere Person, die nicht ganz die Profilpose einnahm, war Scott Gale. Ich reichte die Seidenkopie an die Menschen weiter, die sich emsig darüber beugten.
    „Ich weiß, wann sie gemacht worden ist“, sagte ich. „Sie haben den Wettflug gewonnen. Seht ihr die Verzierungen auf dem Podium? Links steht Schwarzlocke – Murno Pentroy – erinnert ihr euch, derjenige, der Sprünge macht? Die Moruianerin rechts muß Ullo Mattroy an sein, dritter Platz; das Kind desjenigen, dem der Dampfer Esnar gehört.“
    Dann zog die Ningan rasch an der langen Schnur, die den „Wunschkorb“ zusammenhielt, und er öffnete sich wie eine Sternlilie, um eine Fülle prächtiger bunter Gewänder zu

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