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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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enthüllen. Die Menschen sperrten vor Bewunderung den Mund auf; sie erblickten den Reichtum von Torin.
    „Es sind nur armselige Geschenke“, sagte Ammur, „und sie vermögen nicht, Eure Gedanken von der Krankheit Eures Verwandten Scott Gale abzulenken. Aber tragt sie und behaltet sie als Ausdruck unserer Freundschaft, wenn ihr an Bord der Esnar geht.“
    Sie gab Obal und mir einen Wink, und wir begannen die Geschenke auszubreiten. Da waren drei aus Seide und Wolle gewebte und mit Brillanten besetzter Stickerei verzierte blaue Umhänge. Da waren lange Gewänder jeglicher Größe, Kappen, Schnürstiefel und Beuteltaschen. Ich hätte die Benutzung dieses Luxus nie erraten, wenn ich nicht die abgelegte Galakleidung der Granden von Itsik gesehen hätte.
    „Dank der Ningan und dem Führer für diese schönen Sachen“, sagte Sam, als sie die Gewänder in die Hand nahmen. „Wir müssen ein Gegengeschenk machen.“
    Lisa und Sam gingen zu den Vorratsschränken, und ich sprach mit Karin.
    „Wirst du dieses Schiff Esnar besteigen?“
    „Irgend jemand von uns muß mitfahren, Yolo.“
    „Karin, du mußt vorsichtig sein …“
    Dann wurden die Menschengeschenke gebracht, T-Shirts, Socken, Hosenanzüge, Schokolade, und die Ningan nahm sie dankend entgegen. Sie war hocherfreut über ihr eigenes Geschenk aus Kugelschreibern und Tesafilm zum Kleben. Mir dämmerte, daß sogar ich ihr irgendwie zu trauen anfing, und ich war sicher, daß die Menschen darin noch weiter gingen. Ich brachte dem Diener Obal ein T-Shirt und bot es ihm hinter dem Schreibstuhl der Ningan dar. Ich wußte, daß es einem Zeugen schwer fiel, zu lügen; es gehört zu ihrer Ausbildung. Als ich ihm das Geschenk überreichte, fragte ich: „Hast du Scott Gale gesehen?“
    Er brauchte nur zu blinzeln, um einen Teil von dem zu bestätigen, was die Ningan gesagt hatte, aber er starrte mir, ohne zu blinzeln, dreist und jeglicher Verlegenheit bar ins Gesicht.
    Die Ningan kannte die Wirkung von Dingen. Sie stand auf und wiederholte ihre Bitte, daß alle Menschen mit nach Rintoul fahren, den Großen Ältesten treffen und Scott Gale helfen mögen. Dann ging sie hinaus, um die Geschenke zu verteilen und überließ die Menschen ihrem Gespräch untereinander. Sie sprachen laut und hastig; es war zuviel für mich, sie ganz zu verstehen. Ich konnte nicht feststellen, was sie vor hatten. „Zu viele Imponderabilien“, sagte Sam immer wieder, und ich deutete es als: „Zu vieles, das wir nicht wissen.“ Sie wandten sich wieder an mich.
    „Yolo“, fragte Sam, „warum fürchtest du dich vor diesem Besuch?“
    „Ammur Ningan besitzt große Macht. Sie ist die Erste Helferin des Führers; sie entscheidet über Leben und Tod.“
    „Können wir uns auf ihr Wort verlassen? Es war ein feierlicher Eid, oder nicht?“
    „Doch“, sagte ich, „aber ich weiß, daß Tsorl ihr nie trauen würde.“
    „Tsorl ist nicht hier“, sagte Sam.
    Da erkannte ich, daß er dem Abgesandten nicht traute; er sah in ihm den Verbannten, den armen Ausgestoßenen. Er hatte keine wirkliche Kenntnis von dem ehemaligen Posten des Abgesandten an der Spitze einer Stadt. Ich fühlte mich wütend und hilflos, aber ich sprach es nicht aus; es war so, als hätte uns allein die Anwesenheit von Ammur verschlagen und vorsichtig gemacht.
    „Das Luftschiff ist sehr sicher“, sagte ich. „Keiner kann hineingelangen, wenn die Türen verschlossen sind. Die Soldaten haben Angst davor. Laßt uns alle in das Luftschiff gehen und über den Außenlautsprecher mit der Ningan reden.“
    „Warum sollten wir das tun?“ fragte Sam. „Nein, Yolo, das wäre zu drohend. Wir wollen diesen Leuten keine Furcht einjagen. Wir müssen mit dieser Ningan fahren und Scotty sehen.“
    „Yolo“, sagte Lisa, „welchen Streit auch immer Tsorl mit diesen Leuten haben mochte, es ist nicht unser Streit … und es ist auch nicht dein Streit.“
    „Bitte“, sagte Karin, „Komm mit uns nach Rintoul.“
    „Ja“, sagte ich. „Ja, ich komme mit euch mit.“
    Ich überlegte mir, ob sie mich einen Eid schwören lassen würden, wie die Ningan; in Gedanken schwor ich bei der Stadt Tsagul. Ich mußte bei ihnen bleiben und sie vor Schaden bewahren.
    Sogleich ging ich hinaus und der Ningan mitzuteilen, daß die Menschen mit der Esnar mitfahren würden. Sie war so erfreut darüber, daß sogar ihre Augen lächelten. Es war nach Mittag; die restliche Zeit bis zum Untergang der Großen Sonne verbrachten wir damit, das Lager abzubrechen und alle

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