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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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eingefallenen Mauer der Tsatroys, die zum Vorgebirge führte, entlang hinauf, bis ich zu dem alten Wachtturm gelangte. Ich kauerte mich in ein Nest von Ranken, kaum eine Körperlänge von Mital Gullan und den anderen wachhabenden Vasallen entfernt. Die Große Sonne wurde von dem felsigen Vorgebirge der Hafeneinfahrt verdeckt; ihr letztes Licht fiel auf das Meer.
    „… nach Südosten …“, sagte der Wachtposten.
    „Ein Handelsschiff, soweit ich es feststellen kann“, sagte Mital. „Dieses verdammte Fernrohr!“
    „O, wenn das dein Teufel ist, Mital … das wäre ein guter Fang für dich“, sagte der zweite Wachtposten.
    Mital Gullan lachte wie ein Wolf.
    „Ja, wenn das Garls Schiff ist – wie heißt es denn? – haben wir alle vier Teufel in unserem Netz gefangen.“
    „Es heißt Beldan“, sagte der erste Wachtposten. „Es wurde uns gesagt, es hieße Beldan. Ein Gewürzschiff.“
    „Sollen wir es der Ningan berichten?“ fragte der zweite Wachtposten.
    „Noch nicht, laßt das Schiff nur kommen“, sagte Mital.
    „Wir haben keine Eile. Wenn es hier anlegt, werden wir es entern. Wenn es um diese verdammten Inseln herum segelt, werden wir hier noch immer an der Küste warten.“ Ich schlich durch die Ranken zurück und neigte den Kopf, um das sich verdunkelnde Meer zu betrachten. Im Südosten sah ich nichts außer Nebel und Wasser; dann ein Licht. Es glich dem Mastlicht eines Handelsschiffes. Ich wich weiter zurück und preßte den Körper bäuchlings an die warme Erde von Tsabeggan, als wollte ich dadurch Kraft gewinnen. Scott Gale war nicht verrückt und nicht in Rintoul. Die Geschichte der Ningan war von Anfang bis Ende erlogen. Scott Gale kam dort aus der Dunkelheit mit einem Schiff nach Tsabeggan, um seine Freunde wiederzufinden, genauso wie es Karin-Ru gehofft hatte. Das war Nantgeebs Warnung: „Schiff … Gefahr …“ Es gab zwei Schiffe: das eine, diese Beldan, das Gewürzschiff, und das andere, die Esnar, ein viel schnelleres Schiff, das Tiath Gargan ausgesandt hatte, um der Gefährten von Scott Gale habhaft zu werden.
    Aber was konnte ich denn mit all dieser Erkenntnis anfangen? Sam, Lisa und Karin befanden sich an Bord der Esnar, fest in dem Netz der Ningan. Ich wußte nicht, ob sie eine Waffe bei sich hatten. Schlimmer noch – wie sollten sie mir Glauben schenken, wenn ich zurückeilte und Alarm schlug? Sie waren in der Minderzahl; sie konnten sich kaum den Weg von der Esnar herunter bahnen, sogar wenn ich sie dazu überredete, es zu versuchen. Das Bild der nahenden Beldan tauchte in meinem Geist auf. „Wenn sie … um die Inseln … herumsegelt …“ Und plötzlich fand ich die Lösung.
    Ich kroch im Schütze der alten Mauer zurück. Die kleine Dunkelheit hatte sich gesenkt; das einzige Licht stammte von den Suchlichtern der Esnar; die Wache hatte kein Lagerfeuer entzündet. Ich duckte mich und rannte über die Pfade zu den Sanddünen. Da war die Kleine Fischbucht, und mein Boot lag im Schilf.

 
Scott Gale
     
    Da lag das Boot gut versteckt vor den Blicken aus dem Lager; ich nahm es in meine Arme und rannte damit los. Ich stieß es wie eine Schwimmatte in das dunkle Gewässer und warf mich darauf. Wir, das Boot und ich, glitten zusammen hinaus, um die Klippe herum, die die Fischbucht schützte, auf die offene See. Als das Gleiten aufhörte, zog ich an einer Startschnur, und ein kleines Kraftpaket begann zu surren; ich sauste über das Große Meer. Es war die Zeit der kleinen Dunkelheit, die letzten Strahlen von Esto waren gerade verloschen und hatten die Wellen schwarz zurückgelassen. Ich zickzackte wie wild umher, denn es herrschte ein schwerer Seegang, und ich strengte meine Augen an, um diesen Lichtpunkt des sich nähernden Schiffes zu entdecken.
    Plötzlich bäumte sich das Boot, als wäre ich auf einen Felsen aufgelaufen, und ich spürte, wie ich nach Süden getrieben wurde. Ich befand mich wieder in der Rundströmung, die stärker war als das Kraftpaket im ersten Gang. Ich zog nochmals an der Schnur, und das Surren wurde schriller. Das Boot, das ich mit meinem Körper steuerte, begann die Oberhand über die Strömung zu gewinnen und fuhr ihr ohne weiteres entgegen. Ich sah das Schiff, immer noch in weiter Ferne, dann überspülten mich die Wellen, und ich tauchte keuchend wieder auf. Dennoch kämpfte sich das Boot weiter an das Schiff heran. Ein Wind kam auf, und die Wogen waren so schwer zu überwinden wie in dem Kanal zwischen Hindan und Steen. Um mich herum war nichts

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