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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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anderes zu erblicken als die Schaumkronen, die Dunkelheit, die feuchte Seeluft und darüber die Sterne.
    Ich trieb weiter und weiter, wobei ich zwischen den Wellengängen Luft schöpfte wie ein Schwimmer und meine Augen anstrengte, um die Dunkelheit zu durchbohren. Ich glaubte, das Schiff nochmals zu sichten. Ich spornte das gute tapfere Boot an, dieses von Menschen hergestellte Kraftpaket, das gegen die Macht des Ozeans ebenso unermüdlich ankämpfte wie der kräftige Dampfer von Mattroyan. Mehrmals bäumte sich die Stupsnase des Bootes so hoch, daß es sich fast überschlug, und ich drückte es so fest hinab, wie ich konnte. Ich spürte, daß meine Kräfte nachließen; ich war müde und verängstigt. Ich sah mich selbst erschöpft auf dem Boot zusammenbrechen, während es in die Dunkelheit hinausglitt, ohne dem Schiff Beldan zu begegnen.
    Dann trat plötzlich eine Flaute ein, ich geriet in ruhigeres Gewässer und warf das Boot herum, wobei ich Arme und Beine als Bremse benutzte. Eine dunkle Wand erhob sich vier Körperlängen entfernt aus dem Meer. Ich war so verdutzt, daß ich im ersten Augenblick nicht erkannte, daß es das Schiff war.
    Die Beldan segelte zielstrebig auf die unbeleuchtete Hafeneinfahrt von Tsabeggan zu. Ich sah plötzlich den Hinterhalt an dieser stillen Stelle vor mir, an der sich die Pentroy-Vasallen auf die Mannschaft des Handelsschiffes stürzen würden. Ich drängte das Boot in einem Bogen an das Schiff heran, das ich seitlings erreichte. Es türmte sich über mir in aufgewühltem Wasser. Ich stand auf und hämmerte mit aller Kraft gegen das stämmige Handelsschiff. Ich rief mit voller Lautstärke, aber der Wind und die Dunkelheit schienen meine Stimme in ein Flüstern zu verwandeln. Ich beugte mich herab und drehte an der Schnur des Kraftpakets so, daß ein schrilles Heulen durch die Dunkelheit drang.
    „Halt!“ rief ich. „Nahoo, Beldan ! Alarm! Gefahr! Die Pentroys sind auf der Insel. Die Pentroys sind auf der Insel!“
    So hämmerte und schrie ich, und mein armes Boot piepste, und als es nichts mehr ausrichten konnte, erblickte ich über mir Köpfe an der Reling. Das Schiff schaukelte auf dem Wasser, als sie es anhielten; moruianische Stimmen sprachen untereinander und riefen mir Fragen zu. Ich sah, wie eine Sprossenleiter und eine Bootschlaufe herabgelassen wurden, woraufhin ich mein Kraftpaket abschaltete und wartete.
    Eine Omor kletterte herunter und stellte Fragen. Ich griff nach ihrer Hand, aber das Handelsschiff schlingerte plötzlich und stieß mit meinem Kopf zusammen. Ich fiel quer über mein Boot und wurde einige Sekunden ohnmächtig, ehe ich wieder zum Halbbewußtsein kam. Ich hörte eine Stimme durch den Nebel des Schwindelgefühls und der Erschöpfung, so daß ich eine solche Freude empfand, daß ich gegen meine schmerzliche Beule am Kopf ankämpfte.
    „O, Hilfe!“ rief ich in der Menschensprache. „Alarm, Scott Gale …“
    Das Deck war nun beleuchtet, und alle Leute, die ich sehen konnte, waren Moruianer. Dann teilte sich die Menge, und er schritt zwischen ihnen hindurch: endlich erblickte ich ihn. Da stand Scott Gale in einem moruianischen Umhang; sein Bart war dicht und schwarz, und seine Augen hellblau, blauer als der Himmel oder als die Augen seiner Freundin Karin-Ru. Ich sah in eine andere Richtung und erblickte ein verwundertes moruianisches Gesicht. Es gehörte einem jungen männlichen Wesen, fast noch einem Kind, mit breiten Backenknochen und hellbraunen Augen.
    „Gelobt sei Telve und die Feuergeister“, flüsterte ich. „Scott Gale … wendet das Schiff, segelt um die Küste von Tsabeggan herum. Der Hafen ist voller Pentroy-Soldaten.“
    „Vasallen!“ sagte Scott Gale.
    „Wie sind die Pentroys nach Tsabeggan gelangt?“ fragte er.
    Seine Stimme war tief und wohlklingend wie die Stimme von Sam-Deg. Er sprach sehr gut moruianisch, aber mit einem starken Bergakzent.
    „Sie sind mit einem Dampfer gekommen, der Esnar“, sagte ich „Dem Vergnügungsschiff des Kaufmanns Mattroyan.“
    „Sind meine Freunde in Sicherheit?“ fragte er. „Wie geht es ihnen? Geht es Karin gut … und Sam … und Lisa …?“
    „Es geht ihnen gut“, sagte ich auf Englisch, „aber sie glauben die Lügen der Pentroys.“
    „Wer bist du?“ fragte er. „Bist du eine Insulanerin?“
    „Nein“, sagte ich. „Ich glaube, meine Sprache verrät, wo ich Moruianisch gelernt habe, ebenso wie die Eurige.“
    Ich fing den Blick des jungen Moruianers auf, der lachte. Um mich herum

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