Das Feuer das am Nächsten liegt
habt keineswegs mit Worten gegeizt, Ammur“, sagte ein jüngerer Grande mit einem Ärmelknoten in den Farben der Galtroys. Er verbeugte sich und nickte den Menschen zu, die sich ihrerseits verbeugten.
„Also wirklich“, sagte ein altes von Kopf bis Fuß in karmesinrote Seide gekleidetes Wesen, „ich stelle fest, daß wir durch diese gewöhnliche Sklavin da miteinander reden können. Aber wie können wir wissen, was diese Teufel tatsächlich sagen?“
„Liebe Mutter Leeth“, sagte eine besänftigende Person in phantastisch bunter Seide und mit einer blonden Perücke, „ich bin sicher, daß die Dolmetscherin Wort für Wort das übersetzt, was sie sagen und was wir sagen.“
„Willkommen auf dem Festland Torin“, fuhr sie fort und schaute dabei die Menschen an. „Wir haben einmal einen Gefallen von Escott Garl erwiesen bekommen. Laßt uns Freunde sein.“
„Vielleicht könnte uns diese edle Person erzählen, wie es mit Scott Gale steht?“ fragte Sam.
„Leider weiß ich das nicht“, erwiderte die Hoheit. „Zuletzt sah ich ihn vor dem Rat in Rintoul. Vielleicht hält er sich noch in der Stadt auf.“
„Bitte, das reicht, Hoheit“, rief die Ningan. „Die Übungsstunde ist vorüber. Ich muß meinen Auftrag zuende führen und sie in das dritte Gemach bringen.“
„Frag die Ningan, wo der Große Älteste ist“, sagte Sam mit einem Anflug seiner üblichen Ungeduld. „Wir sollten doch den Herrscher kennenlernen?“
„Er macht seine Morgenübung“, sagte Ammur Ningan. „Er ist dahinten in der Wildnis mit einer Mannschaft von Ausbildungsdienern und Schiffern.“
Die Granden zeigten dort hin und redeten untereinander. Wir sahen, daß die Aufmerksamkeit der Gesellschaft vor dem Zelt nicht so sehr der Parade der Ningan galt, sondern dem bräunlichen Land jenseits der Straße. Wir konnten nur undeutlich eine kleine Staubwolke und Gestalten erkennen, wo der Große Älteste mit seiner Dienerschaft herumrannte und -sprang.
„Führt die Teufel in das dritte Gemach“, sagte die Ningan.
Der Rest ihrer Höflichkeit war dahin. Die Vasallen drängten die Menschen und mich durch einen Vorhang in ein riesiges schwarzes Zelt. Wir durchquerten einen Gang, der durch die weiße Seide oben vom Tageslicht beleuchtet wurde, und gelangten in einen stillen Rundraum, der diesmal von Kerzen hinter Schirmen beleuchtet wurde. Es war mit einem dicken Teppich belegt und sehr vornehm mit Kissen und Blumen in einem Wasserbecken und Korbstühlen ausgestattet. Die Wandbehänge waren aus Seide und Wolle; die seidenen waren pastellfarben, die wollenen dick und schwarz.
„Na schön!“ sagte Sam. „Sprich, Yolo! Was weißt du sonst noch?“
„Ich weiß, daß wir hier vorsichtig sein müssen, Sam“, sagte ich, ohne die Wände anzuschauen. „Blickt nicht umher. Hinter den schwarzen Behängen sind Wächter.“
Die drei Menschen setzten sich behutsam hin und versuchten auf den Seidenkissen unbefangen und entspannt zu wirken. Sie hatten noch ihre weißen Tragetaschen um. Mich beeindruckte der verfremdete Anblick.
„Mach schnell …“ sagte Lisa.
„Scott Gale ist auf der Insel Tsabeggan“, sagte ich. „Er ist weder verrückt, noch krank.“
Karin stieß einen Schrei aus und preßte die Hand vor ihre Lippen.
„Warum …“ sagte sie. „Warum hat diese Ammur das getan –“
„Ich kann mir denken, warum“, sagte Sam grimmig. „Was ich herausbekommen möchte, ist: woher du das weißt, Yolo Horn? Tsabeggan? Warum ist er zu dieser Insel zurückgekehrt?“
„Er ist mit einem Schiff, der Beldan, hingelangt“, sagte ich. „Erinnere dich, daß die Pentroy-Soldaten die Landzunge bewachten. Ihr wart alle an Bord der Esnar. Ich hörte Mital Gullan sagen, es nahe ein Schiff. Ich fuhr mit meinem eigenen Boot hinaus und warnte die Beldan vor der Gefahr.“
Der Schock war schlimm; Sam sprang auf und brüllte fast.
„Um Himmels willen!“ sagte er, wobei er sich anstrengte, seine Stimme zu senken. „Versuchst du mir einzureden, daß du ihn gesehen hast, ohne uns etwas davon zu sagen?“
„Hättet ihr das Schiff verlassen können?“ wandte ich ein.
„All dieser Quatsch über eine Fortgelaufene … Yolo, was für ein Spiel treibst du?“
„Ich bin eine Fortgelaufene“, sagte ich. „Hättet ihr das Schiff verlassen können, Sam?“
„Yolo“, sagte Karin, „hat Scotty dir einen Brief oder sonst etwas mitgegeben?“
„Ja, das tat er“, sagte ich und fühlte mich elender denn je.
„Aber auf der Reise ist es
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