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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Entwicklung halten sollte, hätte sie sich für einen kleinen, hinterhältigen Triumph entschieden, weil sie Khalil zu dieser Torheit getrieben (verleitet?
verführt?
) hatte. Denn, Entschuldigung, in seinem Alter sollte er es wirklich besser wissen. Ob das ihre eigene Dummheit wieder aufwog, wusste sie nicht recht, zumal sie den Verdacht hatte, dass sie selbst ein gutes Stück dümmer gewesen war als er. Aber sie war nicht zu stolz, um einen Sieg einzusacken, wenn sich ihr die Chance dazu bot.
    Ihre ganze Unterhaltung war einfach zu merkwürdig, zu intensiv gewesen. Vielleicht wäre jetzt ein strategischer Rückzug angebracht. Sie drehte sich auf ihrem Stuhl herum, sodass sie wieder die Tischplatte vor sich hatte, griff nach ihrem Eiskaffee und steckte die Nase tief ins Glas.
    Noch immer kichernd ging Khalil zurück an den Tisch und setzte sich wieder. Grace hielt den Kopf gesenkt und trank in kleinen Schlucken, während sie ihn aus dem Augenwinkel beobachtete. Er wurde ernst und nachdenklich. Nach einer Weile fand sie, dass sie es jetzt wagen konnte, ihr Glas abzustellen. Aber sie ließ es nicht los. Apropos Dummheiten. Als ob sie einen Dschinn, der irgendetwas im Schilde führte, abwehren könnte, indem sie sich an irgendeinem Glas festhielt.
    Khalils Blick verfinsterte sich. »So viel Freude es mir auch macht, dich zu ärgern – wir müssen trotzdem über heute Morgen reden.«
    Alle Gedanken ans Flirten waren spurlos verschwunden. Ihre Schultern sackten nach vorn, und sie nickte. »Ja, natürlich.«
    Sie stützte die Ellbogen auf den Tisch und die Stirn in die Hände und richtete ihre Aufmerksamkeit auf das, worum ihre Gedanken seit dem Vorfall kreisten: auf die Erinnerung an die Stimme, die die Sterne vernichtet hatte.
    Khalil hatte gesagt, sie bräuchte keine Angst zu haben. Und obwohl Grace zu schätzen wusste, dass er sie damit auf seine Art zu trösten versucht hatte, glaubte sie nicht, dass er begriff, wie Furcht einflößend die Vision selbst gewesen war. Nur ungern wollte sich Grace für die Möglichkeit öffnen, noch mehr solcher Visionen zu erleben.
    Die Hände zu Fäusten geballt, tastete sie nach der Erinnerung. Zu Grace’ unermesslicher Erleichterung blieb diese in der Ferne, losgelöst von ihrer Person.
    Erst als Khalil ihr die Hand auf den Rücken legte, wurde ihr bewusst, wie stark sie sich verspannt hatte. Er sagte: »Rede.«
    »Es kommt nichts mehr«, sagte sie. »Sie ist weg. Die Vision war eindeutig für Cuelebre bestimmt.«
    Khalil sagte: »Die Stimme hat die Große Bestie erwähnt.«
    »Ob er will oder nicht, es ist seine Prophezeiung.« Ihre Stirn legte sich in Falten. »Allerdings glaube ich, dass die Vision, wovon sie auch handeln mag, mehr umfassen könnte als nur Cuelebre. Sie kam mir irgendwie global vor, oder auch elementar. Ich habe gesehen, wie sich die Sterne am Nachthimmel verfinsterten.« Der Anblick war so widernatürlich gewesen, dass sie ein neuerliches Schaudern nicht unterdrücken konnte.
    Er sah sie schärfer an. »Ich habe nichts gesehen, nur die Stimme gehört. Hast du den Ort wiedererkannt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es könnte etwas Symbolisches gewesen sein, aber ich bin mir nicht sicher. Orakelvisionen können auf verschiedene Weise eintreten. Sie können aus der Vergangenheit oder möglichen Formen der Zukunft stammen, oder sie können eine traumähnliche Abfolge von Bildern sein, die eine besondere Bedeutung für einen Fragesteller hat. Meine Großmutter und Petra konnten die verschiedenen Arten auseinanderhalten, aber mir fehlt dafür die Erfahrung. Es war erst das dritte Mal, dass ich mit der Kraft des Orakels in Kontakt gekommen bin. Das zweite Mal war bei Carling und Rune.« Mit einem schiefen Lächeln sah sie Khalil an. »Meine Großmutter und meine Schwester Petra haben beide gesagt, das Orakel bekäme eine Menge verrückten Scheiß zu Gesicht. Sie haben auch gesagt, sie – wir – hätten eine Art eingebauten Schutzmechanismus, der uns hilft, im Nachhinein Abstand von unseren Visionen zu gewinnen. Die Visionen, die wir sehen, gehören zu anderen Personen. Wir müssen sie loslassen können, damit wir nicht wahnsinnig werden. Petra glaubte, aus diesem Grund könne sich das Orakel manchmal an nichts mehr erinnern. Allmählich begreife ich wohl, was sie damit meinte.«
    »Ist es normal, dass sowohl Cuelebre als auch ich die Stimme gehört haben?«
    »Ja und nein.« Sie zog eine Grimasse. »Manchmal fungiert das Orakel als Medium für einen

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