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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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konnte: »Tja, niemand hat damit gerechnet, dass sich das Ganze so entwickeln würde.«
    Während ihrer Unterhaltung war das Nachmittagslicht kräftiger geworden. Im Flur fing Chloe an zu plappern. Sie sprach mit ihren Spielsachen, und Max antwortete ihr mit unverständlichem Gebrabbel.
    Grace wandte sich wieder Khalil zu. Auf seinen eben noch harten Zügen lag nun ein nachsichtiges Lächeln. »Danke für das Gespräch«, sagte sie. Sobald die Worte heraus waren, schlug sie sich die Hand vor den Mund. »Ganz ehrlich, das ist mir nur so rausgerutscht. Tut mir leid.«
    Statt verärgert oder angewidert wirkte er diesmal erheitert. Er stand auf. »Ich komme morgen wieder, um die Kleinen zu besuchen.«
    Grace erhob sich ebenfalls. »Wir sind morgen unterwegs. In der Bücherei ist Vorlesestunde, wir müssen Bücher zurückgeben und …« Er hörte ihr so aufmerksam zu, dass sie unsicher wurde und den Satz unbeholfen zu Ende brachte: »Na ja, das brauchst du dir nicht alles anzuhören.«
    »Wie sieht ihr Zeitplan am Abend aus?«
    »Essen um fünf, ins Bett um acht.«
    Er hob die Brauen. »Kann ich sie vor dem Schlafengehen besuchen kommen?«
    Grace war beeindruckt. Er hatte tatsächlich gefragt, nicht angeordnet. »Sicher«, sagte sie.
    Einen Moment lang betrachtete er sie mit unergründlicher Miene. Dann spürte sie, wie seine Gegenwart in einer sengenden, unsichtbaren Zärtlichkeit über ihre strich. Als sie scharf Luft holte, senkte er den Kopf und verschwand.
    Hörbar schloss sie den Mund. Was war denn das? Seine Version einer Abschiedsumarmung?
    »Selbst Samantha war überrascht, wenn Leute ohne Vorwarnung auftauchten und verschwanden«, murmelte sie. »Und sie war selbst eine Hexe. Ich bin nicht Darrin. Wirklich nicht.«
    Da niemand in der Nähe war, um ihr zu widersprechen, ging sie zu den Kindern, die aus ihrem Mittagsschlaf erwacht waren.
    So unterhaltsam es auch war, sich mit Khalil zu streiten – mit ihm zu reden war doch noch schöner gewesen. Grace versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken, weder an diesem noch am folgenden Tag.
    Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatte, schnappte sie sich das Babyfon und nahm die Treppe in Angriff, um ihren Schrank nach zusätzlicher Kleidung zu durchforsten. Was die Narben an ihren Beinen anging, schien sie eine Art emotionale Blockade durchbrochen zu haben. Sie suchte nicht nur einige kurze Hosen heraus, sondern fand auch ein paar Caprihosen, von denen sie ganz vergessen hatte, dass sie sie überhaupt besaß. Verärgert über sich selbst schüttelte sie den Kopf. Wäre sie in Bezug auf ihre Sommergarderobe nicht so festgefahren gewesen, hätte sie diese Hosen schon die ganze Zeit tragen können.
    Am Morgen brachte sie die Kinder in die Bücherei. Das frühkindliche Lernprogramm für Babys in Max’ Alter begann um neun Uhr. Es war nicht viel mehr, als im Kreis zu sitzen, mit weichen, plastiküberzogenen Büchern zu spielen und Kinderlieder zu singen, aber er liebte es. Chloe verkündete, sie sei zu groß, um im Kreis zu sitzen und mit den Babys und ihren Aufpassern zu singen, weshalb sie es sich etwas abseits mit einem Malbuch und Buntstiften gemütlich machte und die Lieder mitsummte.
    Auf dem Nachhauseweg hielten sie an ein paar Geschäften an, um einige Grundbedarfsartikel zu kaufen, die der
Super Saver
nicht führte. Nachdem Max eine Runde geschlafen und alle zu Mittag gegessen hatten, fuhren sie wieder zur Bücherei zu Chloes Vorlesestunde und dann zurück nach Hause, wo beide einen Nachmittagsschlaf machten. Während Max und Chloe schliefen, polierte Grace einen ihrer beiden Lebensläufe vollständig auf und machte sich daran, den anderen zu optimieren.
    Ein zögerliches Klopfen erklang an der Tür. Auf der Veranda stand ein Paar mittleren Alters.
    Grace nahm die Schultern zurück und unterdrückte ein Seufzen. Wenn ein Orakel starb, bat das Hexenreich in einer öffentlichen Bekanntmachung darum, dem neuen Orakel eine Übergangsfrist von drei Monaten zu gewähren, bevor man mit einer Frage an es herantrat. Diese Übergangszeit war für Grace jetzt vorbei. Von nun an würden immer mehr Leute um eine Konsultation bitten. Sie ging zur Tür.
    Wie sich herausstellte, waren die beiden Bruder und Schwester, Don und Margie. Ihre Mutter war schon vor vielen Jahren verschieden, und letzte Woche war ihr Vater an einem Herzinfarkt gestorben. Erschüttert und in tiefer Trauer hofften die beiden, Abschied nehmen zu können.
    Grace konnte nicht anders, sie wurde weich.

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