Das Feuer Kabals
Kujaan erwirkte Heilungen, wo sie konnte und spürte, dass die Beschaffenheit Kitauns eine andere war, als die ihres Heimatplaneten. Die Elemente reagierten unterschiedlich auf ihre Befehle und fügten sich nur widerwillig. Dennoch gelang es ihr, drei Soldaten von Verbrennungen zu heilen. Die Männer erhoben sich bald, und als laute Stimmen vom Portal herüberschallten, wusste Kujaan, das der nächste Tross herüberkam. Diesmal waren es kaum mehr Männer und Frauen als das letzte Mal, bevor der Tunnel erneut zusammenbrach und Kujaan sah mit blankem Entsetzen auf die verbrannten Arme, Beine und Gesichter der Soldaten. Einer war ohne Kopf und mit verkohltem Leib durchgekommen. Thanasis hatte seinen Körper zur Seite geschafft. Sie hörte das Schreien der Verletzten, roch den abscheulichen Geruch angesengten Fleisches und taumelte im Beben des Bodens. Sie schrie auf, als ein Steinbrocken ihren Kopf traf, und rannte voller Panik in eine Ecke der Halle. Sie weinte, zitterte am ganzen Körper und war entsetzt, als Cendrine erneut die Hand erhob, um das Portal von Neuem zu öffnen. Fauchend schossen die Flammen daraus hervor und der Tunnel formte sich abermalig bebend und zitternd. Die Pyramide gab knirschende Geräusche von sich, während Staub und Mörtel von der Decke in die Halle fielen. Thanasis konnte der Äbtissin offenbar nicht helfen, also fing er die Männer und Frauen auf, die bewusstlos aus dem Portal flogen. Er erteilte Befehle, während Cendrine mit geschlossenen Augen und erhobenen Händen alles daran setzte, den Tunnel zu stabilisieren. Kujaan wischte ihre Tränen fort.
Ich muss mich zusammenreißen! Ich muss meine Angst überwinden! Hoch mit dir, Kujaan!
Sie eilte zu Thanasis.
»Kann ich irgendetwas tun?«
»Eventuell könnt ihr Cendrine unterstützen. Ich kann zwar ein Portal öffnen, doch was Cendrine dort macht, übersteigt meine Fähigkeiten.«
Kujaan schluckte und sah zur Äbtissin hinüber. Sie wechselte in die Aura-Sicht und erkannte, dass sie die statische Energie des Erd-Elementes nutzte, um den Tunnel zu beruhigen. Sie trat mit klopfendem Herzen neben Cendrine, die nur kurz die Augen öffnete und dann einige angestrengte Worte murmelte.
»Schau genau hin … ich brauche Deine Hilfe!«
Kujaan sah die Bemühungen der Äbtissin und fühlte, dass sie tatsächlich dringend Unterstützung brauchte. Die Röhre vibrierte bereits. Kujaan hob die Arme und rief die Macht der Dunklen Flamme in ihre Fingerspitzen. Ihr Bewusstsein erfasste mit einem Mal die Struktur des Tunnels, erkannte die Schwachstellen und stärkte sie mit Energie, die sie den Tiefen des Planeten entzog. Sie pumpte die Kraft Kitauns, die ein unerschöpfliches Potential bot, in ungeheuerlichen Mengen in den Verbindungsweg zwischen den Welten. Es reichte aus, aber nur knapp. Ein neues Beben erschütterte den Boden der Pyramide, doch der Tunnel hielt diesmal stand. Immer mehr der Mikarianer und Priesterinnen schwebten jetzt durch das Portal, Kujaan sah ihre Essenzen im Inferno der Feuerröhre wie die Funken eines Lagerfeuers hervorschießen und fühlte ihre Gegenwart die Halle füllen. Es verlangte sie danach, die Lichterfunken zu berühren, doch sie wusste auch, dass das falsch gewesen wäre.
Sie sind nah! Du brauchst die Kraft dringender als sie! Nimm dir, was dir zusteht!
Kujaan schüttelte den Kopf und vertrieb die eigenartigen Gedanken, die sich ihrer bemächtigt hatten. Sie spürte den Nachhall einer Gier nach Energie, die sie sich nicht erklären konnte. Sie atmete ruhig und das falsche Gefühl verflog.
Nach einer Ewigkeit, wie es ihr schien, legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Es war Cendrine, die erschöpft neben ihr stand und ihr lächelnd zunickte.
Kujaan sah sich um und entdeckte viele Mikarianer und Priesterinnen. Man hatte die Verletzten aufgereiht, heilte wo möglich und nötig die schlimmsten Verwundungen. Die Eishexen hatten sich unter die Priesterinnen gemischt und Kujaan sah Jenara über einem Mann knien, dessen Bein verkohlt war. Sie legte die Hände darauf und ein Eispanzer wuchs über die verbrannte Haut des Kriegers, der sofort erleichtert schien. Kujaan sah ein Leuchten inmitten des Eises und einen Moment später zerfloss das Eis zu Wasser. Das Bein darunter war noch gerötet, aber der Mann bewegte es und bedankte sich überschwänglich bei Jenara, die sofort zum nächsten eilte.
»Wir haben es geschafft. Wir sind drüben«, sagte Thanasis. Ein Mikarianer trat zu ihm.
»132 Soldaten, 33
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