Das Feuer Kabals
erreichten, wurden sie hineingerissen und fortgeschleudert. Viele von ihnen schrien. Ob vor Überraschung oder Schmerz, konnte Kujaan nicht sagen, bis sie an der Reihe war. Ihr Herz klopfte wie wild in ihrer Brust. Thanasis brüllte Befehle und Cendrine packte unvermittelt Kujaans Hüfte mit einem kräftigen Arm. Die Äbtissin sprang mit ihr in einem mächtigen Satz über die Soldaten hinweg mitten hinein ins Portal. Kujaan schrie auf, als die Energien des Tunnels nach ihr griffen und schmerzhafte Impulse in ihre Nerven sandten. Sie klammerte sich an Cendrine fest, die unbeeindruckt und mit großer Kraft durch den Tunnel voranschnellte. Sie blickte zurück und sah einen dunklen Schattenriss am Eingang des Tunnels erscheinen. Es war Thanasis. Etliche der Soldaten und Priesterinnen folgten, doch das Gefüge der infernalischen Röhre zitterte und erbebte. Kujaan bekam immer wieder Atemnot und hatte das Gefühl, das die Luft ungewöhnlich dünn war. Ihr Kopf sandte ein Schwindelgefühl in ihren Magen, die Hitze um sie herum war erstickend. Ihr Herz raste, als die feurigen Wände um sie herumrotierten und der Tunnel wie ein Wirbelsturm hinabfiel.
Sie schrie laut auf und fühlte eine ungeheuerliche Angst. Sie befürchtete, die Kontrolle über ihre Blase zu verlieren, doch der Gedanke daran, die Äbtissin mit ihrem Urin zu beschmutzen, ließ sie zusammenzucken. Sie riss die Augen auf und stellte sich der Todesangst. Wenn sie schon sterben musste, dann wollte sie nicht jammernd und weinend dahingerafft werden.
Die Äbtissin jagte mit rasender Geschwindigkeit voran und sie überholten die Soldaten, die vor ihnen in den Tunnel gestürzt waren. Die Männer schrien in Entsetzen und Kujaan sah, wie einer von ihnen eine Fontäne Blut ausspuckte. Sein Körper erzitterte und trudelte darauf in die Tunnelwand, wo er verglühte.
Das kann nicht richtig sein! Sarinaca! Steh uns bei!
Die Luft wurde noch dünner und Kujaan schwanden einen Moment die Sinne. Danach sah sie, wie Thanasis zwei Männer packte und davon abhielt, in den Flammen zu verglühen, die jetzt immer wieder aus den Wänden hervorschossen und nach ihnen leckten wie gierige Zungen. Eine dieser Flammen hüllte die Äbtissin und Kujaan ein und ihr blieb für einen Lidschlag die Luft zum Atmen weg. Sie spürte die Macht des Pentacuts, das rot aufleuchtete und sie vor dem sicheren Tod bewahrte. Kujaan blickte zurück und sah, wie der Anfang des Tunnels verschwand. Die Wände brachen ein, fraßen einander auf und verschlangen jeden, der dazwischen geriet.
»Der Tunnel! Er bricht in sich zusammen!«, brüllte Kujaan und Cendrine warf einen schnellen Blick zurück.
»Wir sind fast da! Halt dich fest!«
Sie schossen in einer brüllenden Feuersbrunst aus dem Tunnel in eine eiskalte, finstere Halle. Cendrine setzte Kujaan ab und fing die Männer und Frauen auf, die aus dem Tunnel hervorschossen. Viele von ihnen waren ohnmächtig oder gar tot. Kujaan sammelte sich und half Cendrine, so gut sie konnte. Als Thanasis aus dem Tunnel schwebte, zwei Mikarianer unter den Armen, brach der Weg hinter ihm zusammen. Die Flammen waren plötzlich fort und eine bedrohliche Stille und undurchdringliche Dunkelheit lag in der Halle, nur durchbrochen vom Stöhnen und Jammern der Verletzten. Die Priesterinnen, geschützt durch die Macht des Pentacuts, hatten die Reise besser überstanden als die Männer und ließen Lichter in der Luft erscheinen, die die Halle erleuchteten. Kujaan zählte zwölf Männer und acht Priesterinnen. Die Verluste waren verheerend. Cendrine richtete ihre Hand zum Portal, das hier dreieckig und aus Bronze errichtet war.
Ihre Stimme zitterte. »Das ist Irrsinn! Wir können die anderen nicht da durchholen!«
Cendrine sah sie mit festem Blick an. »Es geht nicht anders. Und jetzt sei still! Ich muss mich konzentrieren.«
Thanasis trat neben sie und erhob ebenfalls seine Hand. Sie konzentrierten sich darauf, das Portal zu öffnen, um Sarinaca zu Tunerstützen. Mit einem Mal brachen die Flammen neuerlich daraus hervor. Der lange Tunnel entstand ein weiteres Mal und die Wände der Pyramide, in der sie sich nun befanden, zitterten und knirschten von der brutalen Beanspruchung, die das wahnsinnige Unterfangen mit sich brachte.
Kujaan schüttelte den Kopf und stolperte entsetzt zu den Verletzten hinüber. Die Priesterinnen waren nicht weniger durcheinander als sie, doch die Älteren gaben Befehle und auch einige der Soldaten standen jetzt auf und halfen ihren Kameraden.
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