Das Feuer Kabals
Ordensschwestern, 13 Sjögadrun, mein Herr!«
Thanasis nickte und entließ den Mann. »Das ging nicht so gut, wie vermutet, aber nach dem ersten Durchgang hatte ich mit schlimmeren Verlusten gerechnet. Ihr habt hervorragende Arbeit geleistet!«, sagte Thanasis und sah dabei zu Kujaan.
Sie machte eine nervöse Geste. »Es beschämt mich, dass ich anfänglich in Panik verfallen bin. Verzeiht mir bitte!«
Sie spürte Cendrines Hand auf der Schulter.
»Das ist schon in Ordnung. Das nächste Mal zögere nicht, die Macht der Dunklen Flamme einzusetzen.«
Kujaan spürte ein Auflodern des Verlangens in ihr, als Cendrine die Dunkle Flamme erwähnte.
»Ich werde nicht noch einmal zaudern!«
Thanasis durchquerte die Halle und befahl den Mikarianern, Aufstellung zu nehmen. Er schritt ihre Reihen ab, die schnell von den Geheilten verstärkt wurden. Kujaan sah eine Gruppe toter Soldaten in einer Ecke der Halle liegen. Andere waren im Tunnel verendet, als dieser anfänglich zusammengebrochen war. Hätte sie rascher reagiert, wäre das zweite Zusammenbrechen womöglich vermieden worden. Sie hockte sich neben die Toten und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. All jene, die im Tunnel zwischen den Welten gestorben waren, wurde nicht einmal diese würdelose Aufreihung in einer kalten Halle fern ihrer Heimat zuteil.
Ich darf nie wieder in Panik verfallen! Ich muss stark sein! Ich muss die Macht der Dunklen Flamme nutzen, ohne Zögern, ohne Überlegung …
Sie wischte sich mit einem Zipfel ihrer roten Robe den Rest des zerlaufenen Lidstrichs von den Wangen, den sie sich heute Morgen aufgetragen hatte, und nahm ihre angesengte Tasche ab. Der Inhalt war durch ein großes Brandloch herausgefallen. Mit einem Mal dachte sie an den Kamm. Sie griff in ihr Haar - da war er! Wie durch ein Wunder war er stecken geblieben. Sie steckte ihn erneut ins Haar und dachte an Sewenas. Der Gedanke an seine starken und sanften Hände tröstete sie. Diese Reise verlief ganz anders, als sie noch vor Stunden angenommen hatte, doch wenn sie zurückkehrte, dann wollte sie in Sewenas Arme sinken und sich fallen lassen. Bis dahin musste sie jedoch stark sein, kämpfen, wie nie zuvor.
Kujaan erhob sich. Sie warf die verbrannte Tasche fort, sah, dass ihre Robe in verkohlten Fetzen herabhing, nahm sie ab und bedeckte den Körper eines toten Mannes damit. Sie trat zu Cendrine, die in diesem Augenblick ihre Rüstung und die Sengende Klinge herbeirief. Die Äbtissin sah entschlossen und mächtig aus. Kujaan wollte ein Beispiel an ihr nehmen.
Thanasis trat zu ihnen, begleitet von einem Hauptmann und einer ranghohen Priesterin. Er trug keine nennenswerten Waffen, nur ein kleines Messer an seinem Gürtel. Kujaan wusste jedoch, dass Thanasis jedem Sterblichen überlegen war und keine Waffen benötigte. Sie war nun froh, dass er sie begleitete.
»Die Pyramide ist verschlossen, wir werden das Tor mit Gewalt öffnen und uns einen Überblick über die Lage verschaffen.«
Thanasis eilte mit dem Hauptmann davon. Sie verschwanden in einem Tunnel, der aus der Halle hinausführte. Cendrine erteilte der Priesterin Befehle.
Kujaan wollte sich nützlich machen, doch niemand sagte ihr, was als Nächstes zu tun war. Sie überlegte, kam zu dem Schluss, dass sie außerhalb der Pyramide womöglich einem unbekannten Gegner gegenüberstanden, und versuchte sich vorzustellen, wie dieser aussah. Dann fielen ihr Sarinacas Worte ein. Die Göttin hatte sie als »Geheimwaffe« bezeichnet. Die Macht der Dunklen Flamme war etwas, das sie mit ihrem Feind teilte. Kujaan überlegte, wie sie die Dunkle Flamme gegen verschiedene Gegner einsetzen konnte, und prägte sich ein, nicht vor Angst zu erstarren. Ihr Zögern sollte nie wieder jemandem das Leben kosten. Sie dachte an den Hunger nach Energie, den sie verspürt hatte, als sie die Dunkle Flamme benutzt hatte, um den Tunnel zwischen den Welten zu stabilisieren. Es hatte sich angefühlt, als ob die sie nach der Lebensenergie der Menschen getastet hätte.
»Kujaan, komm mit, das Tor ist offen und Thanasis wartet auf uns!«, Cendrine winkte ihr und Kujaan folgte ihr durch den Korridor hinaus in eine sternenklare Nacht. Der Himmel zeigte fremde Konstellationen und ein kleiner Vollmond hing rechter Hand über den Gipfeln eines nahen Gebirgszuges. Das Tal, in dem sie standen, wurde links und rechts von Bergen gesäumt, von denen Kujaan wusste, dass sie bis zum Meer vor ihnen reichten. In der Dunkelheit war der Horizont nur ein blasser
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